Hamburg. Hamburg bekommt viel Lob für harten Kurs gegen die Adler Group – zugleich herrscht Ratlosigkeit. Diese Projekte werden überprüft.
Viel Lob bekommen Stadt und Bezirk für ihren härteren Kurs gegen die Spekulation mit dem Holsten-Quartier – aber zugleich herrscht auch viel Ratlosigkeit. Denn die Instrumente, einen Grundstücksbesitzer zu einer Bebauung zu zwingen, sind überschaubar. Und so könnten die jüngsten Erklärungen der Stadtentwicklungsbehörde und des Bezirks Altona zum Holsten-Quartier zunächst folgenlos bleiben.
Wie mehrfach berichtet, kommt das städtebaulich ambitionierte Projekt auf dem Gelände der früheren Brauerei nicht voran. Dort wächst seit dem Verkauf von Holsten an die damalige Gerchgroup 2016 kein Gebäude in die Höhe – das Einzige, das wächst, ist die Bewertung des Grundstücks. Mehrfach wechselte der Besitzer, nun ist die Adler-Tochter Consus Eigner.
Die Stadtentwicklungsbehörde wird nun alle Areale überprüfen, die eine Verbindung zum Unternehmensgeflecht der Adler Group haben, „ob die auf den Flächen verfolgten städtebaulichen Ziele weiterhin in den bisher vorgesehenen Prozessen erreicht werden können.“
Holsten-Quartier: Stadt überprüft weitere Flächen der Adler Group
Dazu zählen neben dem Holsten-Quartier das Neuländer Quarree und die New York-Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, zwei stockende Projekte mit jeweils 400 geplanten Wohneinheiten in Harburg. Auch das Areal „Am Haken“ in Rothenburgsort sowie das Neue Korallusviertel in Wilhelmsburg kommen nicht voran. Dort sollen 830 Wohnungen entstehen. Gekauft hatte es 2016 die Gerchgroup, die es 2018 wieder veräußerte. Eine weitere Parallele zum Holsten-Quartier.
Das Bezirksamt Altona hat auf dem Areal unweit der Neuen Mitte mit sofortiger Wirkung alle Maßnahmen ausgesetzt. „Das betrifft den Bebauungsplan für das Holsten-Quartier einschließlich des diesen ergänzenden städtebaulichen Vertrags“, so Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg. „Der Senat darf die Notbremse nicht wieder lösen“, sagte nun Heike Sudmann von der Linksfraktion. „Jetzt geht es um einen Neuanfang – und zwar ohne die bisher vorgesehene extrem hohe Verdichtung im Holsten-Quartier“, die nur für den Eigentümer gut sei.
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Holsten-Quartier: Lob für harten Kurs gegen Investor
Scharfe Kritik kommt von der stellvertretenden FDP-Landesvorsitzenden Katarina Blume: „Der Senat steht beim Holsten-Quartier und anderen Bauprojekten vor einem Scherbenhaufen. Eine Fläche, die im Herzen Altonas dringend für den Wohnungsbau benötigt wird, liegt weiterhin brach.“ Sie fordert die Stadt auf, jetzt schnell die Kontrolle zurückzugewinnen und eine Lösung zu finden. „Die Vermarktung des Holsten-Quartiers über kleine Projekteinheiten nach Vorbild der HafenCity kann dafür ein passender Weg sein.“
Andreas Breitner, Direktor des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), lobte die Entscheidungen von Stadt und Bezirk als „richtig. Es geht jetzt darum zu retten, was zu retten ist.“ Die Entwicklung des Holsten-Quartiers könne nur auf der Grundlage wasserdichter Vereinbarungen zwischen Bauherren und Stadt bzw. Bezirk erfolgen. „Diese Vereinbarungen müssen neben den städtebaulichen Zielen eine unmissverständliche und klar definierte Vorgabe haben, bis zu welchem Zeitpunkt die Wohnungen übergeben werden müssen.“
Breitner plädiert dafür, dass die Stadt das Gelände kauft. Im Wege dürfte dabei aber der Preis stehen – das Areal steht bei der finanziell angeschlagenen Consus mit 364 Millionen Euro in den Büchern.