Der Guide Michelin hat die Sternerestaurants gekürt. Zwei Hamburger Lokale sind erstmals dabei – ein Restaurant verliert den Stern.
- Guide Michelin ehrt Hamburger Restaurants mit 15 Sternen
- Zwei Hamburger Restaurants freuen sich über ihren ersten Stern
- "The Table" – Kevin Fehling verteidigt seine drei Sterne
In der Hamburger Spitzengastronomie sind in diesem Jahr neue Michelin-Sterne aufgegangen – und Sterne verglüht. Am Mittwoch wurden in Hamburg die diesjährigen Auszeichnungen im Guide Michelin 2022 bekannt gegeben.
Guide Michelin 2022: Über Hamburg leuchten 15 Sterne
Die Gewinner der begehrten Michelin-Sterne wurden in der Handelskammer Hamburg ausgezeichnet. Zwei Hamburger Restaurants haben sich neu in den Gourmet-Himmel gekocht – ein Restaurant musste hingegen einen Stern abgeben. Insgesamt leuchten über der Hansestadt nun 15 Michelin-Sterne.
Heraufgestuft wurde Thomas Imbusch vom "100/200 Kitchen", das bisher einen Stern hatte und sich nun über den zweiten freuen kann. Ganz neu dabei sind das "Jellyfish" (Stefan Fäth) und das "Zeik" (Maurizio Oster) mit einem Stern.
Guide Michelin 2022: Erster Stern für Hamburger Restaurant "Zeik"
Über den neuen Sonderpreis "Chef Mentor Award", mit dem ein besonderes Engagement für den Nachwuchs gewürdigt wird, kann sich Johannes King, der langjährige Chef vom "Söl'ring Hof" auf Sylt freuen. King betreibt in Keitum den "Genuss-Shop" – in dem Laden in Keitum werden Feinkost-Produkte verkauft. Erst vor Kurzem gab er den Söl'ring Hof in Rantum an Jan-Philipp Berner ab. King: "Ich freue mich. Man muss aufhören, wenn man noch jung genug ist, etwas Neues anzufangen."
Einen grünen Stern für Nachhaltigkeit zwischen Pfannen und Tellern gab es für Maurizio Oster und sein Restaurant "Zeik" in Winterhude. Zudem konnte sich der Koch über seinen ersten Michelin-Stern freuen. "Unser Ziel war ein Stern, wir haben darauf hingearbeitet und es erreicht", sagte Oster dem Abendblatt. Vor vier Jahren hat er das Zeik an der Sierichstraße übernommen und kann 32 Gäste bewirten. Fünf Kräfte stehen am Herd, drei machen den Service. "Das Team ist überwältigend, ich bin sehr stolz – die Belohnung ist absolut gerechtfertigt", so der Koch, der vor der Selbstständigkeit als Küchenchef im Vlet an der Alster tätig war.
"Jellyfish" an der Weidenallee mit Michelin-Stern geehrt
Weitere grüne Sterne haben in der Hansestadt das "100/200 Kitchen" (Thomas Imbusch), "HACO" (Björn Juhnke), "Haebel" (Fabio Häbel), "Wolfs Junge" (Sebastian Junge) und die "XO Seafoodbar" (Fabio Häbel).
Auch das "Jellyfish" an der Weidenallee von Stefan Fäth gehört nun zu den neuen Sterne-Adressen. "Total klasse", sagt Fäth dem Abendblatt. "Der Stern ist eine wichtige Auszeichnung und motiviert uns, jetzt noch einen drauf zu setzen. Ich danke vor allem dem Team – denn ohne die Kolleginnen und Kollegen geht es nicht."
Vor drei Jahren hatte der Koch das Lokal übernommen, nachdem dort mehrfach eingebrochen und Einrichtung verwüstet worden war. Vor kurzem hat Fäth außerdem in der Passage Galleria an den Großen Bleichen zusammen mit Falk Hocquel (Schmidt&Schmidtchen) die Jellyfish-Bude mit besonderen Fischbrötchen und guten Getränken eröffnet.
Zwei Michelin-Sterne für das 100/200 Kitchen
Das "100/200 Kitchen" von Thomas Imbusch erhielt im vergangenen Jahr einen Stern. Nun hat das Restaurant den Sprung in die Zwei-Sterne-Küche geschafft. Imbusch war "platt" auf der Bühne der Handelskammer, als er die Jacke mit den zwei Sternen anzog. "Das war ein rasanter Aufstieg in den drei Jahren unseres Bestehens", sagte er anschließend dem Abendblatt. "Eine tolle Belohnung für unser Konzept und die ganzen letzten Herausforderungen. Da macht es Spaß, genau so weiter zu machen."
