Hamburg. Gleich mehrere umstrittene Bauprojekte erzürnen die Anwohner: am Spritzenplatz, auf dem Zeise-Parkplatz und am Hohenzollernring.

Erst kam der Eklat um eine umstrittene Baugenehmigung für ein Bürogebäude, dann wurden futuristische Entwürfe für den beliebten Spritzenplatz wieder aktuell, und auch der Protest gegen eine Innenhofbebauung könnte wieder aufflammen: Im Altonaer Stadtteil Ottensen „brennt gerade die Hütte“, wie ein Grünen-Politiker sagt. SPD-Bezirksfraktionschef Thomas Adrian spricht von einer „aufgeheizten Stimmung“, mit der es die Altonaer Kommunalpolitik dort gerade zu tun habe. Tatsächlich rufen nun zwei Initiativen auch zu einer Protest-Kundgebung für den 28. Mai auf.

„Wir fühlen uns vom Bezirksamt hintergangen“, sagt Hauke Sann von der Initiative „Pro Wohnen Ottensen“. Der Protestzug richte sich vor allem gegen die Baugenehmigung für ein geplantes Bürogebäude auf dem früheren Parkplatz des Zeise-Kinos. Die Initiative hatte eigentlich genügend Unterschriften für einen Bürgerentscheid zusammen, bei dem über den Bau bis August abgestimmt werden sollte im Bezirk. Doch, wie berichtet, überraschte das Bezirksamt schon zuvor mit der Baugenehmigung. Begründung: Weil es keine Sondergenehmigungen vom gültigen Bebauungsplan gebe, habe man das Projekt so wie beantragt genehmigen müssen. Der Bürgerentscheid hat sich damit eigentlich erledigt, bevor er überhaupt zur Abstimmung gekommen ist. „Er ist jetzt eigentlich sinnlos“, sagt SPD-Politiker Adrian. Doch die Initiatoren wollen daran festhalten, wie Sann sagt. Und deshalb wird die rund 200.000 Euro teure Abstimmung unter allen Wahlberechtigten des Bezirk wohl auch durchgeführt, obwohl er die Genehmigung nicht wieder rückgängig machen kann. Man wolle den Entscheid aber auch als politische Botschaft an Senat und Investoren verstanden wissen, sagt Initiator Sann: „Es gibt im Stadtteil keine Mehrheit für das Projekt“, glaubt er.

Tatsächlich hat die Diskussion um den Büro-Bau dazu geführt, dass einige Tausend Bürger das dem Bürgerentscheid vorgeschaltete Bürgerbegehren unterstützt hatten. Spricht man mit Menschen aus Ottensen, könnte aber ein anderes Bauprojekt für noch mehr Unmut sorgen: Am Spritzenplatz plant ein Grundeigentümer den Abriss alter, kleiner Gebäude und will dort ein fünfstöckiges Gebäude nach einem sehr kubischen Entwurf des US-Stararchitekten Daniel Libeskind realisieren und hat offenbar dazu einen Bauantrag gestellt. Noch liegt der aber auf Eis, weil der Bezirk für das Areal einen neuen Bebauungsplan aufstellen wollte.

Doch der wurde nun von der übergeordneten Stadtentwicklungsbehörde gestoppt. „Es besteht keine Notwendigkeit dazu“, hieß es lapidar. Ob damit der Bau nun doch möglich wird, ist in der Politik umstritten. Adrian geht davon aus, dass auch nach dem gültigen Baurecht der bisherige Antrag „nicht genehmigungsfähig“ sei, wie er sagt. Der CDU-Bauexperte Sven Hielscher sieht indes jetzt größere Chancen für den Libeskind-Bau. Hielscher, der den Entwurf eigentlich „sogar ganz interessant“ findet, sieht aber wie Adrian noch mehr Ungemach auf Politik und Investoren zukommen, sollte so ein Bau tatsächlich genehmigt werden. Angesichts der heftigen Proteststimmung sei in Ottensen niemand gut beraten, so etwas zu bauen, sagt er.

Ärger um eine geplante Neubebauung hat der Bezirk eben auch noch an einer weiteren Ecke. Am Hohenzol­lernring streiten sich Investoren und Anwohner schon seit Längerem um eine Innenhofbebauung. Die Front ist dabei wie derzeit so oft in Hamburg klar: Investoren wollen möglichst viele neue Wohnungen, Anwohner möglichst wenige. Wie am Spritzenplatz versuchte die Kommunalpolitik dort eine Lösung zu finden und könnte durch Senatsbehörden nun gestoppt werden. Nach Abendblatt-Information war der neue Investor bereits beim Wohnungsbaukoordinator des Senats, um seine Pläne gegen den örtlichen Widerstand durchzusetzen. „Das wäre nicht gut jetzt, wenn diese Sache nicht mehr im Bezirk entschieden wird“, sagt Adrian.