Berlin. Paare, die ein Kind erwarten, müssen auch finanziell einiges beachten. Eine Expertin gibt Tipps – auch mit Blick auf Versicherungen für das Baby.
Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Was werdende Eltern mit Blick auf die Finanzen beachten sollte und welche Versicherung für ein Baby wirklich gebraucht wird.
Frau Klug, wie verändert die Geburt eines Kindes die finanzielle Lage für eine Familie?
Sandra Klug: Ein Kind zu bekommen, kann durchaus großen Einfluss haben. Vor einer Geburt waren oft beide Elternteile berufstätig – das Einkommen war also höher. Ein Teil des Verdienstausfalls wird zwar durch das Elterngeld aufgefangen. Seit der Einführung 2007 sind die Höchstsätze aber nicht angepasst worden. Hinzu kommt zwar das Kindergeld, aber die Geburt eines Kindes führt erfahrungsgemäß dazu, dass die Kosten für eine Familie ansteigen.
Was sollten werdenden Eltern mit Blick auf das eigene Geld als erstes tun, wenn Sie erfahren, dass Nachwuchs ansteht?
Klug: Zuvor zu sparen und möglichst viel Geld auf dem Tagesgeldkonto anzusammeln, sind zwei Tipps. Denn es geht in der Phase dann ja vor allem darum, eigene Liquidität bei möglicherweise gesunkenem, familiärem Einkommen sicherzustellen. Denkbar ist auch, sich anzuschauen, wo es Einsparpotenziale gibt.
Was sollten verheiratete Paare beim Elterngeld beachten? Wann und für welchen Elternteil lohnt sich zum Beispiel ein Wechsel der Steuerklasse?
Klug: Oft ist bei verheirateten Eltern die Steuerklasse 3 für den Bezieher des Elterngeldes die günstigste, einfach, weil am Ende des Monats mehr Netto auf das eigene Konto fließt. Für die Berechnung der Höhe des Elterngelds ist immer das erzielte Netto ausschlaggebend. Der Anspruch auf das maximale Elterngeld in Höhe von 1800 Euro errechnet sich aus einem durchschnittlichen monatlichen Netto im Bemessungszeitraum von 2770 Euro. Wer auch vor einem Steuerklassenwechsel mehr netto hat, braucht natürlich nichts zu unternehmen. Noch ein Tipp: Füllen Sie die Dokumente so gut es geht vor der Geburt aus. So kann man sich etwas Stress sparen.
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Gibt es Versicherungen, die man bereits vor der oder direkt nach der Geburt für sein Kind abschließen sollte?
Klug: Zunächst sollte man einen Blick auf den Haftpflichtversicherungsschutz werfen und prüfen, ob die Familie und deliktunfähige Kinder mitversichert sind. Kinder haften erst ab Vollendung des siebten Lebensjahres für ihr Handeln. Allerdings stellen Kinder auch bevor sie sieben sind eine Menge Blödsinn an. Wenn der Nachwuchs mit einem Stein ein paar Schrammen in das Auto des Nachbarn kratzt, möchte man sagen können: ‚Ach, wir haben eine Versicherung. Wir zahlen das.‘
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Eine Versicherung von deliktunfähigen Kindern innerhalb der Privathaftpflichtversicherung – man muss das extra dazu versichern?
Klug: Ja. Möglicherweise ist eine Geburt ohnehin die Gelegenheit, zwei unterschiedliche Single-Privathaftpflichtversicherungen – nämlich von beiden Elternteilen – in eine Familienversicherung zusammenzuführen und den gemeinsamen Bedarf zu bewerten. Dann können deliktunfähige Kinder mitversichert werden.
Wie sinnvoll ist eine Unfallversicherung für das Baby?
Klug: Aus unserer Sicht braucht man eine solche Versicherung nicht. Wenn man ganz sicher gehen will, könnte man eine Kinderinvaliditätsversicherung abschließen. Denn das Kritische ist oft nicht ein Unfall, sondern Erkrankungen, die Beeinträchtigungen nach sich ziehen.
Das ist so etwas wie eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Klug: So in etwa. Berufsunfähigkeitsversicherungen können für ältere Kinder abgeschlossen werden. Es geht darum, den Lebensunterhalt des Kindes zu sichern.
Ist das eine teurere Versicherung?
Klug: Ja. Dafür muss man sicher einige Hundert Euro im Jahr hinlegen. Jeder muss sich entscheiden, ob es das wert ist.
Was ergibt noch Sinn?
Klug: Sobald Personen von einem wirtschaftlich abhängig sind, sollte eine Risikolebensversicherung, jedoch keine kapitalbildende Lebensversicherung, abgeschlossen werden. Dabei geht es darum, im Todesfall eines Elternteils keine finanziellen Sorgen haben zu müssen. Der Bedarf ist sehr unterschiedlich. Als Faustformel kann aber gelten: Die Versicherungssumme sollte beim drei- bis fünffachen des Jahresbruttogehalts liegen. Wird eine Immobilie finanziert, steigt der Bedarf.
Ist es schlau, sich gleich nach der Geburt um ein eigenes Konto für den Nachwuchs zu kümmern?
Klug: Wenn die Großeltern Geld schenken und für später etwas beiseitelegen wollen, ist es sinnvoll sich gleich darum zu kümmern. Man kann dann ein Konto für das Kind anlegen lassen und auch ein Kinderdepot ist sicher keine schlechte Idee, wenn Geld in Fonds investiert werden soll. Auch Kinder haben einen Sparerfreibetrag, der genutzt werden kann. Auf gar keinen Fall sollte eine Ausbildungsversicherung abgeschlossen werden. Das ist lediglich ein teures Lebens- oder Rentenversicherungsprodukt und bringt nichts.
Gibt es denn ein Altersvorsorgeprodukt, dass Sie empfehlen würden, für ein Kind abzuschließen?
Klug: Wollen Eltern oder Großeltern monatlich etwas für das Kind ansparen, ist ein ETF-Fondssparplan eine gute Möglichkeit. Es ist noch genug Zeit, um auch eine schöne Summe anzusparen, bis das Kind zum Beispiel einen Führerschein machen oder ins Ausland will.
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