Rom. Eigentlich gelten Italiens Hochgeschwindigkeitszüge als zuverlässig. Doch zuletzt kam es zu Chaos. Der Verkehrsminister wittert Sabotage.
Die roten Hochgeschwindigkeitszüge Frecciarossa von Italiens staatlicher Bahngesellschaft Trenitalia galten noch bis vor wenigen Monaten europaweit als Musterbeispiel. Touristen und Geschäftsreisende freuten sich über die Reise von Rom nach Mailand in nur drei Zugstunden, von Rom nach Neapel in knapp einer Stunde. Sie schätzten den Komfort der High Speed-Züge und ihre Pünktlichkeit.
Die Zulassung des privaten Anbieters Italo auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken in Konkurrenz zur Staatsgesellschaft Trenitalia vor mehr als zehn Jahren sorgte dafür, dass niemand mehr das Flugzeug auf der einst rentablen Flugverbindung Rom-Mailand nahm – zugunsten der ökologischeren Bahn. Das Vorbild des italienischen Hochgeschwindigkeitssystems wurde zum Paradebeispiel und von den italienischen Staatsbahnen auch ins Ausland, vor allem nach Spanien und Frankreich, exportiert.
Italien: Stundenlange Verspätungen, Ausfälle, Chaos
Doch Italiens Hochgeschwindigkeitsnetz hat in den letzten Monaten zunehmend an Glanz verloren. Das Bahnsystem gerät immer mehr unter Druck. Häufige Ausfälle und stundenlange Verspätungen sind zu einem chronischen Problem geworden. Laut der staatlichen Bahngesellschaft sind derzeit 1200 Baustellen offen, doch viele Projekte werden erst in einigen Jahren abgeschlossen sein. Gleichzeitig bringt die steigende Anzahl von Reisenden und Zügen das System an seine Belastungsgrenze.
Das Resultat ist, dass sich Pannen und Verspätungen häufen – ganz zum Ärger der Reisenden. Jüngst kam es wegen einer Panne am Stromsystem nahe Mailand zu einem regelrechten Bahnchaos. Wegen des technischen Problems an einer Oberleitung mussten Hunderte Züge gecancelt werden, Zehntausende Passagiere saßen auf den Bahnhöfen des Landes fest. Die Bahngesellschaft riet den Passagieren, auf ihre Reise zu verzichten.
Verkehrsminister Salvini gerät unter Druck – und spricht von Sabotage
Verkehrsminister Matteo Salvini gerät wegen der zunehmenden Probleme politisch arg unter Druck. Oppositionschefin Elly Schlein bezeichnete ihn als schlechtesten Verkehrsminister aller Zeiten. Salvini, Chef der rechten Regierungspartei Lega, verteidigt sich und behauptet, dass das Bahnnetz absichtlich sabotiert werde, um ihn als Verkehrsminister in Schwierigkeiten zu bringen.
Untermauert wird diese Behauptung von einer Anzeige der Staatsbahnen. Diese beklagten wiederholte Sabotageaktionen an Knotenpunkten des italienischen Bahnnetzes, ausgerechnet an Tageszeiten mit stärkstem Verkehr. „Die Art der Störungen und ihre Häufigkeit werfen mehr als nur einige Fragen auf“, betonten die Staatsbahnen in ihrer Anzeige. Vermutet wird eine Aktion von linksradikalen Gruppen mit dem Ziel, Verkehrsminister Salvini zum Rücktritt zu zwingen.
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Oppositionsparteien fordern Salvinis Rücktritt
Die römische Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt. Mehr Überwachung innerhalb der Bahnhöfe und an Knotenpunkten des Bahnnetzes, mehr Videoüberwachungskameras und eine stärkere Präsenz von Technikern, um bei Problemen „rechtzeitig“ eingreifen zu können, kündigten die Staatsbahnen an.
Die Oppositionsparteien witzeln über den Sabotageverdacht und verschärfen den Druck auf Salvini, dessen Rücktritt sie bereits seit Tagen fordern. „Im Bahnverkehr herrscht ein absolutes Chaos, und die Situation wird immer dramatischer“, klagte die sozialdemokratische Abgeordnete im EU-Parlament, Alessandra Moretti.
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