San Francisco. Der vielleicht berühmteste Investor der Welt hält sein Pulver trocken. Ist der Trump-Aufschwung womöglich für eine Fata Morgana?

Donald Trump hat die US-Wahl aus vielen Gründen gewonnen. Der vielleicht wichtigste von allen: Wirtschaftskompetenz. Die Hoffnung auf rosige Zeiten für die amerikanische Ökonomie dank Einfuhrzölle und Handelskriege.

Auf den Wahlsieg folgte prompt ein Feuerwerk an der Börse. Hoch im Kurs: Tesla, Kryptowährungen oder auch Aktien von privaten Gefängnisbetreibern.

Aber nicht alle sind in Jubelstimmung oder Kauflaune. Vor allem nicht das „Orakel von Omaha“, wie an der Wall Street nicht unbemerkt blieb. Der vielleicht berühmteste Investor der Welt, Warren Buffett, füllt seine Geldspeicher statt zu kaufen. Er ist nicht im Rausch, schon eher in Katerstimmung.

Buffett bringt seine Milliarden in Sicherheit

Das „Wall Street Journal“ fragt irritiert: „Weiß Warren Buffett etwas, was wir nicht wissen?“ Er hat die Reserven seiner Firma Berkshire Hathaway zuletzt Quartal für Quartal aufgestockt.

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Im Mai wurden sie noch mit fast 200 Milliarden Dollar beziffert. Inzwischen hat er 325 Milliarden Dollar in bar oder in sicheren Schatzanleihen angelegt. Nie zuvor hat der berühmteste Investor der Welt so viel Cash gehortet. Zum Ende des dritten Quartals waren mehr als 28 Prozent seiner Anlagen flüssige Mittel.

Wem traut er kein Aufwärtspotenzial zu?

Die US-Zeitung hat ausgerechnet, dass er damit Unternehmen wie Walt Disney, Pfizer oder General Electric kaufen könnte. Es bleibt nicht ohne Eindruck, wenn ein Buffett seine Chips vom Spieltisch nimmt. Andere Investoren verfolgen genau, wann er kauft und wann er Papiere abstößt.

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Denn: Vor großen Krisen hat er sein Geld oft genug rechtzeitig in Sicherheit gebracht. So wurde der mittlerweile 94-Jährige zu einer lebenden Legende. Deshalb nennen alle ihn das „Orakel von Omaha“, benannt nach dem Sitz seiner Firma im US-Bundesstaat Nebraska.

Bekommt Trump ein Ausgabenproblem?

Die Frage ist nur, wem er kein Aufwärtspotenzial zutraut, einzelnen Firmen, der Börse, dem Markt, der US-Wirtschaft oder dem Kurs des künftigen Präsidenten? Wenn Trump seine vielen Wahlversprechen halten will, gerade die Steuersenkungen, bekommt der Staat ein Ausgabenproblem. Die Folge sind höhere Staatsschulden. Der Zins der US-Zehnjahresanleihen liegt bei 4,5 Prozent. Sind sie Buffetts Anlegestrategie?

Buffetts Verhalten gibt Investoren auch deswegen Rätsel auf, weil sein Markenzeichen langfristige Anlagen sind, solide Dauer-Investments. Wenn so einer sein Pulver trocken hält, sieht er etwa einen Trump-Crash voraus?

Das Orakel schweigt.

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