Rom. Die Nuss-Nougat-Creme beschert dem italienischen Konzern Milliardenumsätze. Doch auch zwielichtige Personen machen mit einer Variante Kasse.

  • Nutella gibt es künftig auch vegan
  • Ferrero bringt den Brotaufstrich auch in Deutschland auf den Markt
  • Sogar Kriminelle machen mit der Nuss-Nougat-Creme jetzt Kasse

Für viele ist sie längst zu einem Synonym für Nuss-Nougat-Creme geworden: Nutella feiert in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Der italienische Süßwarenhersteller Ferrero setzt auf die Unvergänglichkeit seines Erfolgsrezepts, das in 170 Ländern vertrieben wird, und startet zugleich mit einer weltweiten Kampagne für seine kultige Brotaufstrich-Marke in veganer Variante. Der Verkauf beginnt zunächst in mehreren europäischen Ländern – in Italien, Frankreich und Belgien. Auch in Deutschland soll der vegane Brotaufstrich in Zukunft verkauft werden, aber erst ab Januar 2025.

Beim Geschmack gebe es „keine Kompromisse“, versichert das Unternehmen. Für die vegane Nutella-Version wird das Milchpulver im Schokoaufstrich geopfert – hinzugefügt werden dafür pflanzliche Zutaten wie Kichererbsen und Reissirup. „Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher entscheiden sich heutzutage dafür, tierische Produkte zu reduzieren oder ganz zu vermeiden, sei es aus Gründen der Ernährung oder des Lebensstils“, so die Begründung.

Nutella Plant Based
Die vegane Nutella soll in Deutschland ab Januar 2025 verkauft werden. © PR | Ferrero

Menschen mit einer Milcheiweißallergie könnten den veganen Aufstrich allerdings trotzdem nicht essen, „weil das Produkt in einem Betrieb hergestellt wird, wo mit Milch umgegangen wird“. Die neue Nutella erkennen Kunden an einem grünen statt wie gewohnt weißen Deckel. Auch ein kleiner grüner Hinweis „plant based“ (deutsch: pflanzenbasiert) macht die vegane Creme kenntlich.

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Nutella machte Ferrero ungeplant zur Weltmarke

Mit der veganen Nutella hofft der Süßwarenkoloss Ferrero auf weiteres Wachstum auf dem hart umkämpften globalen Süßwarenmarkt. Das erste Glas Nutella lief am 20. April 1964 in einem damals noch verhältnismäßig kleinen Familienbetrieb namens Ferrero in Alba vom Band, einem Städtchen im norditalienischen Piemont. Dabei war der Brotaufstrich zuerst nur ein Nebenprodukt – und nicht einmal besonders typisch für den Betrieb zur Herstellung von Schokolade und Süßigkeiten, den der Konditor Pietro Ferrero 1946 in Alba eröffnet hatte.

Süße Spezialitäten gehören schon seit Jahrhunderten zur Tradition des Piemonts und seiner Hauptstadt Turin. An den Fürstenhof dort gelangte kurz vor 1700 die aus Südamerika eingeführte Mode der Schokolade. Im 19. Jahrhundert begann man dann, bei der Herstellung von Süßwaren anstelle von Kakaopulver gemahlene Haselnüsse zu verwenden, die im Piemont im großen Ausmaß vorhanden waren. Die Rohmasse gab es im Laden aber auch als Aufstrich zu kaufen.

Der Sohn des Firmengründers, Michele Ferrero, kam dann auf die Idee, das Ganze in Gläser abzufüllen. 1956 eröffnete er eine erste Zweigfabrik außerhalb Italiens im hessischen Stadtallendorf bei Marburg und brachte zugleich auch die Kirschpraline „Mon Chéri“ auf den Markt. Zu den Spezialitäten des Konzerns zählen unter anderem die Pralinen Ferrero Rocher sowie die beliebten Kinder-Schokoriegeln und Schoko-Eier.

