Essen. Der schwer unter Druck geratene Signa-Gründer René Benko macht Immobilienteile zu Geld – und die Essener RAG-Stiftung greift zu: in Wien.
Die Essener RAG-Stiftung hat vom unter Druck geratenen österreichischen Unternehmer René Benko einen Teil seines Immobilienvermögens übernommen. Wie das österreichische Nachrichtenmagazin „Profil“ berichtet, habe eine von Benkos Firmen knapp ein Viertel der Anteile am sogenannten „Goldenen Quartier“ in der Wiener Innenstadt verkauft – und zwar an die Essener RAG-Stiftung.
Bei dem Luxus-Einkaufstempel in den Wiener „Tuchlauben“ handle es sich um jenes Projekt, das Benko einst einen Durchbruch in der heimischen Immobilienszene beschert habe. Eigentümerin sei die Tuchlauben Immobilien GmbH, die ihrerseits bis vor kurzem zur Signa Prime Assets GmbH gehört habe, berichtet „Profil“. Die Signa Prime Assets GmbH sei ein Teil der Signa-Kerngesellschaft Signa Prime Selection AG.
„Wir können bestätigen, dass wir knapp 25 Prozent an der Tuchlauben Immobilien GmbH, einer Premiumimmobilie, erworben haben“, erklärte die Essener Stiftung auf Anfrage unserer Redaktion. „Zu weiteren Details äußern wir uns nicht.“
Die prominenten Geldgeber des René Benko
Der österreichische Geschäftsmann Benko hatte über Jahre hinweg ein breites Netzwerk aufgebaut und namhafte Investoren für sich gewinnen können, unter anderem Tierfutter-Unternehmer Torsten Toeller („Fressnapf“), Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne – und auch die Essener RAG-Stiftung, die auf dem Welterbe-Gelände Zollverein residiert und für die Finanzierung der Kosten zuständig ist, die auf Dauer nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus in NRW und im Saarland anfallen.
Jürgen Rupp, der Finanzchef der Stiftung, die auch Mehrheitsaktionärin des Chemiekonzerns Evonik ist, übernahm sogar eine Funktion in einem Signa-Gremium. Noch bei der jüngsten Jahresbilanz der RAG-Stiftung äußerte er sich zufrieden mit Blick auf die Beteiligung an Signas Immobilien-Firmen „Prime“ und „Development“.
Rupps Vertrag bei der RAG-Stiftung ist gerade erst um zwei Jahre verlängert worden, wie die Stiftung am Dienstag (28. November) mitteilte. Der Vertrag laufe nun bis April 2026. Die Entscheidung sei im Kuratorium der Stiftung einstimmig gefallen. Das Kontrollgremium ist politisch besetzt: Mitglieder sind unter anderem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Finanzminister Christan Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Kuratoriumschef ist der frühere CDU-Vorsitzende Armin Laschet.
Signa Holding geht in die Insolvenz
Am Mittwoch (29. November) kündigte die Signa Holding GmbH von Benko ein Insolvenzverfahren an. Die Holding werde beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen, teilte die Signa-Gruppe mit. „Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, hieß es in der Mitteilung.
Die Immobilien- und Handelsgruppe Signa, zu der auch die Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört, war in Zeiten historisch niedriger Zinsen stark gewachsen. Doch seit Beginn des Ukraine-Krieges kämpft die Immobilienbranche mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen. Die Signa-Gruppe hat diese Entwicklung hart getroffen.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Vorwerk-Chef: Meine Frau wollte auch keinen Thermomix haben
- Biermarkt: Darum verkauft Stauder schweren Herzens wieder Dosenbier
- Sorgen bei Thyssenkrupp: „Stahlindustrie kämpft um Existenz“
- Galeria-Doppelschlag gegen Essen: Warenhaus und Zentrale weg
- Menschen in Not: So reagieren Einzelhändler auf Bettler vor ihrer Ladentür