Düsseldorf. Sogar im Teilen des Ruhrgebiets ist die Waldbrandgefahr auf die zweithöchste Stufe gestiegen. Wie Landesagrarministerin Gorißen darauf reagiert.
Die Waldbrandgefahr ist NRW flächendeckend so hoch wie lange nicht – der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes liegt im ganzen Land bei mindestens 3 auf der bis 5 reichenden Skala. Einige Gebiete stufen die Meteorologen auch bei vier ein, darunter an diesem Donnerstag mit Duisburg-Baerl auch eines im Ruhrgebiet. Zuletzt bestand auch für Essen-Bredeney und Bochum eine „hohe Gefahr“, so die Definition der Stufe 4. Über die Lage in den Wäldern, die Ursachen und Prognosen sprachen wir mit der Landesagrarministerin Silke Gorißen (CDU).
Wie hoch ist aktuell Waldbrandgefahr in NRW, wo ist sie besonders hoch?
Silke Gorißen: Mit den sommerlichen Temperaturen steigt in nordrhein-westfälischen Wäldern die Waldbrandgefahr. In diesen Tagen herrscht überall im Land Waldbrandstufe drei, teilweise sogar die zweithöchste Stufe vier – etwa am Niederrhein, in Teilen des Münsterlands und in der Kölner Bucht. Wir müssen aufmerksam sein. Vor allem die Trockenheit der vergangenen Jahre und der starke Befall des Borkenkäfers haben viel trockenes Restholz hinterlassen, das schnell entzündbar ist. Bislang hat es in diesem Jahr auf rund sieben Hektar Waldfläche im Land gebrannt. Zum Glück konnten die Feuerwehrleute die Brände zügig löschen.
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Die trockenen heißen Sommer haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft, in diesem Jahr droht der nächste Hitzesommer. Das hat bereits zu mehr Waldbränden geführt, steigt die Gefahr mit dem Klimawandel weiter?
Gorißen: Seit rund zehn Jahren ist eine Korrelation zwischen heißen und trockenen Sommern und mehr Waldbränden zu beobachten. Es brennt immer häufiger und auch die Fläche der Brände wird immer größer. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass aufgrund des Klimawandels auch in Nordrhein-Westfalen die Gefahr für Waldbrände steigt.
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Was erhöht die Gefahr außer Hitze und Dürre? Spielt auch die Zusammensetzung der Baumbestände eine Rolle, Stichwort Monokulturen?
Gorißen: Ein Wald, der dem Klimawandel trotzen kann, ist ein Mischwald aus mindestens vier verschiedenen Baumarten. Das werden meine Forstexperten und ich nicht müde zu betonen. In unseren landeseigenen Wäldern setzen wir daher konsequent auf eine klimastabilere Mischbewaldung. Über 60 Prozent des Waldes in Nordrhein-Westfalen sind aber in Privatbesitz. Mit vielen Förderungen und Beratungen unterstützt daher das Land die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, dass auch diese Wälder zu stabileren Mischwäldern umgebaut werden. Der starke Borkenkäferbefall, der vor allem die Fichtenwälder getroffen und zu weiten Teilen zerstört hat, hat gezeigt, dass die Fokussierung auf eine Baumart für einen nachhaltigen Wald keine gute Idee ist. Dies schädigt unseren Wald, der unser wichtigster Klimaschützer ist.
Was lässt sich zur Vorbeugung künftiger Waldbrände tun?
Gorißen: Der Umbau zu stabileren Mischwäldern wird uns langfristig gegen Waldbrände stärken. Das ist eine große und langwierige Aufgabe. Ganz konkret hatten im vergangenen August mein Kollege, Innenminister Herbert Reul, und ich das „Waldbrandschutzkonzept“ vorgestellt. Es bildet die Grundlage für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung und den Feuerwehren. Darin geht es etwa darum, dass die Wege durch den Wald breit sind und große Löschzüge der Feuerwehr zu den Brandstellen kommen. Zudem wird die Aus- und Fortbildung zum Thema Waldbrand intensiviert. Das Allerwichtigste zum Schutz gegen Waldbrände ist übrigens mehr Achtsamkeit der Menschen im Wald. Wir freuen uns über jede Besucherin, jeden Besucher im Wald. Wir alle müssen aber im Sommer besonders umsichtig sein. Kein Feuer, kein Grillen! Weggeworfene Zigarettenkippen oder heiße Katalysatoren von Autos können schnell Waldbrände auslösen. Leichtsinniges Verhalten ist Brandursache Nummer eins!
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Müssen die Strafen für Ordnungswidrigkeiten wie Rauchen oder Grillen im Wald erhöht werden?
Gorißen: Waldbrände haben in den vergangenen Jahren in Nordrhein-Westfalen zugenommen und fast immer ist unachtsames Verhalten von Waldbesucherinnen und Waldbesuchern die Ursache. Allein im vergangenen Jahr gab es in Nordrhein-Westfalen über 200 Waldbrände, die eine Schadfläche von 74 Hektar hinterlassen haben. Zur Waldbrandvorsorge hat das Land deshalb die Bußgeldempfehlungen im Verwarnungs- und Bußgeldkatalog Umwelt deutlich verschärft. Der Katalog empfiehlt den örtlichen Behörden für das Feuermachen im Wald ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro oder für das Rauchen im Wald von März bis Oktober ein Bußgeld von 150 Euro. Dies sollte schon Abschreckung genug sein. Wer gegen Regeln und Gesetze verstößt, riskiert das Leben von Mensch und Tier. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir den Wald als einzigartigen Naturraum und Ort der Erholung genießen können.