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Pro Jahr werden 500.000 Tonnen Nutella hergestellt

In den ersten Jahren hieß die Nutella noch „Supercrema“. Der Durchbruch kam erst mit der Umbenennung in den 1960ern. Nut- steht für Nuss, -ella ist eine Verkleinerungsform im Italienischen. Nutella wurde über die Jahrzehnte vor allem unter den Kindern zum Kult. Die fettig-süße Creme ist inzwischen ein Exportschlager und wird heute in über 170 Ländern weltweit vertrieben. Allein macht sie circa 16 Prozent des Gesamtumsatzes Ferreros aus, der inzwischen 17 Milliarden Euro beträgt. Von Nutella werden pro Jahr 500.000 Tonnen hergestellt, die größte Fabrik steht in der Normandie. Die Deutschen gehören seit jeher zu den treuesten Kunden.

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In Villers-Ecalles in der Normandie steht die größte Nutella-Fabrik der Welt. 800.000 Gläser Nutella werden hier pro Tag produziert. © AFP | Charly Triballeau

Aus Nutella ist längst ein Synonym für Nuss-Nougat-Aufstriche aller Art geworden. Das Rezept ist geheim, über die genaue Zusammensetzung des Originals schweigt sich der Konzern seit jeher aus. Die Rezeptur wurde in den Jahren weiterentwickelt und an die vorherrschenden Essgewohnheiten und Vorlieben angepasst.

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Umweltschützer kritisieren Ferrero für Produktion scharf

Ferrero behauptet nach einigen Jahren mit einiger Kritik, nur noch Palmöl aus zertifiziert nachhaltiger Herstellung zu verwenden. Von Umweltschützern kommen aber weiterhin Vorwürfe, unter anderem weil in Italien ganze Landstriche der Haselnuss-Monokultur geopfert wurden. Nach Schätzungen wird heutzutage etwa ein Viertel der weltweiten Haselnuss-Produktion für Nutella verwendet. Inzwischen hat Ferrero auch in der Türkei große Haselnuss-Grundstücke erworben, um sich die konstante Lieferung des Rohmaterials für Nutella zu sichern.

Der von einem kleinen Familienunternehmen zu einem globalen Lebensmittelkoloss avancierte Ferrero-Konzern beschäftigt inzwischen über 47.000 Mitarbeiter und ist in 55 Ländern vertreten. Er verfügt über 37 Produktionsstätten.

Nutella machte Ferrero-Familie zu Milliardären

Der Firmenchef Giovanni Ferrero (59), der das Imperium von seinem Vater, dem Unternehmensgründer Michele Ferrero, übernommen hat, ist inzwischen zum reichsten Süßwarenhersteller der Welt aufgestiegen.

Mit einem geschätzten Vermögen von 38,6 Milliarden Dollar (circa 39 Milliarden Euro) führt er das Ranking der wohlhabendsten Italiener an, geht aus der vom US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ jährlich verfassten Liste der Superreichen hervor.

Vegane Variante wird bereits von Kriminellen verkauft

Nutella ist inzwischen so begehrt, dass auch die Kriminalität darauf aufmerksam geworden ist. Noch bevor der vegane Aufstrich in den Handel gekommen ist, wurde er in einigen Geschäften Neapels angeboten, und zwar zum halben Preis: 2,60 Euro pro Glas, statt 4,49 Euro. Das Angebot stammte nicht aus offiziellen Kanälen, sondern aus dem „Parallelvertrieb“.

Mit anderen Worten: Es handelte sich um einen Teil einer im Juni gestohlenen Lieferung, die für Frankreich bestimmt war. Etwa 300 Dosen mit einem Marktwert von fast 1300 Euro wurden von der Polizei konfisziert: Sie wurden alle vernichtet, auch weil nicht überprüft werden kann, ob die Lagerungsvorschriften in diesen zwei Monaten eingehalten wurden.