Hamburg. Behörde stoppt Bebauungsplan, der fünfstöckiges Glasgebäude am Spritzenplatz verhindern sollte. Rechtslage für Areal gilt als konfus.
Eigentlich schien die Sache längst vom Tisch zu sein. Im vergangenen Jahr schreckten Baupläne für ein futuristisches, fünfstöckiges Glasgebäude die Menschen in Ottensen auf. Dort sollte am viel besuchten Spritzenplatz für den Entwurf des amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind eine Ecke mit alten, flachen Geschäftshäusern abgerissen und durch den modernen Bau ersetzt werden. Doch bevor der Protest richtig aufkam, beschloss die Bezirksversammlung die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans.
Bauanträge konnten damit von der Verwaltung für die Dauer des Verfahrens zurückgestellt werden. Doch damit ist nun offenbar Schluss, das Aufstellungsverfahren ist zunächst gescheitert. Das geht jetzt aus einer eher unscheinbaren Information des Bezirksamts hervor.
Danach habe die Stadtentwicklungsbehörde im Rahmen der Behördenabstimmung widersprochen. Wegen eines „mangelnden Planerfordernisses“. Anders formuliert: Die Behörde sieht offenbar keine Notwendigkeit für einen neuen Bebauungsplan an der Stelle. Weil die Bezirke aber solche Verfahren nur im Konsens mit anderen Behörden auf den Weg bringen, dürfte das Planverfahren zunächst gestoppt sein. „Damit wird der Libeskind-Entwurf wieder aktuell“, sagt der Altonaer CDU-Bauexperte Sven Hielscher. Der auch in seiner Partei umstrittene Glasbau sei nun nicht mehr so einfach zu verhindern. Auch den Stadtplanungsexperten der Altonaer Grünen, Christian Trede, schreckte die Nachricht auf. Nun drohe ein zweiter „Hotspot“ in Ottensen,
Tatsächlich platzt die Nachricht in einen Streit um ein weiteres Neubauprojekt in dem Stadtteil: Mit einem Bürgerentscheid wollen Tausende Anwohner den Bau eines Bürokomplexes auf dem alten Parkplatz des Zeise-Kinos verhindern. Heftigen Ärger gibt es, weil die Bezirksverwaltung trotzdem gerade eine Genehmigung erteilt hat. Viel zu diesem Unmut der Ottensener dürfte auch beigetragen haben, dass es zunächst ganz andere Pläne für das einst städtische Grundstück gegeben hatte. Hinter verschlossenen Türen hatten Behörden und Investoren dann über eine Planänderung gesprochen, die nun Büros statt Sozialwohnungen vorsieht.
Am Spritzenplatz sollen solche Misstöne von Anfang an vermieden werden. „Wir wollen ein öffentliches Beteiligungsverfahren“, sagt Grünen-Politiker Trede. Die Bürger sollen mitentscheiden, ob und was auf dem Spritzenplatz gebaut werden könne. Zumal die Rechtslage für das Areal als konfus gilt. Zum einen gibt es ein Erhaltungsgebot, zum anderen sind aber auch fünfgeschossige Bauten erlaubt. Ob Libeskind danach bauen darf oder nicht, ist deshalb wieder offen.