Hamburg. Mehr als 70 Prozent aller Hamburger Diesel dürfen künftig nicht mehr durch mit Stickoxiden belastete Strecken in Altona fahren.
Die vom rot-grünen Senat angekündigten Durchfahrverbote an der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße betreffen fast eine Viertelmillion in Hamburg gemeldeter Diesel-Fahrzeuge. Das ergibt sich aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering. Danach waren im April 335.943 Diesel-Pkw und -Lkw in Hamburg gemeldet. 238.564 davon erfüllen nicht die Abgasnorm Euro 6 (bzw. Euro VI).
Das heißt: Mehr als 70 Prozent aller Hamburger Diesel dürfen künftig nicht mehr durch eine besonders mit giftigem Stickoxid belastete Strecke der Max-Brauer-Allee fahren. Denn der Senat hat dort im Entwurf des neuen Luftreinhalteplans Durchfahrverbote für Diesel-Pkw und -Lkw angekündigt, um die Belastung zu senken. Ein solches Verbot gilt für Diesel-Lkw auch auf der Stresemannstraße. Ausgenommen sind in beiden Fällen lediglich neue Diesel, die die Abgasnorm Euro 6 (Pkw) bzw. Euro VI (Lkw) erfüllen.
Umweltbehörde nutzt durchweg ältere Diesel
Das bedeutet, dass künftig auch mehr als drei Viertel der städtischen Fahrzeuge die Max-Brauer-Allee nur noch eingeschränkt befahren dürfen. Denn laut Senatsangaben entsprechen von den 2076 Dieselfahrzeugen, die für Polizei, Feuerwehr oder Behörden unterwegs sind, 1611 nicht der Euro-6-Norm. Zu den Behörden, deren Diesel durchweg älter sind und die Luft stärker belasten, gehört die Umweltbehörde, die zusammen mit der Stadtentwicklungsbehörde 14 Diesel nutzt, von denen keiner die Euro-6-Norm erfüllt.
Kommentar: Weg mit dem Diesel-Privileg!
Die Durchfahrverbote seien nicht nur ein Wortbruch von SPD-Bürgermeister Olaf Scholz, der Fahrverbote ausgeschlossen habe, sagte CDU-Verkehrspolitiker Thering. Es sei auch „völlig unverhältnismäßig“, mehr als 70 Prozent der Diesel die Durchfahrt zu verbieten, obwohl das „nur minimale Minderungseffekte habe“.
Schuld an der Luftbelastung seien Staus und die Abschaffung von Parkplätzen, die zu starkem Parkplatzsuchverkehr führten. „Anstatt die Autofahrer wieder einmal zu gängeln, sollte sich der Senat lieber an die eigene Nase fassen und seinen eigenen Fuhrpark umrüsten“, so Thering. Der BUND organisiert derweil massenhaft kritische Stellungnahmen zum noch bis 8. Juni öffentlich ausliegenden neuen Luftreinhalteplan.