Düsseldorf. In NRW steigen die Temperaturen – der Wasserverbrauch auch. Insbesondere private Pools geraten nun in die Kritik. Wie Verbraucher sparen können.
NRW schwitzt. Regen ist laut Deutschem Wetterdienst erst in ein paar Tagen in Sicht. Ob und wie viele Liter dann herunterkommen, ist noch ungewiss. Außerdem ist in der kommenden Woche drückende Schwüle im Anmarsch, das Gewitterrisiko steigt, mit Spitzenwerten über 30 Grad wird es noch etwas heißer – wird Wassermangel in Nordrhein-Westfalen ein Thema?
„Nein, in NRW sind wir sehr sicher“, sagt Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz und Wasser der Verbraucherzentrale NRW. „Es regnet im Vergleich noch passabel viel“, so der Experte. Die meisten dicht besiedelten Regionen würden an Flüssen wie Rhein und Ruhr liegen. Hier gäbe es genügend Wasser zur Trinkwasserversorgung. Die Schifffahrt könne zwar zum Erliegen kommen, Kraftwerke müssten eventuell abgeschaltet werden, aber es reiche für die Trinkwassergewinnung. „Im Großen und Ganzen sind wir in NRW fein raus.“
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Wasser so effizient wie möglich verwenden
Trotzdem - in einem Bericht des Umweltbundesamtes von Mai 2023 heißt es: „Alle Wassernutzer*innen sind aufgefordert, die Wasserressourcen zu schonen, das heißt, mit Wasser sparsam umzugehen und das entnommene Wasser so effizient wie möglich zu verwenden sowie die Gewässer und das Grundwasser nicht zu verschmutzen.“
In Deutschland verbrauche jeder Mensch durchschnittlich 121 Liter Wasser am Tag, meldet die Verbraucherzentrale NRW. Vier Prozent davon werden zum Kochen oder Trinken verwendet, der größte Teil fließt durch Wasserhähne und Waschmaschinen oder spült die Toilette.
Der heimische Pool – und Tausende Liter Wasser
In der Coronazeit haben sich viele Gartenbesitzer den Traum vom eigenen Pool erfüllt. 2,1 Millionen private Pools gibt es nach Angaben des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness in Deutschland, zwei Drittel davon sind Aufstellbecken oder in den Boden eingelassene Freibäder. Für das private Vergnügen im kühlen Nass braucht man vor allem eins: Unmengen an Wasser. Unter blitzrechner.de/pool-schwimmbad kann man sich die Füllmenge für den Pool ausrechnen lassen.
Schon die kleineren Discounter-Versionen haben ein Fassungsvermögen von 5000 bis 9000 Litern, die Abmessung von 732 cm x 366 cm x 132 cm schlägt mit sage und schreibe 35.000 Litern Wasser zu Buche. Mit der einmaligen Befüllung ist es aber nicht getan: Während der Badesaison muss immer wieder verdunstetes und herausgespritztes Wasser nachgefüllt werden. Das Netz bietet hier praktische Tipps zur richtigen Pflege – auch für Anfänger, wie beispielsweise Wasserwerte (pH-Wert und Chlor) überprüfen, Poolwasser umwälzen, Filter rückspülen, bedachtes Auffüllen von Frischwasser. Um kostbares Leitungswasser zu sparen, rät der VSR-Gewässerschutz, eine gemeinnützige Umweltschutzorganisation, übrigens dazu, wenn möglich den Pool mit Brunnenwasser zu befüllen.
Rasen auch mal braun werden lassen
Neben dem Auto ist des Deutschen liebstes Kind ein grüner Rasen. Gerade in den heißen Sommermonaten laufen daher die Sprenger über lange Zeiträume am Tag und auch in der Nacht. Die Verbraucherzentrale NRW rät, nur bei extremer Trockenheit, sowie ausschließlich morgens oder abends zu sprengen, um die Verdunstung zu reduzieren. Wer eine Regentonne aufstelle, habe außerdem kostenloses Gießwasser.
Wasserverbrauch durch Rasensprengen ist unverhältnismäßig hoch. Je nach Gerät würden innerhalb einer Stunde etwa 600 bis 800 Liter durch die Leitung gehen. Bei stundenlangem Bewässern übersteige der Verbrauch sogar die Füllung eines 4000-Liter Pools (VSR-Gewässerschutz). Also lieber mal braun werden lassen – der Rasen wird sich wieder erholen.
Zehn bis 20 Liter Wasser pro Minute
Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW weiß: „Wenn man zuhause unter anderem Wasser für die Klospülung benutzt, dann kann man sagen, dass man 121 Liter verbraucht. Benutzt man den Gartenschlauch, um den Rasen zu sprengen, dann sind es pro Minute zehn bis 20 Liter, die da durchrauschen.“ Mit der Anpassung der Pflanzen im Garten könnte man hier auf lange Sicht Wasser sparen.
Auch Regentonnen seien effizient. Es müssten keine teuren Zisternen in die Erde gegraben werden. Wer keine Regentonne kaufen möchte, für den gibt es größere Kanister aus der Industrie als Alternative. „Die Zukunft wird sein, dass wir uns beim Thema Großverbrauch durch Gartenbewässerung mehr Gedanken machen müssen“, so Heldt.
Ist eine tägliche Dusche wirklich notwendig?
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Wo können Verbraucher noch Wasser sparen? Der Experte rät: In den Ha ushalten könne man viel Wasser mit einer Sparspülung sparen, falls vorhanden. Genauso gäbe es Sparduschköpfe. Hier sollte sich jeder Verbraucher fragen, ob eine tägliche Dusche wirklich notwendig ist. Das könne natürlich jeder nur individuell für sich entscheiden. Eine Guideline von Hygieneexperten gäbe es hier nicht.
Philip Heldt gibt allerdings beim erhobenen Zeigefinger in Richtung von Privathaushalten auch Folgendes zu bedenken: „Man muss sich auch die Frage stellen, wo denn überall Wasser verbraucht wird. Zum Beispiel in Landwirtschaft und Industrie – viel mehr als in Privathaushalten.“ Es sei ein bisschen kurz gegriffen zu sagen, die Haushalte mögen bitte jetzt weniger die Klospülung betätigen, aber in der Landwirtschaft würden weiter kräftig die Felder bewässert. Natürlich müssten diese auch Gewinn machen, elementar wichtig sei aber auch zu schauen, welche Bewässerungsmethoden angewendet werden.
Wassereffiziente Industrie und Landwirtschaft
In Deutschland, wo immer genug Wasser vorhanden war, sei man nicht auf Wassereffizienz getrimmt, so Heldt: „Hier muss die Landwirtschaft umstellen. Betriebe haben auch teilweise ihre wirtschaftliche Not – die Aufgabe von Fördermitteln durch Bund und Land ist, dafür zu sorgen, dass wir eine wassereffiziente Industrie und Landwirtschaft bekommen. Es ist nicht die Rolle des Endverbrauchers, alleine Wasser zu sparen und dann ist die Welt gerettet.“