Berlin. Bei der Fußball-EM in Deutschland werden zig Millionen Euro umgesetzt. Auch Privatleute können davon profitieren.
Ökonomen schätzen, dass Fußball-Touristen bei der Europameisterschaft in diesem Sommer mindestens eine Viertelmilliarde Euro in deutsche Steuer- und Unternehmenskassen spülen werden. Doch was können deutsche Verbraucher jetzt noch tun, um mit dem Fußballturnier Geld zu verdienen? Und welche Investments rechnen sich wirklich?
1. Zimmer an Fußball-Fans vermieten
Theoretisch möglich – und wohl auch lukrativ. Check24 hat berechnet, dass zumindest zu den drei Vorrundenspielen der deutschen Mannschaft Hotelzimmerpreise an den Austragungsorten München, Stuttgart und Frankfurt am Main um bis zu 82 Prozent nach oben geschnellt sind. In der bayrischen Landeshauptstadt werden in der Nacht vor dem Spiel durchschnittlich 219 Euro fällig.
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Einen Teil der eigenen Wohnung an EM-Touristen zu vermieten, ist aber an allen zehn Spielorten nicht ohne Weiteres möglich. Wer zur Miete wohnt, braucht dafür zunächst eine Genehmigung des Eigentümers oder der Hausverwaltung. Alle Städte verlangen zudem eine Registrierung des für die Kurzzeitvermietung bestimmten Objekts oder Zimmers. Daneben gibt es weitere Auflagen: Stuttgart weist darauf hin, dass es sich bei der Vermietung von Wohnraum an Fußballfans um eine gewerbliche Zimmervermietung handele. „Diese muss im Einzelfall baurechtlich zulässig sein und als Gewerbe angemeldet werden“, so ein Stadtsprecher.
Auch in Leipzig müssen baurechtliche Belange vorab geklärt werden, weshalb die Stadt eine „rechtzeitige Abstimmung mit der Bauberatung beim Amt für Bauordnung und Denkmalpflege“ empfiehlt. Zudem muss in der Sachsen-Metropole ab der ersten Nacht eine Beherbergungssteuer zu in Höhe von fünf Prozent des Übernachtungspreises entrichtet werden.
2. Bier verkaufen
Denkbar, wenn man sich behördlichen Auflagen und Bürokratie stellen will. Vergleichsweise niedrig sind die Hürden, wenn es um das sogenannte Reisegewerbe, das ohne festen Standort auskommt, geht. Stuttgart erlaubt dann zum Beispiel den Verkauf von Bierdosen, kleinen Sektflaschen oder verschlossenen Softgetränken. Die Gebühren für die dafür nötige Reisegewerbekarte liegen laut Stadt bei durchschnittlich 240 Euro. Zusätzlich ist auf öffentlichen Flächen eine Sondernutzungserlaubnis nötig.
Während der EM gibt es dafür in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aber Beschränkungen. In Innenstadt und am Stadion werde eine solche Genehmigung für den Zeitpunkt des Turniers nicht mehr erteilt, da „bereits ausreichend Angebote vorhanden sind und zusätzliche Verkaufsstellen die Personenströme behindern könnten“, so ein Sprecher.
3. Als Touristenführer arbeiten
Das ist möglich. Grundsätzlich kann jeder Stadtführungen anbieten, weil der Beruf des Gästeführers in Deutschland nicht staatlich geregelt ist. Der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland (BVGD) verweist aber auf Qualifizierungsstufen, die Stadtführer über ein Zertifikat und einem Button nachweisen. Drei Sterne stehen dabei für besonders qualifizierte Kenner ihres Wohnorts. Der Verband selbst rechnet zur EM mit einer erhöhten Nachfrage: „Meist verbinden die Fans Ihre Aufenthaltsdauer mit dem Besuch der touristischen Highlights der Destinationen, wo die Spiele stattfinden“, sagt die BVGD-Vorständin Michaela Ederer. Für Stadtführungen werden derzeit Preise um 20 Euro pro Person aufgerufen, private Touren können teurer sein.
4. Auf den richtigen Europameister wetten
Möglich, aber riskant und deshalb keine Empfehlung, um das eigene Geld zu vermehren. Favorit auf einen EM-Triumph ist unter den Buchmachern derzeit England, danach folgen Frankreich, Deutschland, Spanien und Portugal. Das meiste Geld, nämlich gut das 500-fache des Einsatzes, zahlen Wettanbieter, wenn Albanien, Georgien oder die Slowakei den EM-Titel holen.
5. Begehrte Sammelkarten oder Trikots kaufen
Das kann ein gutes Investment sein, wenn man den richtigen Riecher hat, sagt Nils Johannsen von der Plattform Timeless Investments, über die man bereits ab 50 Euro Anteile an begehrten Sammlerstücken kaufen kann. Johannsen verweist auf eine Karte von 1965, die den damaligen Bayern-München-Jungspieler Franz Beckenbauer zeigt. Heute seien Sammler bereit, zwischen 25.000 und 30.000 Euro für das Objekt zu zahlen. Nach dem Tod Beckenbauers Anfang Januar ist der Preis dafür nochmals in die Höhe geschnellt.
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Ausschlaggebend für eine positive Wertentwicklung solcher Karten: der abgebildete Spieler, eine limitierte Auflage und der Zustand der Karte selbst. Solche Sammlerstücke zu klassifizieren, ist inzwischen zum Geschäft für einige Agenturen geworden. Höchstbewertete Fußballkarten werden schonmal für einige Zehntausend Euro gehandelt. In den USA sind für Baseball-Karten auch schon einige Millionen Dollar erzielt worden.
Fündig werden kann man Johannsen zufolge auch auf Ebay, aber vor allem auf Plattformen wie dem Marktplatz für Sammelkarten PWCC und bei großen US-Auktionshäusern wie Goldin. Dort finden sich auch Karten von deutschen EM-Spielern wie Kai Havertz. Kostenpunkt derzeit: ab 15 US-Dollar. Kein Business-Case hingegen sind die offiziellen Fußball-EM-Sammelkarten des Anbieters Topps. „Natürlich kann man Glück haben, dass man eine superseltene Karte in der Packung hat, aber das ist eher Zufall“, sagt Nils Johannsen, der in diesen Karten eher „Massenware und Sammelspaß“ sieht.
Und auch den Kauf von regulären Fußballtrikots, mit dem Ziel, sie in einigen Jahren für deutlich mehr Geld zu verkaufen, empfiehlt der Kenner nicht. Gefragt bei Sammlern seien vielmehr „matchworn“ – also in einem Spiel getragene und vom Sportler unterschriebene Trikots. Dabei aber bestimmten oftmals Details den letztlichen Wert, sagt Johannsen. Habe der Spieler in der Partie etwa das entscheidende Tor geschossen, könne der zu erzielende Preise eventuell deutlich höher liegen.
6. In Bier- und Sportartikel-Aktien investieren
Wer Adidas-, Nike oder Heineken-Aktien kaufen will und noch auf Wertsteigerung durch das große Fußballturnier hofft, ist vermutlich jetzt schon spät dran. „Börsenkurse spiegeln immer auch die Zukunftserwartungen der Anlegerinnen und Anleger an das Unternehmen wider. Vermutlich sind mögliche Umsatzsteigerungen durch die EM daher bereits jetzt größtenteils im Kurs einzelner Aktien eingepreist“, sagt Timo Halbe, Geldanlage-Experte beim Geldratgeber Finanztip, dieser Redaktion. Halbe empfiehlt Privatanlegern ohnehin, nicht in wenige einzelne Aktien einer Branche, sondern langfristig und breit gestreut zu investieren.
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