Berlin. So schnell wie ursprünglich gedacht senkt die Zentralbank die Leitzinsen nicht. Vor allem auf eine Entwicklung schaut man bei der EZB genau.
Wer im Supermarkt einkaufen geht, schaut vielleicht immer noch ab und an ungläubig auf den Kassenzettel. Günstiger wird’s nicht, auch wenn die Inflationsrate zuletzt nicht mehr so stark angestiegen ist wie noch vor zwei Jahren. Zur Erinnerung: Damals lag die Teuerungsrate wegen der Folgen des russischen Einmarschs in die Ukraine zeitweise bei mehr als zehn Prozent.
Nun ist die Zeit der Energiepreisexplosion vorbei, die Inflationsrate auf dem richtigen Weg. Zeit, dass die Zentralbanker weitere Zinssenkungen einleiten, um die Wirtschaft zu beflügeln und mit günstigeren Krediten das Investitionsgeschehen anzukurbeln? So einfach ist die Rechnung nicht. Die Banker der Europäischen Zentralbank (EZB) um ihre Chefin Christine Lagarde machten am Donnerstag erneut unmissverständlich deutlich, dass sie einen weiteren, schnellen Zinssenkungsschritt für verführt halten.
Inflation volatil: Stabilitätsanker EZB will sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen
Auf keinen Fall will man sich in absehbarer Zeit korrigieren müssen. Das aber müsste wohl passieren, wenn nach sinkenden Leitzinsen die Preiskurve wieder nach oben ginge. Ziel der EZB ist eine dauerhafte Rückkehr zu zwei Prozent Inflation. Zuletzt wähnte man sich auf dem richtigen Weg: Im Juni sank die Teuerungsrate im Euroraum leicht auf 2,5 Prozent, nachdem sie im Mai zwischenzeitlich und erstmals in diesem Jahr auf 2,6 Prozent gestiegen war. Ein Grund dafür waren auch gestiegene Löhne.
Die Notenbank bleibt deswegen vorsichtig, obwohl man im Juni ja den ersten, schüchternen Schritt hin zur Zinswende eingeleitet hatte. Der Weg zurück zu dauerhaft niedrigeren Zinsen aber dürfte zum Geduldsspiel werden. Rückschläge mit Blick auf die Inflation sind nicht ausgeschlossen. Die angespannte Weltlage lässt derzeit kaum andere Schlüsse zu.
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