Düsseldorf. LEG will wieder wachsen und schreibt Gewinne - auch wegen steigender Mieten. LEG weist Mieterbund-Vorwürfe zurück. Es geht um Ratten und mehr.
Der größte nordrhein-westfälische Vermieter, die LEG, schreibt wieder Gewinne und registriert zugleich eine nochmals gewachsene Wohnungsnachfrage. Nach zwei Jahren der krisenbedingten Zurückhaltung und zahlreicher Veräußerungsaktionen ist das Düsseldorfer Unternehmen wieder auf Einkaufstour. „Wir sind mit unserer Geschäftsentwicklung ausgesprochen zufrieden“, sagt Vorstandschef Lars von Lackum. Bei Mieterschützern erntet er indes ungewöhnlich scharfe Kritik.
Anfang der Woche hatte LEG verkündet, dass sie die Mehrheit an Brack Capital Properties übernehmen werde. Das Tochterunternehmen der angeschlagenen Adler Group bringt 9100 Wohnungen mit, die schwerpunktmäßig in Ruhrgebietsstädten wie Dortmund, Duisburg, Essen, Oberhausen, Gelsenkirchen und Velbert liegen. Den Zukauf, der den konzerneigenen Wohnungsbestand um fünf Prozent wachsen lässt, lässt sich die LEG 219 Millionen Euro kosten. Vorstandschef Lars von Lackum sprach am Freitag von einem „attraktiven Preis“ und kündigte an, die Profitabilität von BCP zu verbessern. „Synergien“ sieht er insbesondere in den Bereichen Finanzierung, Bewirtschaftung und Verwaltung.
Mieterbund: Schimmel, Ratten und Müllprobleme in LEG-Wohnungen
Der Erwerb, der nach Worten von Lackums bereits im Jahr 2022 geplant war, stößt beim Mieterbund NRW auf harte Kritik. „Es vergeht keine Woche, in der die LEG nicht in die Schlagzeilen gerät. Schimmelbefall, ausgefallene Aufzüge, defekte Heizungsanlagen, Ratten- und Müllprobleme werden regelmäßig aus den Beständen der LEG gemeldet“, sagt der Vorsitzende Hans-Jochem Witzke. Der Konzern sei „nicht fähig oder nicht Willens, ein gutes Wohnumfeld für seine Mieter herzustellen“.
Durch die Übernahme von 9100 BCP-Wohnungen, die nach Einschätzung des Mieterbundes „in Teilen eine schlechte Substanz und Investitionsstau“ aufwiesen, werde „der Bock zum Gärtner gemacht“. Witzke fordert: „Die LEG sollte dringend ihren Service verbessern und mehr Mittel in die Instandhaltung der teils maroden Gebäude stecken, anstatt auf Einkaufstour zu gehen.“ Der Verbandsvorsitzende verweist auf 30 Medienberichte mit Schilderungen über „Misstände“ in LEG-Wohnungen allein in den vergangenen drei Monaten. „Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs, da sich viele Mieterinnen und Mieter aus Angst vor Wohnungsverlust nicht wehren“, meint Witzke.
Die LEG weist die Vorwürfe zurück. „Ja, bei rund 165.000 Wohnungen gibt es gelegentlich Schadensfälle, die uns selbst am meisten ärgern“, sagt Sprecher Mischa Lenz auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Veröffentlichung von unbelegten Verallgemeinerungen halten wir im Sinne eines guten Miteinanders von Mieterinnen und Vermieterinnen aber nicht für zielführend.“ Die LEG sei zu einem „konstruktiven Austausch“ mit dem Mieterbund bereit.
Steigende Mieten tragen zum LEG-Gewinn bei
Nach bilanziellen Verlusten, die auf die deutliche Abwertung der Immobilien zurückzuführen waren, schrieb die LEG im Quartal von Juli bis September wieder einen operativen Gewinn (AFFO) von 152 Millionen Euro. Dazu beigetragen haben Wohnungsverkäufe, aber auch steigende Mieteinnahmen. Die frei finanzierten Nettokaltmieten seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,8 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr erwartet die LEG ein Mietplus von 3,2 bis 3,4 Prozent. Bei der Wertentwicklung seiner Wohnungem rechnet das Unternehmen nun wieder mit leichten Zuwächsen.
„Trotz der hohen Mietpreisdynamik in den Kernregionen der LEG bleiben die Wohnungen des Unternehmens für breite Schichten der Bevölkerung erschwinglich“, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Kaltmiete für eine durchschnittliche LEG-Wohnung mit einer Größe von rund 65 Quadratmetern betrage rund 440 Euro pro Monat. „Somit fokussiert sich die LEG weiterhin eindeutig auf das Segment ,bezahlbares Wohnen‘.“
Die Wohnungsnachfrage habe weiter angezogen. Die Klick-Zahlen beim Abrufen der Online-Exposés für freie Wohnungen kletterten weiter in die Höhe. Die Leerstands-Quote sei in den vergangenen drei Monaten nochmals gesunken und betrage aktuell 2,4 Prozent. „Wir sind quasi vollvermietet“, sagt ein Sprecher.
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