Duisburg. Ministerpräsident Wüst schaltet sich im Thyssenkrupp-Streit ein. In Duisburg übt Wüst den Schulterschluss mit den Stahl-Beschäftigten.
Im erbittert geführten Streit bei Thyssenkrupp zwischen dem Management und der Gewerkschaft IG Metall übt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) den Schulterschluss mit den Arbeitnehmervertretern. Es müsse nun darum gehen, „Vertrauen und Verlässlichkeit wiederherzustellen“, sagte Wüst an der Seite von Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol und IG Metall-Vorstand Jürgen Kerner bei einer Kundgebung vor dem „Stahlgipfel“ in Duisburg.
Wüst mahnte, die Beteiligten bei Thyssenkrupp sollten „zurückkommen zu gelebter Mitbestimmung, wie sie Tradition ist in Nordrhein-Westfalen“. Das Miteinander von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite habe NRW „immer stark gemacht“, betonte Wüst.
Mehrere hundert Stahl-Beschäftigte hatten sich vor der Duisburger Mercatorhalle versammelt, wo Wüst auch zu den Teilnehmern des Branchengipfels sprechen wollte. „Auf das Land könnt ihr euch verlassen“, rief Wüst den Beschäftigten zu. Im Zusammenhang mit dem geplanten Aufbau einer Grünstahl-Produktionsanlage betonte Wüst: „Die Landesregierung steht zu ihrem Wort.“
Wüst fordert „vertrauensvolles Miteinander gerade in schwierigen Zeiten“
Auf der Bühne vor den geladenen Gästen des Stahlgipfels legte Wüst noch nach. „Wir können dankbar sein, dass es die Mitbestimmung gibt“, sagte der Ministerpräsident. Das „vertrauensvolle Miteinander gerade in schwierigen Zeiten“ sei „ein hohes Gut“.
Seit Wochen tragen das Thyssenkrupp-Management mit Vorstandschef Miguel López und Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm auf der einen Seite und den Arbeitnehmervertretern Jürgen Kerner und Tekin Nasikkol auf der anderen Seite heftige Konflikte im Essener Traditionskonzern aus.
Auch Bundespolitiker von SPD und Grünen zeigen sich solidarisch mit Beschäftigten
Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sprach bei der Großkundgebung vor der Duisburger Mercatorhalle. Arbeitnehmerrechte dürften „nicht mit Füßen getreten werden“, sagte die Parlamentspräsidentin, die aus Duisburg stammt und einen Sitz im Aufsichtsrat des Stahlherstellers Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) hat.
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak sprach von „Chaos“ bei Thyssenkrupp. Er habe sich in den vergangenen Tagen „fremdgeschämt“ angesichts von „Unanständigkeit“ und „Unprofessionalität“ des Managements, sagte Banaszak. Der Abgeordnete appellierte auch an Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather, die an der Spitze der Thyssenkrupp-Großaktionärin steht, und Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm. Es dürfe nicht sein, dass sie „eine industrielle Kernschmelze in Kauf“ nehmen, um kurzfristig Dividenden zu erzielen.
Auch der neue Bundesvorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA, Dennis Radtke, kritisierte Thyssenkrupp-Vorstandschef López. „So werden wir den Karren nicht aus dem Dreck ziehen“, sagte der Bochumer Europa-Abgeordnete in Richtung López. Der Vorstandschef müsse „anständig“ mit der IG Metall und den Betriebsräten umgehen, mahnte Radtke.
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