Hamburg  . Becken hat Interesse an dem Grundstück bekundet und will dort rund 650 Sozialwohnungen bauen. Was die Stadt zu den Plänen sagt.

Einer der erfolgreichsten deutschen Projektentwickler ist Dieter Becken. Seine Becken Gruppe hat ihren Sitz an der Esplanade und der Hamburger ist seit mehr als 40 Jahren im Geschäft. In der nächsten Woche beziehen die ersten Mieter den Neubau ConneXion Office mit 17.000 Quadratmeter Fläche am Klostertor unweit vom Hauptbahnhof. Auch dieses Projekt wurde von Dieter Becken umgesetzt. In Berlin, Frankfurt, Wiesbaden Düsseldorf und München ist der Immobilienunternehmer ebenfalls gut im Geschäft. Und jetzt bekundet der gelernte Maurer Interesse an einem der wichtigsten Stadtentwicklungsvorhaben in der Hansestadt.

Holsten-Quartier: Kauft Dieter Becken das Grundstück?

Die Rede ist vom Holsten-Quartier in Altona. Dort sollen rund 1.300 Wohnungen, Büros und ein Hotel entstehen. Das Filetgrundstück hat seit 2016 mehrfach den Besitzer gewechselt, aktuell gehört es der Conus. Das ist eine Tochter der finanziell angeschlagenen Adler Group. „Ich würde das Holsten-Areal kaufen. Der Standort ist hervorragend für Wohnungsbau geeignet. Es ist eines der letzten Grundstücke in Hamburg, auf dem man in dieser Größenordnung ein Quartier entwickeln kann“, sagte Becken dem Abendblatt. Es habe auch bereits Gespräche mit der Consus gegeben.

Wie berichtet, sorgt das Holsten-Quartier seit Wochen für Schlagzeilen. Die zuständige Bezirksamtsleiterin Stephanie von Berg (Grüne) hatte die Verhandlungen mit der Consus auf Eis gelegt. „Das betrifft den Bebauungsplan für das Holsten-Quartier einschließlich des ergänzenden städtebaulichen Vertrags“, hatte von Berg verkündet.

Holsten-Areal: Hamburger Investor äußert Interesse

Zur Erinnerung: Bereits am 22. April hatte das Bezirksamt die Adler Group – zu der die Consus gehört – aufgefordert, eine Finanzierungszusage für das gesamte Bauvorhaben einzureichen. Zuvor war bekannt geworden, dass das Unternehmen offensichtlich finanzielle Schwierigkeiten hat. Mitte Mai hatte die Consus dann eine „Verlustanzeige“ heraus gegeben: Demnach sei anzunehmen, dass hohe Abschreibungen zu einem negativen Eigenkapital führen werden – Consus hätte also mehr Schulden als Vermögenswerte. „Hintergrund des Abschreibungsbedarfs sind gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens“, teilte das Unternehmen damals in Berlin mit.

Deshalb dürfte es die Stadt freuen, wenn ein solventer Projektentwickler wie Dieter Becken das Areal erwerben würde. Dem Abendblatt sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf. „Natürlich wäre es zu begrüßen, wenn ein seriöser und finanzstarker Investor, gerne aus Hamburg, das Holsten-Areal ankaufen und das Grundstück endlich entwickeln würde. Das setzt aber eine deutliche Korrektur des spekulativen Grundstückswertes voraus.“ Aber Kienscherf stellte auch fest. „Doch aktuell haben viele den Eindruck, dass die Consus aufgrund der internen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten kein verlässlicher Verhandlungspartner ist. Deshalb gehe ich weiterhin davon aus, dass es in den nächsten Monaten nicht zu einem Verkauf des Geländes kommen wird.“

Holsten-Quartier: Preis dürfte zum Problem werden

Wie berichtet, hatte die Stadt bereits Anfang Mai Interesse an einem Kauf des Holsten-Quartiers bestätigt. Der bei der Finanzbehörde angesiedelte Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) hat die Consus um Gespräche über einen möglichen Erwerb der Fläche gebeten. Einen neuen Sachstand gibt es dazu nicht.

Da geht’s nicht voran: das Holsten-Areal in Altona-Nord.
Da geht’s nicht voran: das Holsten-Areal in Altona-Nord. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Der Preis dürfte das Problem sein. Das rund 86.000 Quadratmeter große Holsten-Areal steht mit einem Wert von 364 Millionen Euro in den Büchern der Consus. Das ist eine Preisexplosion: Die Carlsberg Gruppe – zu der die Holsten Brauerei gehört – hatte 2016 das Grundstück für rund 150 Millionen Euro an die Gerchgroup verkauft. „Ich habe damals auch mitgeboten, hatte aber keinen Erfolg“, sagte Becken.

Holsten-Quartier: Becken will rund 650 Sozialwohnungen bauen

Aktuell berechnen Becken und sein Team, welcher Kaufpreis aus ihrer Sicht wirtschaftlich wäre. Wie Becken die rund 1300 Wohnungen aufteilen würde, weiß der Unternehmer bereits. „Wir würden rund 650 öffentlich geförderte Wohnungen bauen, weitere 30 Prozent Mietpreisgedämpfte Wohnungen und 20 Prozent bezahlbare Eigentumswohnungen.“

Wichtig ist für Becken: „Wenn wir das Grundstück kaufen, dann müssen wir Schulter an Schulter mit der Stadt arbeiten und brauchen umgehend das Baurecht.“ Eigentlich sollten auf dem Holsten-Gelände 2021 die ersten Gebäude stehen. Stattdessen ist das Areal bis heute eine Brache.