Berlin. Vor der nächsten Tarifrunde haben Gewerkschaft und Betriebsrat ein Zukunftskonzept veröffentlicht. Es sieht einen Gehaltsverzicht vor.

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat wollen bei Volkswagen (VW) die Kosten auch durch Gehaltsverzicht senken, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern. Das sieht ein eigenes Zukunftskonzept vor, das die Arbeitnehmervertreter am Tag vor der nächsten Tarifrunde vorstellten. Wie die zur FUNKE-Mediengruppe gehörende „Braunschweiger Zeitung“ berichtete, soll zudem in den Jahren 2025 und 2026 zudem auf allen Hierarchieebenen auf Teile der Boni und Erfolgsbeteiligungen verzichtet werden. Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Milliarden Euro, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. „1,5 Milliarden Euro, die wir auf den Verhandlungstisch legen.“ 

Im Gegenzug verlangen IG Metall und Betriebsrat Garantien für Standorte und Beschäftigung. Die von VW im September gekündigte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigen bisher ausschließt, müsse wieder in Kraft gesetzt werden – sowohl für die sechs westdeutschen Werke mit 125.000 Mitarbeiter in Niedersachsen und Hessen als auch für die drei Standorte in Sachsen.

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VW: Gewerkschaft und Betriebsrat wollen Gehaltsverzicht anbieten

Konkret angeboten wird, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Wie IG-Metall-Gewerkschafter Gröger der „Braunschweiger Zeitung“ sagte, entspräche die in dem Fond eingebrachte Arbeitszeit etwa 6000 Vollzeitstellen. Dadurch kann die Arbeitszeit an einzelnen wenig produktiven Standorten ohne betriebsbedingte Kündigungen abgesenkt werden. Maßstab solle dabei der jüngste Abschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.

Gröger und Cavallo stellten laut „Braunschweiger Zeitung“ allerdings auch klar, dass wenn VW bei seinen „Maximalpositionen“ verharre, ein Arbeitskampf um Standorte drohe, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben habe.

VW reagiert zurückhaltend auf Vorschlag

Der Konzern reagierte allerdings zurückhaltend auf die Vorschläge: „Zunächst begrüßen wir es, dass die Mitbestimmung Offenheit für Maßnahmen bei Arbeitskosten und Kapazitätsanpassungen signalisiert“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut einer Mitteilung. „Jeder Vorschlag hilft, der einen Beitrag zur Zielerreichung leistet.“ Die konkreten Vorschläge müsse man nun aber zunächst finanziell bewerten. Bei der Tarifrunde am Donnerstag wolle man dazu „in einen detaillierteren Austausch gehen“.

Zugleich bekräftigte Kilian: „Für die Volkswagen AG steht unverändert die nachhaltige Erreichung des finanziellen Ziels und damit die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt.“ Daher ließen sich Werkschließungen weiter nicht ausschließen. „Der eingebrachte Vorschlag muss sich daran messen lassen, ob er konkrete und nachhaltige Lösungen bietet, die sowohl die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sichert als auch die Zukunft der Belegschaft glaubhaft schützt.“