Nach dem Krawallwochenende zieht Hamburgs Polizei Bilanz. Derweil steht auch das Verhalten der Beamten in der Kritik. Festgenommene Personen wieder auf freiem Fuß. Ebbers kritisiert beide Seiten.

Hamburg. Rund 600 Verletzte, mehr als 20 Festnahmen und diverse Sachschäden - das ist die traurige Bilanz des letzten Adventswochenendes in Hamburg. Inzwischen äußerten sich auch die Anwälte der Roten Flora.

Laut Angaben der Polizei Hamburg sind im Zuge der Krawalle am Wochenende mehr als 20 Personen festgenommen worden, davon stammt die Hälfte aus Hamburg. Einer von ihnen war aus dem Ausland angereist. Gegen des festgenommenen Personen wird wegen Landfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt. Mittlerweile sind alle festgenommenen Personen wieder auf freiem Fuß.

Diverse Ermittlungsverfahren laufen derzeit gegen Unbekannt. In einem der Fälle geht es um menschengefährdende Brandstiftung, bei der ein Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei angezündet wurde, wobei der Fahrer noch im Wagen saß.

Insgesamt 61 Fahrzeuge der Polizei wurden am Wochenende beschädigt. Zehn davon so stark, dass sie nicht mehr eingesetzt werden können. Die Kosten dafür belaufen sich auf mindestens 160.000 Euro und müssen von der Stadt getragen werden. Weiterhin wurden auch parkende Fahrzeige bei den Krawallen beschädigt. Zahlen dazu liegen jedoch noch nicht vor.

Annähernd 120 Beamte wurden während der Auseinandersetzungen verletzt, 19 von ihnen so schwer, dass sie in Krankenhäusern behandelt werden mussten.

Linke Gruppen sprachen von 500 verletzten Demonstranten, davon etwa 20 Schwerverletzte. Ein Sprecher der Feuerwehr berichtete von insgesamt 66 Rettungseinsätzen, sowohl für verletzte Polizisten als auch für Demonstranten.

Die Anwälte der Roten Flora machen die Polizei mitverantwortlich für die schweren Ausschreitungen am vergangenen Sonnabend. Die erste Reihe des Protestzugs sei zu Beginn der Demonstration „völlig friedlich bis auf etwa einen halben Meter an die Polizei rangegangen“, sagte Rechtsanwalt Andreas Beuth am Montag. „Dann ging die Gewalt von der Polizei aus.“

Das rechtfertige nicht die Krawalle im Anschluss, betonte Beuth. „Aber die Situation ist von der Polizei provoziert worden, ganz offensichtlich, um jeden Aufzug von Anfang an zu verhindern.“ Rechtsanwalt Marc Meyer warf der Polizei vor, friedlichen Demonstranten ihr grundgesetzlich geschütztes Versammlungsrecht verwehrt zu haben.

St. Paulis Liebling Ebbers erschüttert über Flora-Krawalle

Nach den heftigen Krawallen zwischen Linksautonomen aus dem Umfeld des besetzten Kulturzentrums Rote Flora und der Polizei am Wochenende, meldete sich jetzt der ehemalige FC St. Pauli Spieler Marius Ebbers auf Facebook zu Wort. Ebbers, der seit vergangenem Jahr selbst ein Bekleidungsgeschäft auf der Schanze hat, machte seiner Empörung zunächst in einem Post am Sonnabend Luft:

„Ihr schmeißt mit Steinen, obwohl Kinder daneben stehen?? Ihr WICH...!!!“, postete er am Sonnabend und kassierte dafür neben Zuspruch auch herbe Kritik. In der Nacht auf Montag postete der Vater eines fünfjährigen Sohnes deswegen erneut.

In einem mehrere Absätze langen Text erklärt sich der ehemalige Pauli-Kicker. Schuldzuweisungen seien nicht seine Intention gewesen, sagt er. „Wenn wir ehrlich sind, es war von Anfang an klar, dass es eskaliert. Dafür sind auf beiden Seiten Leute, die diesen Tag mit „Vorfreude" erwartet haben“, so der 35-Jährige, der mittlerweile beim Landesligisten VfL 93 Hamburg spielt.

Weiter kritisiert er zwar das seiner Meinung nach übereilte Einschreiten der Polizei, gibt aber zu Bedenken: „Trotzdem mal Hand aufs Herz...glaubt irgendjemand, dass es friedlich geblieben wäre, wenn die Polizei die Demo nicht unberechtigt und zu früh gestoppt hätte?“

Ebbers kritisiert die Gewalt und das, was sie mit Menschen macht: „Wenn ich von Freunden, (...), höre, dass es von jetzt auf gleich unfassbar abgegangen ist und erwachsene Menschen aus Angst vor dem „schwarzen Block“ UND der Polizei weinen...puh, das ist irgendwie verstörend.“

„Wo leben wir, dass wir unsere Kinder jetzt einsperren müssen, während einer Demo, die für so viele gute Sachen steht! oder besser stehen sollte! Seiner Meinung nach sei durch die Krawalle der Inhalt jedoch leider weit in den Hintergrund gerückt. „Ich finde es nur sehr traurig, dass die Bewohner und Besucher dieses Viertels so darunter leiden müssen. denn die stehen ja eigentlich genau für die Inhalte der gestrigen Demo...sich für andere Menschen einzusetzen und zu helfen! Nach "hilfe" sah das gestern irgendwie nicht aus...und daran waren nur zwei Parteien schuld! und bestimmt nicht die Kassiererin vom budni, die Geld für ihre Familie verdienen muss!“