Berlin. Der Berliner Brillenhändler Mister Spex räumt radikal auf. Wie viele Mitarbeiter von den Restrukturierungsplänen betroffen sind.

Das Berliner Unternehmen Mister Spex steht vor einem drastischen Umbau. In einer Mitteilung gab der Brillenhändler bekannt, dass für die Jahre 2024 und 2025 ein Transformations- und Restrukturierungspaket verabschiedet wurde. Dieses trägt intern den Namen „SpexFocus“. Das Projekt sieht unter anderem Personalkürzungen vor – so sollen zwölf Prozent der rund 1300 Mitarbeiter gehen. Grund für die schlechter als erwartet ausgefallenen Ergebnisse seien „hauptsächlich ungünstige Wetterbedingungen“, so das Unternehmen. Dadurch seien weniger Sonnenbrillen verkauft worden.

Zum Plan gehört auch, dass die internationalen Filialen von Mister Spex in Österreich, Schweden und der Schweiz schließen. Nach Angaben des Unternehmens gibt es derzeit 66 Geschäfte in Deutschland, acht im europäischen Ausland, zudem ein flächendeckendes Netzwerk aus über 300 Partneroptikern. Dieses wird nun durch das Restrukturierungsprogramm schrumpfen. Außerdem sollen Preise für Brillen und Co. „angepasst“ werden. Kunden müssen sich wohl auf Preissteigerungen einstellen.

Mister Spex: Drastischer Umbau bei Berliner Brillenkonzern

Der für das Programm benötigte Kapitalfluss werde laut der Mitteilung von Mister Spex rund neun Millionen Euro betragen. Dadurch erhofft sich der Konzern eine Steigerung des operativen Gewinns inklusive Miete (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) von über 20 Millionen Euro.

Erst wenige Tage zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, die Marke neu auszurichten. Unter dem Slogan „Der Optiker deines Lebens“ startete Anfang August eine Werbekampagne, die die Optiker-Expertise von Mister Spex betonen sollte, um auch anspruchsvolle Kunden zwischen 40 und 60 Jahren anzusprechen. In dem Zusammenhang sollte auch das Angebot an Brillengläsern mit Stärke und Gleitsichtgläsern erweitert werden. Ziel sei es, durch Wachstum im hochmargigen Segment die Rentabilität zu steigern.

Aktie bricht ein, Streit in der Führungsetage

Die Maßnahmen sind nötig, um den strauchelnden Konzern wieder auf Vordermann zu bringen. Erst vor Kurzem gab Mister Spex eine Gewinnwarnung an seine Anleger heraus. Demnach sind Aktien des Brillenhändlers mittlerweile weniger als ein Zehntel des Ausgabepreises von 25 Euro wert – diesen Wert hatte die Aktie beim Börsengang 2021. Das Berliner Unternehmen senkte zuletzt die Jahresziele für den Nettoumsatz und die Profitabilität. Ein Rückgang um bis zu sechs Prozent sei nicht ausgeschlossen, bestenfalls soll der Umsatz um drei Prozent zulegen.

Auch in der Führungsetage brodelte es: Anfang Juli 2024 legten zwei neu gewählte Aufsichtsräte ihre Ämter nach nur vier Wochen aufgrund eines Streits nieder, wie „Business Insider“ berichtete. Ende Juli verließ Dirk Graber, Gründer und CEO von Mister Spex, das Unternehmen. Derzeit führt Finanzchef Stephan Schulz-Gohritz das Unternehmen. Er ist nach Informationen der Wirtschaftswoche jedoch auch nur übergangsweise in diesem Amt. Demnach soll es am 19. September eine außerordentliche Hauptversammlung geben.

Mister Spex wurde ursprünglich als Start-up in Berlin gegründet und hat seinen Sitz im Ortsteil Prenzlauer Berg. Der Brillen-Vertrieb lief zunächst online, später kamen eigene Filialen dazu. Nach eigenen Angaben hat der Konzern rund sieben Millionen Kunden.