Rom. Ein Luxusauto zum „Schnäppchenpreis“? Eine Idee von Stellantis versetzt Italien in Aufruhr. Der Autobauer fühlt sich falsch verstanden.
Weil er seinen Arbeitern Luxusautos, die bis zu 180.000 Euro kosten, zu einem vergünstigten Preis angeboten haben, hat sich der italienisch-französische Autohersteller Stellantis viel Kritik zugezogen. Der Konzern sendete E-Mails mit dem Angebot für vergünstigte Maseratis auch an Arbeitnehmer, die zurzeit auf Kurzarbeit null sind und deren Job gefährdet ist.
„Liebe Kollegin, lieber Kollege, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie ab September die Möglichkeit haben werden, einen neuen Maserati zu Konditionen zu erwerben, die Ihnen, Ihrer Familie und Ihren Freunden gewidmet sind. Unser außergewöhnliches Angebot wartet auf Sie“, heißt es in der Mail Stellantis ́. Das Angebot bezieht sich auf drei Modelle: den in der Stadt Cassino südlich von Rom produzierten Grecale, den GranTurismo und den GranCabrio, die in Turin Mirafiori hergestellt werden. Die Modelle kosten zwischen 80.000 Euro und 180.000 Euro.
Linksparteien und Gewerkschaften kritisierten Stellantis‘ Initiative als unangebracht, vor allem in einer Zeit, in der mehrere Arbeitnehmer auf Kurzarbeit Null seien. Viele Jobs seien in der italienischen Autobranche gefährdet.
Maserati für Freunde und Verwandte mit Sonderrabatt
Stellantis beklagte eine „Instrumentalisierung seines Angebots und Feindseligkeit gegenüber des Konzerns“. Diese schade in erster Linie den Arbeitern, die stolz darauf seien, Autos zu bauen, die als italienische Spitzenprodukte in der Welt bekannt sind, hieß es. „Es waren die Maserati-Mitarbeiter selbst, die bei mehreren Gelegenheiten um Sonderrabatte für Freunde oder Verwandte gebeten haben, die sich wegen eines Autos an sie gewandt hatten“, erklärte das Unternehmen. Maserati biete seinen Mitarbeitern bereits die Möglichkeit, seine Fahrzeuge zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten zu nutzen, und entwickle derzeit ein Programm, um Maserati-Fahrzeuge zu anderen Anlässen zu testen“.
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Schätzungsweise 25.000 Arbeitsplätze sind beim italo-französischen Autobauer und in der Zulieferindustrie in Italien laut Gewerkschaft gefährdet. „Im Laufe des Jahres 2025 werden sowohl Stellantis als auch mit dem Konzern verbundene Unternehmen Jobs kürzen. Ohne rechtzeitiges Eingreifen wird es zu Massenentlassungen kommen“, warnte der Chef der italienischen Metallergewerkschaft Fim Cisl, Ferdinando Uliano.
Der Gewerkschaftschef schätzte, dass ohne Gegenmaßnahmen mindestens 12.000 Arbeitsplätze alleine in den Stellantis-Werken gefährdet seien und ebenso viele, wenn nicht mehr, in den Werken, die Komponenten herstellen. Die Regierung um die rechtspopulistische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni macht Druck für einen Plan zur Steigerung der inländischen Autoproduktion auf eine Million Einheiten pro Jahr.
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Stellantis: Kampf gegen schlechte Absatzzahlen
Die Aussichten sind aber nicht besonders rosig. Die Produktion des wichtigsten E-Modells der Marke Fiat wird wegen der niedrigen Nachfrage einen Monat lang unterbrochen. Es seien aber Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro vorgesehen, um den Fiat 500 mit einer stärkeren Batterie auszustatten und die Produktionskapazität im Mirafiori-Werk bei Turin in Norditalien zu steigern.
Insbesondere staatliche Anreize hatten die Absatzzahlen von E-Autos in den vergangenen Jahren angekurbelt. Mit ihrem Auslaufen sank auch die Nachfrage wieder. Längerfristig könnten neue, billigere und leistungsfähigere Batterien die Akzeptanz erhöhen.
Der Autokonzern Stellantis ging im Januar 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler und der französischen PSA-Gruppe hervor. Zu ihm gehören Marken wie Opel, Peugeot, Fiat oder Alfa Romeo. In Italien beschäftigt der Konzern etwa 43.000 Mitarbeiter – vor der Fusion von 2021 waren es noch mehr als 51.000.