Imbusch hat das Restaurant vor drei Jahren im Brandshof in Rothenburgsort eröffnet. Es gibt ein Menü, das bei der Tisch-Reservierung auch schon bezahlt werden muss. Verarbeitet wird in der Regel das ganze Tier. Der Name leitet sich ab von der Philosophie des Kochs, der auch schon in den Diensten von Tim Mälzer stand: "Bei 100 Grad kocht das Wasser, bei 200 Grad läuft der Ofen."
Nach zwei digitalen Sterne-Verleihungen fand das renommierte gastronomische Ereignis in diesem Jahr wieder live statt. Um eine geschlossene 2G-Plus-Veranstaltung vor Ort zu ermöglichen, wurden entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen und der Teilnehmerkreis auf Köchinnen und Köche reduziert.
"The Table" – Kevin Fehling verteidigt seine drei Sterne
Hamburg kann nun mit einem Drei-Sterne- und drei Zwei-Sterne-Restaurants aufwarten. Küchenchef Kevin Fehling hat mit seinem Restaurant „The Table“ in der HafenCity seine drei Sterne erneut verteidigt. Er ist damit eines von insgesamt neun Drei-Sterne-Restaurants im deutschen „Guide Michelin“.
Fehling konnte die Veranstaltung wegen einer Corona-Infektion nur von Zuhause aus verfolgen. "Dass wir die Sterne halten, ist gerade ein Mega-Gefühl und baut mich wieder auf. Eine tolle Belohnung für unsere Arbeit, die wir wegen der Pandemie und meiner aktuellen Erkrankung ständig neu organisieren mussten."
Das „Bianc“ und das „Haerlin“ dürfen sich weiterhin mit zwei Sternen schmücken. "Ich freue mich, die zwei Sterne zu halten", sagte Christoph Rüffer, Küchenchef im Vier-Jahreszeiten-Restaurant "Haerlin". Das ist nicht alltäglich, aber ich hatte auch keine Zweifel. Und Glückwunsch an die Kollegen mit den neuen Auszeihnungen. Das tut Hamburg sehr gut."
Guide Michelin: „Se7en Oceans“ muss einen Stern abgeben
Zudem gibt es nun sechs Restaurants mit einem Michelin-Stern in der Hansestadt. Die schon bekannten Sterne-Lokale sind das „Lakeside“, das „Landhaus Scherrer“ an der Elbchaussee (Heinz O. Wehmann), das „Petit Amour“ in Ottensen (Boris Kasprik) und das „Piment“ in Eppendorf (Wahabi Nouri). Das „Se7en Oceans“ unter Stefan Beiter in der Europa Passage musste einen Stern abgeben.
„Wir freuen uns über die Bestätigung des Sterns fürs Lakeside und für unser Team", sagte Julian Stowasser, Küchenchef im Restaurant "Lakeside" im Hotel The Fontenay. "Wir fühlen uns in sehr guter Form und arbeiten weiter auf Hochtouren, um jeden Tag noch ein bisschen besser zu werden.“
Heinz O. Wehmann vom "Landhaus Scherrer" ist der alte Hase unter den Hamburger Spitzenköchen. "Schön, dass wir weiterhin einen Stern haben", sagte er dem Abendblatt. "Aber noch mehr freue ich mich, dass wir den grünen Stern wieder bekommen." Das Lokal an der Elbchaussee setzt seit langem auf Bio-Produkte in seiner Küche.
Guide Michelin – diese Hamburger Restaurants haben einen Stern:
Den Bib Gourmand für gute Küche zu moderaten Preisen dürfen in Hamburg tragen: "Brechtmanns Bistro", "Hygge Brasserie & Bar", "Nil", "Oechsle" (neu), "Philipps", "Salt & Silver – Levante" (neu), "Stocks Restaurant", "Zipang" und "Zur Flottbeker Schmiede".
