Essen. Leichte Entspannung bei Mieten in Großstädten. Teurer wird es trotzdem. Zensus zeigt fürs Ruhrgebiet: Höchste Kosten in Essen und Mülheim.

Die Mieten in den Großstädten steigen einer Studie zufolge weiterhin deutlich, aber langsamer als noch im vergangenen Jahr. Vergleichsweise preiswert lässt es sich weiterhin in Nordrhein-Westfalen wohnen, wie das Landesstatistikamt IT.NRW ermittelte.

Der grassierende Wohnungsmangel hinterlässt bundesweit Spuren. „Das anhaltende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sorgt für eine hohe Dynamik bei der Entwicklung der Neuvertragsmieten und für eine zunehmende Diskrepanz zu den strenger regulierten Bestandsmieten“, sagt Sören Gröbel vom Immobilien-Beratungsunternehmen JLL. Die Experten haben sich die Entwicklung der Wohnkosten im ersten Halbjahr genauer angeschaut. Danach stiegen die Angebotsmieten in Großstädten durchschnittlich um 6,3 Prozent, in Landkreisen um 5,6 Prozent und in kreisfreien Städten sogar um 8,3 Prozent im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023.

Nettokaltmiete in NRW günstiger als im Bund

Die Entwicklung schwankt allerdings von Region zu Region. Am stärksten verteuerten sich die Mieten in Berlin (11,4 Prozent). In den beiden untersuchten nordrhein-westfälischen Metropolen Düsseldorf (+ 7,0 Prozent) und Köln (+ 1,4 Prozent). In Düsseldorf zahlt man im Schnitt 13,91 Euro pro Quadratmeter, in Köln sind es 15 Euro. Die NRW-Großstädte haben damit längst noch nicht das Niveau von München (22,96 Euro) oder Frankfurt (17,72 Euro) erreicht.

Auch die Ergebnisse des Zensus mit dem Stichtag 15. Mai 2022 belegen, dass es sich in Nordrhein-Westfalen relativ günstig wohnen lässt. Danach betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter in NRW 6,82 Euro pro Quadratmeter. Bundesweit waren es 7,28 Euro. Teuerste Pflaster im Ruhrgebiet sind Essen (6,72 Euro) und Mülheim (6,50 Euro), am günstigsten lebt es sich in Herne (5,71 Euro) und Gelsenkirchen (5,47 Euro).

Die Investitionen in den Neubau gehen weiter zurück

„Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen tragen weiterhin dazu bei, das Mietniveau abzudämpfen“, sagt Alexander Rychter, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft VdW, in dem auch große NRW-Konzerne wie Vonovia, LEG und Vivawest organisiert sind. Mit Sorge beobachtet der Experte dennoch, dass es zu wenige Wohnungen gebe und der Mangel sich verschärfe. „Die Investitionen in den Neubau gehen weiter zurück. Mein Eindruck ist, dass wir noch lange nicht die Talsohle bei Baugenehmigungen erreicht haben. Das ist eine dramatische Lage“, erklärt Rychter. Die Bauproduktion sei im Wohnungsbau im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,4 Prozent gesunken, hatte IT.NRW jüngst mitgeteilt. Aktuellere Zahlen gibt es bislang nicht.

„Mein Eindruck ist, dass wir noch lange nicht die Talsohle bei Baugenehmigungen erreicht haben. Das ist eine dramatische Lage.“

Alexander Rychter, Direktor des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft VdW

Gleichwohl sei die Lage im Land zwischen Rhein und Weser vergleichsweise gut, heißt es beim VdW. „In Nordrhein-Westfalen sitzen wir im Grunde auf der Insel der Glückseligen. Die Landesregierung hat ihre Förderprogramme deutlich aufgestockt. Da ist ein ganz schöner Schub entstanden. Vom Bund kommt dagegen leider kaum etwas“, meint Direktor Rychter. Aber gerade auf den Bund komme es an, um den Wohnungsbau anzukurbeln.

VdW fordert: Günstige Zinsen vom Staat

„Aus Sicht unseres Verbands kann der Neubau am besten durch eine Zinsverbilligung angekurbelt werden. Der Staat kann sich günstiger Geld am Kapitalmarkt besorgen und sollte die Vergünstigungen an die Wohnungswirtschaft weiterreichen“, so Rychter. Für diesen Weg hatte sich unlängst auch Vonovia-Chef Rolf Buch ausgesprochen. Aufgrund der hohen Baukosten und Zinsen verzichtet der Bochumer Dax-Konzern darauf, neue Bauprojekte zu starten.

Für den VdW-Direktor steht fest: „Bei den Neubau-Mieten müssen wir wieder im Korridor von zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter landen.“ Für diese Gruppe der Mieterinnen und Mieter, deren Einkommen zu hoch ist, um eine öffentlich geförderte Wohnung zu erhalten, „wird aktuell gar nichts getan“, kritisiert Rychter.

>>> Nettokaltmieten in Revierstädten pro Quadratmeter
Essen: 6,72 Euro
Mülheim: 6,50 Euro
Heiligenhaus: 6,47 Euro
Dortmund: 6,45 Euro
Moers: 6,26 Euro
Bochum: 6,25 Euro
Hattingen: 6,22 Euro
Bottrop: 6,10 Euro
Velbert: 6,08 Euro
Witten: 5,88 Euro
Duisburg: 5,84 Euro
Gladbeck: 5,74 Euro
Oberhausen: 5,73 Euro
Herne: 5,71 Euro
Gelsenkirchen: 5,47 Euro

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