Berlin. Wer Geld braucht, sollte nie den Dispokredit nutzen – denn Banken langen bei den Zinsen mächtig zu. Ein Experte nennt die Zauberformel.

Während die Zinsen für Spareinlagen wie Tagesgeld aktuell tendenziell sinken, bleiben die Zinsen für Dispokredite bei vielen Banken und Sparkassen weiter kräftig hoch. Im Schnitt zahlen Bankkunden rund 12,3 Prozent für ihre Kontoüberziehung, wie eine Auswertung des Verbraucherportals biallo.de von rund 1100 Geldhäusern ergeben hat. Vor zwei Jahren lag der Dispozins noch knapp unter zehn Prozent.

Wer beim Geld leihen sparen will, sollte sich grundsätzlich eher nach einem Kredit umschauen, statt seinen Dispokredit zu nutzen. „Wer 4000 Euro im Minus ist und diese Summe über drei Jahre zurückzahlen möchte, kann mit einer Umschuldung auf einen Ratenkredit über 300 Euro Zinsen sparen“, wie eine Modellrechnung des Vergleichsportals Verivox ergeben hat.

Hintergrund: Kostenloses Girokonto: Verivox-Analyse zeigt teure Entwicklung

Zugrunde liegt der Rechnung die Annahme, dass ein Kunde für seinen Dispokredit 12,06 Prozent und für den Ratenkredit 6,89 Prozent Zinsen zahlen müsste. „Wer ein Kontominus von 4.000 Euro mit einem Ratenkredit ausgleicht und diesen innerhalb von drei Jahren tilgt, zahlt bei diesen Konditionen nur 425 Euro Zinsen. Im Vergleich dazu würden bei einer Rückzahlung über denselben Zeitraum zum durchschnittlichen Dispozins 745 Euro anfallen – ein Unterschied von 320 Euro“, rechnet Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, vor.

Dispokredit: Bank muss Kunden über Alternativen informieren

„Ein Dispokredit ist für kurzfristige finanzielle Engpässe hilfreich“, meint Maier. „Wenn das Konto aber dauerhaft im Minus ist, sollten Verbraucher dringend nach günstigeren Alternativen Ausschau halten.“ Im bundesweiten Durchschnitt lagen die Ratenkreditzinsen laut Bundesbank zuletzt bei 8,32 Prozent. Bei diesen Konditionen zahlen Bankkunden insgesamt 514 Euro Zinsen, wenn sie 4000 Euro umschulden und innerhalb von drei Jahren abbezahlen. „Das sind zwar 89 Euro mehr als bei einem günstigen Ratenkredit fällig würden, aber immer noch 231 Euro weniger als für den Dispokredit“ so Maier.

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    Banken sind allerdings gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Kunden über Alternativen zum Dispokredit zu informieren, wenn sie sich längere Zeit im Minus befinden. Konkret muss dies passieren, wenn Kunden länger als sechs Monate durchschnittlich 75 Prozent ihres Disporahmens ausschöpfen oder bei einer Kontoüberziehung über drei Monate hinweg mehr als die Hälfte ihres monatlichen Geldeingangs in Anspruch nehmen.

    Girokonto von DKB und ING im Überblick:

    KategorieDKBING
    KontoführungsgebührKeine ab 700 Euro Geldeingang im Monat oder für unter 28-Jährige – sonst 4,50 Euro im MonatKeine ab 700 Euro Geldeingang im Monat oder für unter 28-Jährige – sonst 4,90 Euro im Monat
    BankkarteDebitkarte (Visa) ist kostenlos dabei, Girokarte optional für 0,99 Euro und Kreditkarte für 2,49 Euro im Monat.Debitkarte (Visa) ist kostenlos dabei, Girokarte optional für 0,99 Euro im Monat.
    Bargeld abhebenKostenlos ab 50 Euro an allen Visa-Akzeptanzstellen oder im Einzelhandel. Ab 700 Euro Geldeingang im Monat auch weltweit kostenlos.Kostenlos ab 50 Euro an allen Visa-Akzeptanzstellen oder im Einzelhandel. In Fremdwährungen wird eine Gebühr von 1,99 Prozent berechnet.
    BezahlenEU-weit kostenlos – ab 700 Euro Geldeingang auch weltweit in FremdwährungEU-weit kostenlos – in Fremdwährung fällt eine Gebühr von 1,99 Prozent an
    Dispozins9,90 Prozent ab 700 Euro Geldeingang, sonst 10,50 Prozent.10,99 Prozent für alle Kunden
    TagesgeldSeparates Tagesgeldkonto mit 1,75 Prozent ZinsenSeparates Extra-Konto mit 3,30 Prozent für sechs Monate und 1,25 Prozent Zinsen im Anschluss.

    Finanzen: Bei diesen Banken liegt der Zinssatz unter sechs Prozent

    Der Verivox-Experte rät jedoch allen Verbrauchern, „nicht das erstbeste Angebot anzunehmen, das ihnen von ihrer Bank empfohlen wird“, so Maier. „Ohne einen vorherigen Vergleich der verschiedenen Anbieter zahlen Kreditnehmer fast immer mehr Zinsen als nötig.“ Damit Kreditnehmer nicht erneut ihren Dispo nutzen müssen, um die Raten zu begleichen, sollte man die monatlichen Raten nicht zu hoch ansetzen. „Selbst ein Ratenkredit mit niedriger Monatsrate und dafür längerer Laufzeit ist deutlich günstiger als ein teurer Dispokredit.“

    Was tun, wenn man sich über die hohe Dispozinsen bei seiner Bank oder Sparkasse ärgert? „Das Beste wäre, zu einer Bank zu wechseln, die einem günstigere Zinsen anbietet. Denn die Erfahrung lehrt, dass teure Banken diesen Kurs stets beibehalten“, sagt Horst Biallo, Gründer von biallo.de. Günstige Anbieter mit Zinssätzen unter sechs Prozent seien etwa die Bank of Scotland oder die Deutsche Skatbank.