Berlin. Die Streikgefahr im Zugverkehr ist gebannt. Mehr als 10.000 Sicherheitskräfte passen auf Fans auf. Was sich noch zum Turnier ändert.

Die Züge der Deutschen Bahn werden auch während der Fußball-Europameisterschaft wie geplant fahren. Das Unternehmen hat sich mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) über eine nochmalige Aufstockung des Sicherheitspersonals verständigt. Die EVG hatte zuvor gedroht, Dienstpläne abzulehnen, wenn die Sicherheit des Zugpersonals gefährdet sein sollte. Das wäre einem indirekten Streik gleichgekommen.

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Die Sicherheit in den Zügen und Bahnhöfen soll eine kräftige Aufstockung des Personals bewirken. „Wir bereiten uns seit Langem intensiv und in enger Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden und der Uefa auf die EM vor“, sagt Fernverkehrsvorstand Michael Peterson. Während des Turniers werden demnach 6.000 Bundespolizisten sowie 4.500 Sicherheitskräfte der Bahn über einen reibungslosen Ablauf des Zugverkehrs wachen. Dazu kommen noch 350 Polizisten aus anderen EU-Ländern, die im Regionalverkehr für Sicherheit sorgen sollen. Damit kommt das Unternehmen der EVG entgegen, die sich vor allem um die Beschäftigten im Nahverkehr sorgt. 

Aggressive Fußballfans: Übergriffe auf Bahnpersonal nahmen zuletzt deutlich zu

Rabiate inländische Fangruppen sind ein wachsendes Problem, vor allem im Regionalverkehr. Die Zahl der Übergriffe auf das Bahnpersonal erreichte zuletzt Höchststände. Allein im vergangenen Jahr wurden im Regionalverkehr 3.144 Übergriffe registriert. Im Fernverkehr stieg die Zahl um mehr als ein Drittel auf 460. Nach Einschätzung der EVG müssten in den Zügen eigentlich ständig zwei Sicherheitsleute mitfahren. In der Regel sei nur einer an Bord, erläuterte der Betriebsratschef von DB Regio, Ralf Damde, kürzlich. 

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    Die Bahn will zum Hauptverkehrsmittel des Turniers werden und die Fans zu den einzelnen Spielorten bringen. Laut Peterson wurden bereits 100.000 Fan-Tickets sowie 25.000 Fan-Bahncards verkauft. Auch international finden die Sonderaktionen anscheinend Anklang. 4.000 rabattierte Interrail-Tickets wurden bereits verkauft. Mit Sonderangeboten will die Bahn möglichst viele Fans anlocken. Ein Versprechen macht sie deutschen Käufern der Fan-Bahncard. Sollte das heimische Team Europameister werden, verlängert sich deren Gültigkeit kostenlos um ein Jahr.

    Was die Deutsche Bahn Fans für die Anreise zu den Spielorten rät

    Damit die Züge auch halbwegs pünktlich ankommen, reduziert die Bahn während der EM die Bautätigkeit auf ein Minimum. „Planen Sie Zeitpuffer ein“, rät Peterson den Fans trotzdem zu einer zeitigen Anfahrt an die Spielorte. Mit dem Auto fahre man ja auch nicht auf den letzten Drücker zum Stadion. Direkt im Anschluss an das Turnier wird wieder weitergebaut. Dann startet die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, was zu erheblichen Umleitungen in den nächsten Monaten führen wird.

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    Doch zunächst müssen die Folgen des Hochwassers in Süddeutschland behoben werden. Erdrutsche und Überschwemmungen haben starke Schäden an den Bahntrassen verursacht. Der Verkehr musste teilweise eingestellt werden. Laut Peterson werden die Züge im Verlauf der kommenden Woche, rechtzeitig zur EM, wieder überall fahren.

    Sitzplätze: Bahn stockt während des Fußballturniers deutlich auf

    An Plätzen in den Zügen wird es während des Turniers kaum mangeln. 410 ICE werden eingesetzt, so viel wie nie zuvor. Das Sitzplatzkontingent stockt die Bahn um rund 10.000 Plätze auf. Zwischen den Spielstätten werden besonders lange Züge eingesetzt, um auch größere Fangruppen unterzubringen. Täglich werden 14 Sonderzüge von und zu den EM-Spielstätten fahren. Die Kapazitäten sollen auch im Nahverkehr erweitert werden, verspricht die Bahn. So richtet das Unternehmen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen eine EM-Sonderlinie ein, die stündlich alle vier Spielorte im Bundesland miteinander verbindet. Das sind Gelsenkirchen, Dortmund, Düsseldorf und Köln. 

    UEFA EURO 2024
    Die Deutsche Bahn stockt zur Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer deutlich Sitzplätze und Züge auf. © Deutsche Bahn AG | Oliver Lang

    Auf diese Weise soll das Turnier möglichst nachhaltig gestaltet werden. „Schon vor dem Anpfiff steht der Klimaschutz als Gewinner dieser EM fest“, sagt Peterson. Insgesamt erwarten die Fachleute rund drei Millionen zusätzliche Fahrgäste auf der Schiene. Wie viele Besucher aus dem Ausland mit der Bahn anreisen, ist allerdings nicht absehbar. Wahrscheinlich steigt das Aufkommen an Autofahrten mit dem Turnier aber auch deutlich an.

    Reservierungspflicht während der EM? Was wirklich in den Zügen gilt

    Zwischen dem 1. Juni und dem 1. September gilt im grenzüberschreitenden Verkehr wegen der EM eine Reservierungspflicht, und zwar für alle Fahrgäste, nicht nur für Fußballfans. Bei der Buchung erhalten die Kunden automatisch und kostenlos einen Sitzplatz zugewiesen. Die Reservierung ist unabhängig vom jeweils gebuchten Angebot, ist also im teuren Flexpreis ebenso enthalten wie bei den Sparpreisen. 

    Eine Reservierung ist im Verkehr innerhalb Deutschlands nicht nötig. Am freien Zugang zu den Zügen halte die Bahn auch nach der EM fest, verspricht Peterson: „Es gibt für uns keinen Grund, eine Reservierungspflicht einzuführen.“ In anderen Ländern ist diese durchaus üblich, etwa bei Fahrten mit dem TGV in Frankreich oder mit einem spanischen Hochgeschwindigkeitszug. Immer wieder wurde sie auch in Deutschland gefordert, weil manche Züge übervoll sind, bisweilen sogar Passagiere deshalb wieder aussteigen müssen. Doch laut Bahn sind die Systeme nicht vergleichbar. So fahre etwa der TGV lange Strecken durch, während Fernverkehrszüge in Deutschland an vielen Punkten halten würden, sodass es ständig zu wechselnden Fahrgästen kommt. „Weniger als ein Prozent der Züge ist überausgelastet“, sagt Peterson.