Düsseldorf. Konzern sieht Fortschritte bei der Rückgewinnung von TV-Kunden. Vodafone-Deutschlandchef spricht von „erwarteten Herausforderungen“.
Wegen einer Gesetzesänderung muss der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter Vodafone starke Einbußen in seinem Fernsehgeschäft hinnehmen. Im ersten Halbjahr 2024 verlor das Unternehmen nach eigenen Angaben 2,86 Millionen seiner bislang rund zwölf Millionen Kabel-TV-Nutzer. Im sehr viel größeren Mobilfunk-Geschäft konnte Vodafone dagegen wieder Kunden gewinnen.
In einer Reaktion auf die Zwischenbilanz sprach Marcel de Groot, Deutschlandchef von Vodafone, von einem „Jahr des Übergangs“. Er hatte Einbußen erwartet, nachdem für rund 8,5 Millionen Mieter die Kabelgebühren nicht mehr über die Nebenkosten abgerechnet werden dürfen und sie den Fernsehanbieter frei wählen können. „Im TV-Bereich sehen wir die Effekte der Gesetzesänderung. Aber wir sind hier auf der Zielgeraden und auf Kurs unser Ziel zu erreichen, die Hälfte der betroffenen TV-Nutzer für uns zu gewinnen“, sagte de Groot.
Vodafone: Kundenplus im Mobilfunk
Nach Angaben des Unternehmens hat Vodafone bis September bereits vier Millionen Kabel-Kunden zurückgewonnen, so dass aktuell 8,9 Millionen Haushalte in Deutschland das Fernsehsignal der Düsseldorfer empfangen. Bis Ende Juni durften Vermieter Fernsehkosten auf ihre Mieter umlegen, diese jahrzehntelange Regelung wurde „Nebenkostenprivileg“ genannt. Vodafone hatte dadurch einen Wettbewerbsvorteil, weil es große Verträge mit Vermietern hatte und die Mieter zahlen mussten, selbst wenn sie gar kein TV wollten oder über eine andere Technologie fernsehen wollten, etwa Satellit oder Internet. Das Nebenkostenprivileg ist zum 1. Juli weggefallen, seither müssen die Mieter andere vertragliche Wege gehen.
Im Mobilfunk sieht Vodafone eine „positive Tendenz“. Im zurückliegenden Quartal habe man 34.000 Kunden dazugekommen - nach einem Minus von 39.000 im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Mobilfunk-Verträge in Deutschland beziffert Vodafone auf 29,77 Millionen. Auch im Festnetzgeschäft mit 10,13 Millionen Verträgen sieht der Konzern den Abwärtstrend gestoppt. In den vergangenen drei Monaten verlor Vodafone in diesem Sektor 33.000 Kunden. Im Vorjahreszeitraum betrug der Verlustr 55.000 Kunden.
Vodafone muss Umsatzminus hinnehmen
Inklusive des Geschäfts mit Festnetz-Internet und Mobilfunk machte Vodafone Deutschland im ersten Halbjahr des Geschäftsjahrs 2024/25 einen Service-Umsatz von 5,5 Milliarden Euro und damit 3,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Betriebsergebnis (Ebitda AL) sackte sogar um 9,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro ab, von diesem Minus waren 8,2 Prozentpunkte auf die heftigen Einbußen im Fernsehgeschäft zurückzuführen. (mit dpa)
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