Hamburg. Die Maßnahmen des angekündigten Luftreinhalteplans werden Hunderttausende Autofahrer betreffen.
Diesel-Besitzer traf die Nachricht so überraschend wie ein Auffahrunfall: Die Hansestadt schreckt im Zuge eines Luftreinhalteplans der Umweltbehörde nicht länger vor Fahrverboten für Pkw und Lkw zurück und folgt mit ihren Maßnahmen anderen deutschen Städten wie Düsseldorf, München und Stuttgart.
Leitartikel: Aus für den Diesel?
Betroffen sind Pkw-Fahrer zwar nur auf einem kleinen Abschnitt der Max-Brauer-Allee zwischen Gerichtstraße und Holstenstraße, dennoch ist die unerwartete Kehrtwende des Senats auch für die Innenbehörde eine Herausforderung: Sie muss das Fahrverbot, das dort für alle Diesel-Pkw ohne Euro-6-Abgasnorm gelten soll, durchsetzen – was nur mit massiven Stichprobenkontrollen der Fahrzeugpapiere geht, weil keine blaue Plakette oder ein ähnliches Merkmal für solche Autos existiert. Von den in Hamburg registrierten 771.573 Pkw – davon jeder dritte ein Diesel – erfüllen bislang nur etwa 20 Prozent die Abgasnorm Euro 6. Erst seit 2016 gibt es kaum noch Neuzulassungen der Kategorie Euro 5.
Welche Autos betrifft das Diesel-Fahrverbot?
Offen ist, wie Verstöße gegen die Regelung sanktioniert werden. Im aktuellen Bußgeldkatalog ist zwar auch das Einfahren in eine Umweltzone ohne gültige Plakette aufgeführt und mit einem Bußgeld von 80 Euro verbunden. In Hamburg wird man einem Behördensprecher zufolge aber eher die Regeln für Durchfahrtsbeschränkungen anwenden. Verstöße mit dem Pkw kosten dann 20 bis 25 Euro, bei Fahrzeugen ab 3,5 Tonnen 75 Euro.
Dass Euro-6-Diesel die Anwohner der belasteten Straßen deutlich weniger schädigen als solche älterer Bauart, wird von unabhängigen Tests übrigens bislang nicht bestätigt. So haben die Deutsche Umwelthilfe, das Umweltbundesamt und der ADAC bei ihren Messungen festgestellt, dass viele moderne Diesel im realen Fahrbetrieb bis zu neunmal mehr Stickoxide ausstoßen als laut Prüfstandsnorm erlaubt. Nur wenige aktuelle Modelle, darunter ein Mercedes, ein BMW und ein Audi, schaffen es tatsächlich, auf Werte zu kommen, die auf dem Niveau eines modernen Benziners liegen.
Senator Kerstan zur Luftreinhaltung: