Berlin. Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt deutlich umgekrempelt. Vieles lässt sich schwer zurückdrehen. So steht es um das Homeoffice.
Arbeiten im Homeoffice hat durch die Corona-Pandemie in Deutschland große Popularität gewonnen. Übten vor der Pandemie nur knapp 25 Prozent der Arbeitnehmenden ihren Beruf gelegentlich oder bei Bedarf im Homeoffice aus, waren es nach Ende der Homeoffice-Pflicht ab März 2022 mit fast 40 Prozent deutlich mehr.
„Der Anteil derer, die mindestens einmal pro Woche das Büro in den eigenen vier Wänden nutzen, ist von gut 11 auf fast 30 Prozent gestiegen.“ Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hervor. Vor der Pandemie waren 75,1 Prozent niemals im Homeoffice, 60,6 Prozent machen es auch nach Corona nicht.
„Die Corona-Pandemie hat Homeoffice in Deutschland von einer Ausnahme zu einem wichtigen Bestandteil des Arbeitsalltags gemacht“, erläuterte Jan Goebel, DIW-Bereichsleiter im Geschäftsbereich SOEP. Für die Analyse wurden mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Daten aus den Jahren 2014 bis 2022 ausgewertet.
Die Nutzung von Homeoffice unterscheidet sich demnach deutlich nach Unternehmensgröße und Branche. Insbesondere im Grundstückswesen, bei den Finanzdienstleistungen und in der öffentlichen Verwaltung arbeiten bis zu 80 Prozent gelegentlich zu Hause – und damit deutlich mehr als vor der Pandemie. Bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen arbeiteten bereits vor Corona viele Menschen von zu Hause aus, sodass sich der Anteil dort nicht so deutlich erhöht hat.
Homeoffice: Hier wird traditionell weniger oft zu Hause gearbeitet
In den Bereichen Erziehung und Unterricht arbeiten dagegen weniger als 40 Prozent gelegentlich von zu Hause aus – so viele wie vor der Pandemie. In größeren Unternehmen ist Homeoffice zudem üblicher als in kleineren, wo der Homeoffice-Anteil nur wenig gestiegen ist.
Zudem nutzen vor allem höherqualifizierte und Vollzeitbeschäftigte das Homeoffice. Geringfügig Beschäftigte sind kaum von diesem Wandel der Arbeitswelt betroffen. Die Lebensform ist für Homeoffice-Arbeiten ebenfalls entscheidend: So nutzen Mitarbeiter mit Kindern Homeoffice mehr als jene ohne. Ein Ost-West-Unterschied oder große Differenzen zwischen Männern und Frauen sind dagegen nicht feststellbar. Die Einkommens-, Arbeits- und generelle Lebenszufriedenheit bei Menschen mit Homeoffice-Möglichkeiten ist fast durchweg höher als bei solchen ohne Homeoffice.
Die Wissenschaftler fordern die Politik auf, den Arbeitswandel nachhaltig zu stützen. „Finanzielle Anreize für den Ausbau der digitalen Infrastruktur und gezielte Schulungsangebote für Führungskräfte und Mitarbeitende könnten dazu beitragen, die Option des Homeoffice auch in kleineren Unternehmen weiterzuverbreiten und damit die Chancengleichheit zu fördern“, sagte Studienautor Goebel. „Homeoffice steigert nicht nur die Zufriedenheit der Beschäftigten, sondern bietet auch Chancen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie – klare gesetzliche Regeln fehlen aber noch.“
Unternehmen in den USA wollen unterdessen den Homeoffice-Anteil wieder zurückfahren. So möchte Amazon, dass die Mitarbeitenden 2025 wieder 5 Tage pro Woche im Büro arbeiten.
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