Essen. Unter den 500 reichsten Deutschen sind einige Milliardäre aus dem Revier. Magazin schätzt die Vermögen der Aldi-Erben, Deichmanns, Haubs & Co.
Wer sind die reichsten Deutschen? Mit dieser Frage beschäftigen sich alljährlich mehrere Rankings. Das „Manager Magazin“ setzt erneut den „Discountkönig“ Dieter Schwarz, der Lidl und Kaufland erfunden hat, auf Platz 1, gefolgt von den BMW-Erben und den Merck-Eigentümern. Mit seinem Vermögen von geschätzt 43,7 Milliarden Euro liegt Schwarz allerdings leicht hinter den Aldi-Erben aus Mülheim und Essen, die gemeinsam auf knapp 46 Milliarden Euro kommen, im Ranking aber getrennt geführt werden.
Hinter den vom Manager Magazin als „die 500 reichsten Deutschen“ geführten Menschen, meist sind es Familien, stehen in aller Regel erfolgreiche Unternehmen. Wir haben die Bestplatzierten aus dem Ruhrgebiet herausgesucht. In der folgenden Tabelle listen wir die Milliardäre aus den Ruhrgebietsstädten und der angrenzenden Landeshauptstadt Düsseldorf auf, in Klammern steht ihr Platz in der bundesweiten Reichen-Rangliste des Wirtschaftsmagazins.
- (6.) Familien Albrecht/Heister (Aldi Süd), Mülheim, 27 Milliarden Euro
- (7.) Familie Henkel (Henkel AG), Düsseldorf, 24,6 Milliarden Euro
- (9.) Theo & Babette Albrecht (Aldi Nord), Essen, 18,9 Milliarden Euro
- (14.) Familie Brenninkmeijer (C&A), Düsseldorf, 13,5 Milliarden Euro
- (42.) Familie Droege (Droege Group), Düsseldorf, 5,0 Milliarden Euro
- (43.) Familie Deichmann (Deichmann SE), Essen, 4,8 Milliarden Euro
- (43.) Georg & Christian Haub (Tengelmann), Mülheim, 4,8 Milliarden Euro
- (63.) Familie Haniel (Haniel Group), Duisburg, 3,8 Milliarden Euro
- (80.) Familie Heinig (Tedi, Woolworth), Dortmund, 3,0 Milliarden Euro
- (94.) Torsten Toeller (Fressnapf), Duisburg, 2,5 Milliarden Euro
- (114.) Familie Kellerhals (Ceconomy), Düsseldorf, 2,1 Milliarden Euro
- (218.) Familie Conle (Conle Gruppe), Duisburg, 1,0 Milliarden Euro
- (218.) Familie Thelen (Thelen Gruppe), Essen, 1,0 Milliarden Euro
Aldi Süd ist das erfolgreichste Unternehmen des Ruhrgebiets
Die Nachfahren des legendären Aldi-Mitgründers Karl Albrecht, denen die Unternehmensgruppe Aldi Süd in Mülheim gehört, haben es nicht nur geschafft, mit 27 Milliarden Euro die reichste Familie des Ruhrgebiets zu werden. Die Tochter Beate Heister und ihr Bruder Karl Albrecht jr. haben das Firmenvermögen in die Siepmann-Stiftung eingebracht. Beide Milliardäre, so heißt es, halten sich seit langem aus dem operativen Geschäft bei Aldi Süd heraus.
Aldi Nord holt nach der Beilegung des Familienstreits auf
Dafür flogen im Essener Schwesterunternehmen Aldi Nord bis vor gar nicht so langer Zeit noch die Fetzen. Doch inzwischen haben sich Theo Albrecht jr. und die Babette Albrecht, die Witwe seines Bruders Berthold, auf eine neue Holding-Struktur geeignigt und Frieden geschlossen. Beide Seiten sollen auf ein Vermögen von fast 19 Milliarden Euro kommen. Theo Albrecht jr. ist von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat gewechselt. Das Konzernvermögen liegt in den drei Stiftungen Markus, Jakobus und Lukas.
Deichmann hat in der Corona-Krise die Konkurrenz weiter abgehängt
Der Essener Familie Deichmann gehört der gleichnamige Schuhhändler, seines Zeichens die klare Nummer eins in Deutschland und ganz Europa. Der heutige Chef Heinrich Deichmann trägt den gleichen Namen wie sein Großvater, der das Familienunternehmen vor 111 Jahren gegründet hat. Heute hat Deichmann in 34 Ländern mehr als 4700 Filialen und beschäftigt rund 49.000 Menschen weltweit. Anders als viele andere Einzelhändler kam Deichmann sehr gut durch die Corona-Krise, profitierte letztlich von der krisenbedingten Marktbereinigung. Im vergangenen Jahr erzielten die Essener mit 8,7 Milliarden Euro einen neuen Umsatz-Rekord.
