Essen. Tarifkonflikt bei Galeria Karstadt Kaufhof spitzt sich zu. Erste Verhandlungsrunde ohne Ergebnis. Was die Gewerkschaft am meisten stört.
Für die rund 12.000 Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof haben die Tarifverhandlungen begonnen. Nachdem die Geschäftsführung die Gewerkschaft Verdi schon vor einigen Wochen mit einem Tarifvorschlag überrumpelt hatte, macht Verdi Galeria nun wenig Hoffnung auf den gewünschten raschen Abschluss. „Wer im Schweinsgalopp einen Billigabschluss durchdrücken will, verkennt die angespannte finanzielle Situation der Menschen und ihrer Familien bei Galeria“, sagte die Spitzengewerkschafterin. „Statt ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln, verspielt die Galeria-Geschäftsführung so die Chance, mit gut ausgebildeten und motivierten Fachkräften in die Zukunft zu gehen.“
Galeria schwebt ein sogenannter „Warenhaustarifvertrag“ vor, der rasch zum Tragen kommen solle. Er sieht eine achtprozentige Erhöhung der aktuell gezahlten Entgelte vor – allerdings gestreckt über drei Jahre. Dazu soll es noch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 600 Euro geben. Sie soll noch im September dieses Jahres an alle Beschäftigten von Galeria ausgezahlt werden. Der Konzern will darüber hinaus nach Angaben vom 18. Juni die bestehenden Prämiensysteme neu strukturieren und durch eine „zusätzliche filialbezogene Erfolgsbeteiligungsprämie deutlich attraktiver“ ausgestalten.
Verdi: Tarifangebot ist „ein Affront gegen die Beschäftigten“
Mit Verdi ist das offenbar nicht zu machen. „Die Pläne des vorgelegten sogenannten Warenhaustarifvertrags sind kein tragfähiges Zukunftskonzept für die Warenhauskette, die sich im dritten Insolvenzverfahren befindet, sondern ein reines Kostensenkungsprogramm zu Lasten der Beschäftigten“, sagte Verhandlungsführer Marcel Schäuble nach der ersten, kurzen Verhandlungsrunde.
„Was uns heute in der ersten Verhandlung von den Arbeitgebern vorgelegt wurde, ist skandalös und ein Affront gegen die Beschäftigten, die hart für die Zukunft ihres Unternehmens arbeiten“, erklärte Schäuble weiter. Die Geschäftsleitung entferne sich mit ihrer Idee von einem „neuen Warenhaustarifvertrag“ sehr weit weg von den Regelungen des Integrationstarifvertrags von 2019, mit dem Galeria die letzte Insolvenz überstanden habe. „Sie planen einmal mehr auf dem Rücken der Beschäftigten. Ihr sogenanntes Zukunftskonzept ist ein Griff in die Geldbeutel unserer Kolleginnen und Kollegen.“
Verzicht auf bis zu 9000 „völlig inakzeptabel“
Letztlich würden die vorliegenden Pläne der Geschäftsleitung die hohe Differenz zum jeweils gültigen Flächentarif in den Bundesländern nicht verringern. Im Gegenteil. Bisher verdienten die Beschäftigten bei Galeria jährlich durchschnittlich 5500 Euro weniger. Dazu Schäuble: „Die angebotenen geringen Entgeltsteigerungen bleiben hinter denen in der Fläche mit einer Differenz von 29,5 Prozent weit zurück. Der Abstand würde so über die Jahre noch anwachsen und schließlich bei rund 9.000 Euro jährlich dauerhaft festgeschrieben. Das ist völlig inakzeptabel.“
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