Nach Abenblatt-Informationen haben bereits erste Gespräche mit Bezirkspolitikern stattgefunden. Die Ottenser stehen extravaganten Bauten in ihrer Nachbarschaft jedoch äußerst skeptisch gegenüber.
Ottensen. Er plante das jüdische Museum in Berlin, entwarf den Masterplan zum Wiederaufbau von Ground Zero in New York und soll jetzt auch im beschaulichen Ottensen bauen: Das Büro des US-amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind hat jetzt nach Abendblatt-Information erste Gespräche mit Bezirkspolitikern zu einem Neubau am Spritzenplatz geführt.
Zuvor war ein möglicher Entwurf des Gebäudes bekannt geworden und prompt gab es in dem Hamburger Szene-Stadtteil auch gleich Proteste dagegen. Zu monströs, zu futuristisch, der dörfliche Charakter Ottensens würde zerstört, so die Argumente der Gegner. Tatsächlich trägt die Zeichnung die deutliche Handschrift des Architekten, der für eine eher schräge und oft symbolhafte Architektur bekannt ist, die aber meist auch für viel Aufsehen sorgt. „Andere Städte würden sich die Finger danach lecken“, sagt der Altonaer CDU-Politiker Sven Hielscher (CDU).
Noch ist aber unklar, ob es überhaupt eine Genehmigung für den Bau geben wird. Bauherr wäre eine Beteiligungsgesellschaft, der die drei Grundstücke an der markanten Ecke von Bahrenfelder Straße und Ottensener Hauptstraße bereits gehören soll. Drei eher flache Gebäude würden dort abgerissen und durch einen fünfstöckigen Bau ersetzt. Der könnte zwar dem Bebauungsplan in weiten Teilen entsprechen, doch derzeit prüft das Denkmalschutzamt, ob eines der Gebäude unter Schutz gestellt werden müsste.
Der Protest gegen die Bebauung rührt nach Ansicht Hielschers vor allem daher, dass derzeit der 30.000 Einwohner starke Stadtteil verstärkt ins Blickfeld von großen Investoren geraten ist. „Die Menschen haben einfach Angst vor Veränderung.“
So gibt es auch heftige Anwohnerproteste gegen die Planung für den Zeise-Parkplatz an der Friedensallee, wo ein Bürokomplex für rund 850 Mitarbeiter der britischen Werbe-Holding WPP gebaut werden soll. Die Initiative Pro-Wohnen Ottensen hat dagegen kürzlich ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, das das Zeug für ein juristisches Ping-Pong-Spiel hat: Denn ein erstes Etappenziel mit 2000 Unterschriften ist wohl bald erreicht. Mit dieser Zahl tritt eine Art Sperrwirkung für die Verwaltung ein.
Drei Monate darf sie keine Entscheidung treffen, die dem Ziel des Bürgerbegehrens zuwiderläuft. Ziel der Initiative ist ein neuer Bebauungsplan, der statt Büros Wohnungsbau fordert. Argument: Ottensen verändere sich stark, Mieten steigen und statt Werberbüros brauche man eher günstigen Wohnraum. Allerdings gibt es einen gültigen Bebauungsplan auf den sich die Investoren berufen können. Nun ist alles eine Frage der Zeit: Entweder die Investoren setzen sich mit einem Rechtsanspruch durch oder die Verzögerung des Bürgerbegehrens sorgt dafür, dass der Mietvertrag zwischen WPP und Investoren wieder platzt.