Essen. Thyssenkrupp gibt die zweite Gewinnwarnung binnen zehn Monaten heraus. Essener Konzern erwartet keine rasche Stabilisierung.
Die wirtschaftliche Lage bei Thyssenkrupp wird immer schwieriger. Der Essener Industrie- und Stahlkonzern überraschte am Abend des 24. Juli mit seiner zweiten Gewinnwarnung binnen zehn Monaten. Das Unternehmen rechnet abermals mit deutlich weniger Umsatz und Ergebnis.
Für das laufende Geschäftsjahr passt Thyssenkrupp seine Prognose an. Und zwar nach unten. „Ausschlaggebend hierfür ist das anhaltend herausfordernde Marktumfeld, das unter anderem zu einem deutlichen Umsatzrückgang im laufenden Geschäftsjahr führt“, teilte der Essener Konzern mit. Eine kurzfristige Marktstabilisierung sei derzeit nicht absehbar.
Thyssenkrupp verweist auf das eingeleitete Effizienzsteigerungsprogramm Apex, das den negativen Entwicklungen entgegenwirke, sie aber nicht vollständig kompensieren könne. Für das Geschäftsjahr 2023/24 erwartet das Unternehmen nun deutlich schlechtere Zahlen: Bei der Umsatzentwicklung gehen die Essener nunmehr von einem Rückgang zwischen sechs und acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Zuvor war Thyssenkrupp von einem Umsatz „unter Vorjahr“ ausgegangen.
Thyssenkrupp-Umsatz bricht um bis zu acht Prozent ein
Für das bereinigte Ergebnis vor Abzug von Zinsen und Steuern (EBIT) erwartet der Konzern nunmehr einen Wert oberhalb der Schwelle von einer halben Milliarde Euro. Ursprünglich war man von einer Ergebnissteigerung „im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich“ ausgegangen.
Thyssenkrupp erwartet darüber hinaus, dass die Ausgaben die Einnahmen übersteigen werden. Die Kennzahl Free Cashflow vor dem Kauf und Verkauf von Firmen werde minus 100 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen mit. Zuvor ist der Konzern von einem Rückgang auf einen positiven Wert im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich ausgegangen.
Thyssenkrupp-Aktie sackt ab
Nach Bekanntwerden der schlechten Zahlen sackte die Thyssenkrupp-Aktie nachbörslich um mehr als drei Prozent auf 3,66 Euro ab. Der Traditionskonzern bekommt sein größtes Problem, die Neuaufstellung seiner Duisburger Tochter Thyssenkrupp Steel mit ihren 27.000 Beschäftigten, nicht in den Griff. Die Aufsichtsratssitzung, auf der ein neuer Business-Plan vorgestellt werden soll, wurde schon dreimal verschoben. Die Stahlproduktion soll deutlich gedrosselt werden. Doch Konzernchef Miguel López und Stahlchef Bernhard Osburg können sich nicht über die Ziele einig werden. Völlig offen ist auch die Zukunft des Duisburger Stahlwerks HKM.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Thyssenkrupp: Sorgen um historisches Großprojekt in Duisburg
- Billigmode: KiK-Chef Zahn: „Eine Riesensauerei, was da gerade passiert“
- Standort Ruhrgebiet: Verlässt Evonik Essen? Konzern erwägt Umzug
- HKM: Investor greift nach Thyssenkrupp-Tochter HKM: Was er vorhat
- Vonovia: Toter lag über zwei Jahre unbemerkt in seiner Wohnung in NRW