Von Tengelmann können die Familien gut leben
Obwohl Christian Haub die Anteile am Handelsunternehmen Tengelmann seines für tot erklärten Bruders Karl-Erivan von dessen Familie 2022 für 1,75 Milliarden Euro gekauft hat, kommt er gemeinsam mit seinem zweiten Bruder Georg noch auf ein Vermögen von fast fünf Milliarden Euro. In absehbarer Zeit soll Christian Haub alleiniger Eigentümer der bislang in Mülheim ansässigen Firmengruppe (Obi, Kik, Babymarkt) werden. Georg Haub will seinen Anteil an Christian verkaufen. Das Verschwinden von und die anschließende Todeserklärung für Karl-Erivan Haub sorgen dafür, dass dessen Witwe und Kinder, Katrin, Erivan und Viktoria Haub, mit einem Vermögen von 800 Millionen Euro ebenfalls zu den reichsten Deutschen zählen.
Das Unternehmen der riesigen Haniel-Famile steckt in der Krise
Die Duisburger Haniel-Familie gehört mit 3,8 Milliarden Euro seit Jahrzehnten zu den reichsten im Ruhrgebiet. Die Größe der inzwischen auf rund 750 Familienmitglieder gewachsenen Sippe relativiert aber den Pro-Kopf-Reichtum gegenüber vielen andere Unternehmerfamilien. Zumal es der Haniel-Gruppe, die in verschiedenste Unternehmen und Wirtschaftszweige investiert, aktuell nicht gut geht: Im vergangenen Jahr stand unterm Strich ein Nettoverlust von 75 Millionen Euro. Das Vermögen sank laut Manager Magazin binnen Jahresfrist um 700 Millionen Euro.
Discount-Imperium mit Tedi und Woolworth auf Wachstumskurs
Stefan Heinig hat mit Tedi, Woolworth und Kik ein milliardenschweres Discount-Imperium aufgebaut, das er aus Dortmund steuert. Den Anteil am Textilfilialisten Kik hat er inzwischen an Tengelmann verkauft. Mit Tedi und Woolworth legt der 62-Jährige aber aktuell einen rasanten Wachstumskurs hin. Immer wieder wird kolportiert, dass Heinig, dessen Vermögen auf drei Milliarden Euro geschätzt wird, Firmenanteile verkaufen wolle. Der Grund: Es gibt Zweifel, ob seine Kinder das Unternehmen übernehmen wollen.
Wo der Fressnapf-Gründer einmal richtig daneben gelegen hat
Der Duisburger Fressnapf-Gründer Torsten Toeller wurde mit der Getränkemarkt-Kette Trinkgut und seinem Tierbedarfshandel reich. Fressnapf betreibt inzwischen 1900 Filialen mit 16.000 Beschäftigten in elf Ländern. In Duisburg ließ der gebürtige Kölner gegenüber dem Hauptbahnhof das imposante Bürogebäude „Mercator-One“ bauen. Viel Geld verloren, in Rede steht eine dreistellige Millionensumme, hat Toeller dagegen mit seinem Großinvestment in René Benkos inzwischen insolvente Signa-Gruppe. Laut Spiegel hat er unlängst die Laura-Privatstiftung der Benkos verklagt, weil er für die Rückgabe seiner 4,5 Prozent an der Signa-Holding nie Geld erhalten habe.
Die Essener Thelen-Gruppe auf Erfolgskurs
Die Essener Thelen-Gruppe ist in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft unterwegs, sie baut, bewirtschaftet und verwaltet Immobilien, tritt auch als Projektentwicklerin auf. Die Familie kann davon gut leben, ihren Besitz taxiert das Manager Magazin auf eine runde Milliarde Euro.
Bei Schauinsland Reisen steht die vierte Generation in den Startlöchern
Vom kleinen Reisebüro in Duisburg-Marxloh hat sich das Familienunternehmen zum drittgrößten deutschen Tourismusunternehmen entwickelt. Gerald Kassner, dessen Vermögen auf 800 Millionen Euro geschätzt wird, führt die Firma in dritter Generation. Mit Sohn Steffen steht inzwischen die vierte Generation in den Startlöchern. Der 29-Jährige ist seit dem Sommer Geschäftsführer in der neuen Zentrale am Duisburger Innenhafen.
Witte Automotive steht nach 125 Jahren gut da
Die Velberter Familien Witte und Gölz werden auf eine halbe Milliarde Euro taxiert. Ihr Unternehmen, Witte Automotive, hat gerade erst sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Gegründet als Hersteller von Kofferschlössern, entwickelt und produziert Witte Automotive heute Schließsysteme für Fahrzeuge.