Berlin/Wiesbaden. Fliegen ab Deutschland – das ist auch wegen staatlicher Abgaben teurer als aus dem Ausland. Ein SPD-Minister sieht weitreichende Folgen.
Der Luftfahrt-Branchenverband BDL sprach von „rekordhohen Kosten“ – und beklagte, dass Deutschland auch deshalb mehrere Jahre nach Ende der Corona-Pandemie noch immer keinen Anschluss an die allgemeine Entwicklung des europäischen Luftverkehrs gefunden habe. Airlines machten deshalb einen „Bogen um deutsche Airports“. Und Fluggäste? Die müssen in Deutschland mit Blick auf viele Ticketpreise wohl tiefer in die Tasche greifen. Aus dem Bundesland mit Europas größtem Luftfahrtdrehkreuz kommt nun ein Vorschlag, der das ändern soll.
Auch interessant
„Der Bund sollte einen Teil der Luftverkehrssteuer an die Airlines für Investitionen in modernes Fluggerät zurückgeben. Das würde dafür sorgen, dass weniger Lärm produziert, weniger Sprit verbraucht und somit die Wettbewerbsposition verbessert wird“, sagte der hessische Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) dieser Redaktion. In Hessen liegt Deutschlands größter Flughafen Frankfurt/Main.
SPD-Minister: Ändert sich nichts, fliegen Passagiere nicht mehr über Deutschland
Mansoori zufolge könnte das Erstatten eines Teils der Abgabe an die Airlines auch zu günstigeren Preisen für Fluggäste führen. Das sei auch gut für den Flughafen Frankfurt/Main. „Viele Menschen, die über dieses Drehkreuz in die Welt fliegen, sind Passagiere aus anderen Ländern, für die spielt ein guter Preis eine Rolle, die Verlässlichkeit beim Umstieg und ein guter Service. Machen wir ihnen kein gutes Angebot, werden die eben nicht mehr über Frankfurt am Main fliegen, sondern über Istanbul oder London“, erklärte der SPD-Politiker weiter. Man könne aber kein Interesse haben, diese Dienstleistungen in andere Länder zu verlagern zu teilweise schlechteren Arbeits- und Umweltbedingungen als in Deutschland, so Mansoori.
Der Branchenverband BDL hatte zuletzt erklärt, dass der Luftverkehr in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres weiterhin hinterher fliege. Das Sitzplatzangebot sei dem Verband zufolge um 10 Prozent auf 83 Prozent des Vor-Corona-Niveaus im Jahr 2019 gestiegen. Im übrigen Europa sei das Angebot hingegen um 9 Prozent auf 102 Prozent von 2019 gewachsen.
Reisen zu teuer? Viele Menschen schließen teurere Preise einfach aus
Als wesentlichen Grund für diese Entwicklung hatte BDL-Präsident Jens Bischof die im europäischen Vergleich deutlich höheren staatlichen Standortkosten in Deutschland verantwortlich gemacht. Zuletzt wurde die Luftverkehrsteuer zum 1. Mai 2024 um rund 25 Prozent erhöht. Steuern und Abgaben summierten sich laut BDL bei einem typischen Mittelstreckenflug innerhalb Europas inzwischen auf ein neues Rekordhoch von rund 30 Euro pro Passagier.
Hessens Verkehrsminister Mansoori kritisierte die steigenden Preise im Luftverkehr: Inzwischen seien viele Menschen von Reisen, insbesondere von Fernreisen, ausgeschlossen. „Deswegen müssen wir uns die Frage stellen, ob wir als Gesellschaft ein Interesse daran haben können, dass Reisen immer teurer wird“, sagte er weiter. Reisen erweitere den eigenen Horizont und sollte deshalb sollte möglichst vielen Menschen zur Verfügung steht. „Der Preis spielt dabei eine große Rolle und wenn das Lohnniveau verhindert, dass Menschen verreisen, dann ist das ein Problem“, so Mansoori.
- Altersvorsorge: Ruhestand mit 30, 40 oder 50? So viel Geld brauchen Sie dafür
- Arbeit & Ausbildung: 5000 Euro für Azubis – Deutschlands bestbezahlte Berufe
- Arbeitsplatz: Abfindung im Job kassieren? Diese Tipps sind bares Geld wert
- Ruhestand: Drei Banker verraten, was sie für ihre Altersvorsorge tun
- Wohnen und Mieten: Reich werden mit Airbnb – Zwei Brüder verraten, wie es geht
- Geldanlage: Goldpreis auf Rekordhoch: Lohnt sich der Einstieg noch?