Neun Restaurants in Deutschland mit drei Michelin-Sternen
„Die deutschen Restaurants stellen sich der Herausforderung der Pandemie mit beeindruckendem Einsatz, der unseren größten Respekt und Anerkennung verdient", sagte der internationale Direktor des Guide Michelin Gwendal Poullennec. "Es war uns ein besonders Anliegen, genau dieser Leistung der Gastronomie sowie dem Anspruch der Leserinnen und Leser an unsere Empfehlungen gerecht zu werden. Daher haben unsere Inspektoren auch in diesem Jahr eine sorgfältig recherchierte Auswahl an Restaurants zusammengestellt, deren gastronomisches Können sie sehr beeindruckte.“
In Deutschland gibt es nun neun Restaurants mit drei Sternen,46 Restaurants mit zwei Sternen und 272 Restaurants mit einem Stern. Der Guide Michelin Deutschland 2022 ist ab dem 14. März zu einem Preis von 29,95 Euro in Deutschland erhältlich. In der aktuellen Ausgabe werden auf 456 Seiten mehr als 1330 Restaurants empfohlen.
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Weiterhin drei Zwei-Sterne-Restaurants in Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein kann weiterhin mit drei Zwei-Sterne-Restaurants aufwarten. Im „Guide Michelin 2022“ können die „Meierei Dirk Luther“ in Glücksburg bei Flensburg, der „Söl'ring Hof“ in Rantum auf Sylt und das „Courtier“ in Wangels im Kreis Ostholstein die begehrte Auszeichnung verteidigen.
Des Weiteren gibt es im Norden nun ein Ein-Sterne-Restaurant mehr. „Das Grace“ in Flensburg hat sich mit seiner Küche einen Stern erkocht. Damit gibt es in Schleswig-Holstein nun zehn Lokale mit einem Michelin-Stern.
Ein Michelin-Stern für zehn Restaurants in Schleswig-Holstein:
- „Das Grace“ in Flensburg
- „Wullenwever“ in Lübeck
- „Alt Wyk“ in Wyk auf Föhr
- „Ahlmanns“ in Kiel
- „KAI3“ in Hörnum auf Sylt
- „BODENDORF'S“ in Tinnum auf Sylt
- „Restaurant 1797“ in Panker (Kreis Plön)
- „DiVa“ in Scharbeutz
- „Orangerie“ in Timmendorfer Strand
- „Balthazar“ in Timmendorfer Strand
„Aqua“ einziges Drei-Sterne-Restaurant in Niedersachsen
Wolfsburg bleibt mit seinem „Aqua“ in der ersten Liga der Feinschmecker-Restaurants. Erneut erkochte sich Sven Elverfeld drei Sterne. Damit gehört das „Aqua“ zu Deutschlands neun Top-Adressen mit der höchsten Bewertung. Es ist nach der Schließung des „La Vie“ in Osnabrück im Jahr 2018 das einzige Drei-Sterne-Restaurant in Niedersachsen. Zwei Sterne erkochte sich abermals das „Jante“ in Hannover mit Küchenchef Tony Hohlfeld – als einziges Restaurant in Niedersachsen.
Immerhin finden sich landesweit neun Restaurants in der Kategorie mit einem Stern. Neu hinzugekommen sind in diesem Jahr das „Handwerk“ und das „Votum“ in Hannover sowie das „Friedrich“ in Osnabrück. Mit einem Stern schmücken dürfen sich darüber hinaus das „Gourmet Restaurant im Schlosshotel Münchhausen“ in Aerzen, das „Sterneck“ in Cuxhaven, die „Genießer Stube“ in Friedland, das „Seesteg“ auf der Insel Norderney, das „Kesselhaus“ in Osnabrück sowie das „Apicius“ in Bad Zwischenahn.
Im Land Bremen hat der Guide Michelin in diesem Jahr kein einziges Restaurant mit einem Stern oder mehreren Sternen ausgezeichnet.
Erste Michelin-Sterne in Deutschland 1966 verliehen
Hinter dem renommierten roten Restaurantführer, der in mehr als zwei Dutzend Ländern erscheint, steht der gleichnamige französische Reifenhersteller. In Deutschland erschien der erste "Guide Michelin" 1910, damals aber noch "den Herren Automobilisten" gewidmet und vor allem mit Straßenrouten versehen.
Die ersten Michelin-Sterne in Deutschland wurden 1966 verliehen. Auf der Suche nach den besten Adressen fürs Essen sind erfahrene, internationale Tester anonym im Einsatz. Der Vergabe der begehrten Sterne liegt ein einheitliches Bewertungssystem zugrunde. Als Kriterien gelten unter anderem die Qualität der Produkte, eine persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie eine auf Dauer gleichbleibende Qualität.
Neben dem "Guide Michelin" erscheint auch der Restaurantführer "Gault&Millau" regelmäßig als wichtiger internationaler Gourmet-Ratgeber. Er vergibt 0 bis 20 Punkte für die Restaurants.