Berlin. Hohe Kosten, unsichere Förderung: Die Energiewende im Gebäudebereich stockt. Eine Umfrage zeigt die Sorgen von Eigentümern und Mietern.

Den Deutschen scheint die Lust auf die Sanierung des Hauses oder der Wohnung gründlich vergangen zu sein. Das legen zumindest die jüngsten Zahlen des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) nahe. Der Absatz von sogenannten Wämedämm-Verbundsystemen (WDSV) rauschte im dritten Quartal um 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach unten. Schon im Sommer hatte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) von einem drastischen Nachfrageeinbruch nach Wärmepumpen berichtet. Rund 54 Prozent weniger Wärmepumpen als im Vorjahr seien verkauft worden.

An der schlechten Stimmung dürfte auch die Politik eine Mitschuld tragen. Die mittlerweile zerbrochene Ampel-Koalition war erst wenige Wochen im Amt, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) überraschend das Neubau- und Sanierungsprogramm stoppen musste, weil die Töpfe leerzulaufen drohten. Im vergangenen Jahr folgte der monatelange Streit um das Heizungsgesetz. Ob eine möglicherweise Unions-geführte Bundesregierung es wie angekündigt wieder abwickeln würde, welche neuen Förderprogramme es unter einer neuen Bundesregierung geben könnte – alles völlig unklar. Und für viele ein Grund, vorerst abzuwarten.

Umfrage: Grundsätzliche Bereitschaft zur Energiewende ist da – aber viele fühlen sich bevormundet

Die Akzeptanz für die Energiewende scheint jedenfalls sowohl bei Wohneigentümerinnen und -eigentümern als auch bei Mieterinnen und Mietern tiefe Risse bekommen zu haben. Das legen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Vergleichportals Verivox nahe, die unserer Redaktion vorliegen. 55,1 Prozent der Befragten fühlen sich demnach von der aktuellen Klima-Politik bevormundet. 45,4 Prozent äußerten de Befürchtung, dass die Energiewende mehr koste, als bringe. Trotzdem bezeichneten sich auch noch 50,3 Prozent grundsätzlich als Befürworter der Energiewende.

Gerade Wohneigentümer fühlen sich der Umfrage zufolge allerdings benachteiligt. Vor allem Hausbesitzer sorgen sich offenbar vor hohen Mehrkosten durch einen Umstieg auf erneuerbare Energien. 69,1 Prozent der befragten Hauseigentümer äußerten diese Sorge, bei Wohnungseigentümern waren es 56,5 Prozent. Aber auch Mieter treiben Sorgen um. Eine höhere Miete in Folge eines Umstiegs auf erneuerbare Energien befürchteten 45 Prozent der Befragten.

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Mehr Förderung und Klimageld gewünscht

Hinzu kommt: Oftmals können die Befragten nach eigener Aussage alleine gar nichts am Zustand ihrer Immobilie ändern. Das betrifft vor allem Mieter, die auf die Abhängigkeit des Vermieters hinweisen. Es betrifft aber auch Eigentümer, die sich in einer Wohneigentümergemeinschaft einigen müssen. Mit Blick auf die Elektromobilität kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Rund jeder vierte Wohnungseigentümer und fast jeder dritte Mieter einer Wohnung gab an, gar keine privaten Park- oder Lademöglichkeiten zu haben.

Was müsste also passieren, um die Akzeptanz für die Energiewende zu steigern? Hier sind sich die Befragten einig, unabhängig, ob sie nun im Eigentum oder zur Miete wohnen. Mehr staatliche Förderung speziell für Mieter, sagen die Mieter (49,7 Prozent), mehr Förderung speziell für Eigentümer, entsprechend die Eigentümer (58 Prozent). Aber auch das von der Ampel-Koalition angekündigte, aber nie umgesetzte Klimageld wurde genannt. Mieter forderten in der Umfrage zudem stärkere Verpflichtungen für Vermieter. Eigentümer drängen auf eine höhere Verlässlichkeit bei staatlicher Regulierung, insbesondere mit Blick auf Förderungen und Fristen.