Berlin. Ein neues Ranking gibt Auskunft über Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit. Viele Probleme sind altbekannt. Doch ein Punkt überrascht.
Zwei Jahre in Folge ist die deutsche Wirtschaft geschrumpft. Von Optimismus, dass es bald besser wird, ist derzeit branchenübergreifend wenig zu spüren. Und auch eine neue Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) kommt zu dem Schluss, dass vieles im Argen liegt.
Zum zehnten Mal haben die Mannheimer Wirtschaftswissenschaftler um den renommierten Ökonomen Friedrich Heinemann für die Stiftung Familienunternehmen 21 OECD-Länder nach Standortfaktoren für Familienunternehmen miteinander verglichen. Das ernüchternde Ergebnis: Deutschland landet auf Platz 17, hinter Ländern wie Irland, Polen und der Slowakei. Noch schlechter sind der Auswertung zufolge die Bedingungen lediglich in Ungarn, Frankreich, Spanien und Italien.
Wirtschaftsstandort: In diesem Bereich ist Deutschland Spitzenreiter
Ausschließlich auf die Performance der zerbrochenen Ampel-Koalition sei die schlechte Bewertung aber nicht zurückzuführen, sagte Heinemann. „Der Abstieg des Standorts war vor der Ampel schon im Gang.“ Im Vergleich zur letzten Erhebung vor zwei Jahren sei Deutschland um einen Platz aufgestiegen, allerdings nur, weil das von einer zunehmend geschwächten Demokratie gezeichnete Ungarn abgesackt sei.
Untersucht wurden die Standortperspektiven aus Sicht von Familienunternehmen. Bundesweit gibt es je nach Definition rund 3,2 Millionen Familienunternehmen, die für 55 Prozent der gesamten Umsätze des Wirtschaftsstandorts verantwortlich sind. Das führt dazu, dass beispielsweise das Thema Erbschaftssteuer eine deutlich höhere Gewichtung als in anderen Standortvergleichen erfährt.
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Insgesamt wurden sechs verschiedene Teilbereiche mit diversen Unterkategorien miteinander verglichen. Während Deutschland der Erhebung zufolge in den Bereichen Steuern, Arbeitskosten und Produktivität sowie Regulierung weit hinten und bei der Infrastruktur und den Institutionen im Mittelfeld rangiert, liegt die Bundesrepublik beim Thema Finanzierung an der Spitze der 21 Länder. Die vergleichsweise niedrige Verschuldung, die sehr guten Bewertungen der Ratingagenturen sowie die transparenten Kreditinformationen und auch ein solider Gläubigerschutz seien ausschlaggebend für den Spitzenrang.
Bei Energie verbessert sich Deutschland deutlich
Die größte Überraschung hält der Report aber im Bereich Energie bereit. Im Gegensatz zur Dauerklage der Wirtschaft über die hohen Energiekosten landet Deutschland im Bereich nämlich Energie auf dem achten Platz – und noch vor den USA, obwohl die Strompreise dort teils nur halb so teuer sind. Aber: Im Gegensatz zu anderen Standorten sei die Stromversorgungssicherheit nahezu durchgängig gewährleistet, Stromausfälle seien kein großes Thema. Durch die Abkoppelung vom russischen Gas habe man zudem die Importrisiken minimiert.
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Ganz vorne im Ranking stehen Dänemark und Schweden, gefolgt von Kanada und den USA. Eine „erfreuliche Erkenntnis“ sei das, findet Ulrich Stoll, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Steuerungstechnik-Konzerns Festo: „Es zeigt, dass Europa globale Wettbewerbsfähigkeit und Transformation kann – und das mit sozialpolitisch ambitionierten Gesellschaftsmodellen.“
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