Berlin. Reiserücktritt, Krankheit, Gepäck: Wer in den Urlaub fährt, wird mit Versicherungsangeboten überhäuft. Nicht alle sind wirklich sinnvoll.
Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Welche Versicherungen für den Urlaub wirklich benötigt werden.
Frau Klug, eine Auslandskrankenversicherung ist Standard, wenn es auf Reisen geht. Worauf sollte man dabei achten?
Sandra Klug: Auslandskrankenversicherungen gibt es an verschiedenen Stellen. Manchmal sind solche Reiseversicherungen über die Kreditkarte oder einen Autoclub eingeschlossen. Dann muss die Reise aber auch oft über diese Kreditkarte bezahlt werden. Der Leistungsumfang ist dabei aber manchmal nicht so, wie er sein sollte. Aus meiner Sicht ist es deshalb sinnvoll, eine solche Auslandskrankenversicherung separat abzuschließen. Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung für Behandlungskosten im europäischen Ausland reichen nicht aus.
Wie teuer sind solche Auslandskrankenversicherungen?
Klug: Die Kosten liegen zwischen zehn und 30 Euro im Jahr. Das ist also eine eher günstige Versicherung.
Worauf sollte man bei Abschluss einer solchen Versicherung achten?
Klug: Wichtig ist, auf die versicherten Reisetage zu gucken. Es gibt Versicherungen, die nicht auf längere Auslandsaufenthalte, also zum Beispiel für Work and Travel ausgerichtet sind. Zudem sollte die Urlaubsregion sowie die Kosten für den Rücktransport erfasst sein, wenn dieser medizinisch sinnvoll und vertretbar ist, auch für die Begleitperson.
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Gibt es Fallstricke wie hohe Selbstbeteiligungen?
Klug: Nein. Es ist aber sinnvoll, ein Unternehmen zu wählen, dass an der Schlichtung des Ombudsmanns teilnimmt.
Braucht man eine zusätzliche Versicherung, wenn man im Urlaub Extremsport macht?
Klug: Das ist meistens mit abgesichert.
Für wie sinnvoll halten Sie denn eine Reiserücktrittversicherung?
Klug: Da kommt es vor allem auf den Preis der Reise an. Versicherungen sind ja im Grunde dafür da, hohe finanzielle Schäden abzuwenden. Aus Krankheitsgründen einen Flug nach Lissabon für 150 Euro zu verpassen, ist zwar ärgerlich, aber kein Grund für eine Reiserücktrittversicherung. Bei einer Amerika-Reise für 15.000 Euro sieht das schon anders aus. Jeder sollte sich überlegen, wo die eigene Schmerzgrenze ist.
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Gibt es Unterschiede, wann Reiserücktrittsversicherungen greifen?
Klug: Die Versicherungen zahlen, wenn die Reise aus unvorhersehbaren und wichtigen Gründen nicht angetreten werden kann. Im Detail unterscheiden sich die Bedingungen.
Kommt es in der Schadensabwicklung zu Problemen?
Klug: Vorerkrankungen und die Frage, ob Versicherungen im Falle einer Stornierung dann zahlen müssen, sorgt zum Beispiel immer wieder für Streit. Versicherer dürfen Verbraucherinnen und Verbraucher mit Vorerkrankung aber nicht generell von Reiserücktrittversicherungen ausschließen. Ich rate dazu, in jedem Fall mit offenen Karten zu spielen.
Ist es sinnvoll so eine Versicherung standardmäßig zu haben oder sollte man sich lieber für jede Reise einzeln versichern?
Klug: Das liegt am eigenen Reiseverhalten. Wenn jedes Jahr teure Reisen anstehen, ist es sinnvoll, eine dauerhafte Versicherung abzuschließen. Wer nur sporadisch unterwegs ist, kann das auch anlassbezogen machen.
Und was halten Sie von einer Reisegepäckversicherung?
Klug: Das ist eine unnötige Versicherung. Der Verlust eines Koffers stürzt Reisende in den meisten Fällen nicht in den Ruin. Außerdem kommt es darauf an, wann und wo ein Gepäckstück verschwindet. Während des Transports kann man zum Beispiel die Fluggesellschaft haftbar machen. Bei Einbruchdiebstahl könnte es auch ein Fall für die Hausratversicherung sein.
Was muss man bei einer Autoanmietung im Urlaub beachten?
Klug: Das Entspannteste ist, wenn die eigene Autoversicherung eine sogenannte „Mallorca-Police“ beinhaltet. Dann wird die Haftpflichtsumme auf das heimische Niveau gehoben. Erfahrungsgemäß sollten Reisende zudem beim Abholen des Mietwagens achtsam sein. Dabei sollte man resistent sein und sich nichts aufschwatzen lassen. Ansonsten zahlt man doppelt und dreifach.
Reichen die als „Rundum-Sorglos-Pakete“ verkauften Angebote von Check24 & Co.?
Klug: Es empfiehlt sich, immer auf die Leistungen und die Selbstbeteiligung zu achten. Was Autovermietungen aus unserer Erfahrung häufig versuchen ist, Schäden, die bereits am Auto vorhanden sind, den neuen Mietern in die Schuhe zu schieben. Ganz wichtig ist deshalb, den Zustand des Autos bei Anmietung zu dokumentieren. Wird das nicht vom Vermieter aus gemacht, sollten Reisende mit dem eigenen Smartphone ein Video drehen und Fotos machen.
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