Berlin. Hitze und Regen zerstören Fahrbahnen: Experten suchen nach Lösungen, um die Infrastruktur besser zu wappnen – mit ersten Erfolgen.
Auch diesen Sommer war ein Phänomen auf den Autobahnen schon mehrfach zu beobachten. Die Fahrbahndecke wölbte sich plötzlich, platzte sogar auf. Solche Blow-ups können entstehen, wenn sich bei Temperaturen über 30 Grad alles aufheizt – Beton inklusive. Das ist gefährlich, womöglich sogar eine tödliche Falle. Denn bemerkt ein Auto- oder Motorradfahrer die mächtigen Risse zu spät und fährt mit hohem Tempo darüber, kann er die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren.
Angesichts des Klimawandels stellt sich deshalb die Frage: Droht die Verformung von Straßen in Zukunft häufiger, wenn die Sommer immer heißer werden? Und wie wappnet sich Deutschland, damit die Infrastruktur den Temperaturen und dem gleichzeitig immer heftiger werdenden Regen standhält? „Vor allem ältere Fahrbahndecken aus Beton, die nicht so verformbar sind wie die aus Asphalt und schon Vorschäden haben, sind bei großer Hitze anfälliger“, erklärt Markus Oeser, Präsident der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Von denen gebe es allerdings nicht mehr viele.
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Das Gros der Autobahnen, Bundesstraßen und anderer Strecken bestehe ohnehin aus Asphalt. „Autobahnabschnitte in Betonbauweise, die schon älter sind, werden mittlerweile stark überwacht“, versichert Oeser. „Da helfen zum einen Sensoren, zum anderen fahren die Autobahnmeistereien bei längeren Hitzeperioden mit Messfahrzeugen raus. Tauchen Schäden auf oder zeichnen sich ab, werden schnell Gegenmaßnahmen ergriffen.“
Experte: Härtere Asphaltdecken halten keine kalten Winter aus
Treten bei Asphalt keine Probleme auf? „Doch“, sagt Markus Oeser, „in Asphaltstraßen können sich bei extremer Hitze gefährliche Spurrinnen bilden, die bei starkem Regen besonders tückisch werden.“ Die Verformung hänge aber von der Rezeptur ab, der Materialmischung. So gebe es Asphaltdecken, die mit bis zu 60 Grad Celsius klarkämen, weil sie besonders hart seien. Das Problem: Sie ertragen keine kalten Winter.
Der harte Asphalt bekommt dann Risse, weil er sich nicht zusammenziehen kann. So brauche es „einen Kompromiss“ bei der Zusammensetzung des Asphalts. Auch an helleren Straßen, die Sonnenlicht besser reflektieren können, aber nicht blenden, werde gearbeitet, erklärt Oeser weiter. Die Bundesanstalt BASt mit Sitz im nordrhein-westfälischen Bergisch Gladbach berät das Bundesverkehrsministerium und arbeitet an „Lösungen für die Auswirkungen des Klimawandels“.
Spezialbelag: Hellere Straßen, die Wasser in Hohlräumen speichern
Einer, der bereits an helleren Straßen arbeitet, ist Lutz Weiler, Geschäftsführer der Offenbacher Asphaltbau und Mischwerke. Er hat „Klimaphalt“ entwickelt. Der Belag hat nicht nur eine helle Oberfläche, er kann auch Wasser in seinen Hohlräumen speichern. Doch sackt so eine Straße nicht leicht ab? Die transportierte Last der Lkw wird schließlich immer schwerer. Auch wiegen Autos heute deutlich mehr als früher.
„Für Autobahnen ist das nicht gedacht“, sagt Weiler, „für den Standstreifen aber schon und für die vielen anderen weniger stark befahrenen Straßen in den Städten.“
In einem Offenbacher Wohngebiet wird der Spezialbelag bereits seit 2020 getestet. Weiler sagt: „Klimaphalt kann bis zu 100 Liter Regenwasser pro Quadratmeter aufnehmen und teilweise speichern, also auch einen Starkregen abpuffern.“ Dies erzeuge Verdunstungskälte und wirke wie eine natürliche Klimaanlage. „Dadurch wird auch die Kanalisation entlastet und Hochwasser vorgebeugt.“
Nichts zu tun, käme vor allem die Wirtschaft teuer zu stehen
Schon jetzt muss die Infrastruktur immer öfter auch sturzflutartigen Regengüssen standhalten. Darum werde derzeit, sagt BASt-Präsident Oeser, auch bundesweit untersucht, wo das Wasser besonders unberechenbar werden und sich sammeln könne. An diesen Orten würden Entwässerungsrohre größer ausgelegt, Fundamente von Brücken neu gestaltet. Überhaupt sollten Brücken eher einen Fluss komplett überspannen, anstatt auf Pfeilern im Fluss zu ruhen.
Der Grund: Die Pfeiler stören die Strömung, können zu Verwirbelungen führen und die Schnelligkeit des Wassers erhöhen. Die Wassermassen rauschen dann noch schneller ins Tal. „Wir müssen die Infrastruktur resilient machen für den Klimawandel und sind da auf einem guten Weg“, sagt Oeser. „Wie viel wir investieren werden müssen, lässt sich noch nicht beziffern.“ Aber nichts zu tun, käme auch die Wirtschaft in Deutschland teuer zu stehen.
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