Bochum. Vonovia-Chef Rolf Buch warnt davor, dass die Wohnungsnot populistischen Parteien nutze. Und berichtet über die Odyssee seiner Tochter.

Vonovia-Chef Rolf Buch warnt davor, dass rechte Parteien Kapital aus der wachsenden Wohnungsnot schlagen. „Wohnungsnot erhöht die Ungleichheit. Sie spielt populistischen Parteien in die Hände. Und sie lähmt die Innovationskraft unseres Landes“, sagt Buch laut Manuskript in seiner Rede, die er auf der Hauptversammlung des Bochumer Dax-Konzern am Mittwoch, 8. Mai, halten will.

Am Beispiel seiner eigenen Tochter aus Frankfurt am Main beschreibt Buch, wie schwer es vor allem junge Leute aktuell haben, in Deutschland eine Wohnung zu finden. „Meine Tochter ist mit der Uni fertig. Sie hat einen guten Job und verdient ihr eigenes Geld. Sie hat eine Wohnung gefunden, immerhin“, berichtet der Vonovia-Chef. „Aber die Vermieterin wollte nicht an Berufsanfänger vermieten. Den Vertrag sollten wir als Eltern unterschreiben.“ Der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Immobilienkonzern schickte der Vermieterin seinen Gehaltsnachweis - über immerhin 4,02 Millionen Euro. So viel verdiente Buch laut Vonovia-Geschäftsbericht im vergangenen Jahr.

Vonovia-Chef Buch: Es fehlen zwei Millionen barrierefreie Wohnungen

Der Manager, der sich schon mehrfach zur angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt öffentlich geäußert hat, ist der Auffassung: „Das kann so nicht bleiben. Unsere Gesellschaft löst ein zentrales Versprechen nicht mehr ein: Wer sich anstrengt, in der Schule, in der Ausbildung, im Job, den erwartet ein selbstbestimmtes Leben. Das funktioniert offensichtlich nicht mehr.“ Es sei „inakzeptabel“, dass Berufsanfänger „zusätzlich noch Eltern mit guter Bonität“ brauchten.

Nach Buchs Einschätzung haben es aber nicht nur junge Menschen schwer auf dem Wohnungsmarkt, sondern auch Senioren. „Es fehlen uns laut Studien mindestens zwei Millionen barrierefreie Wohnungen in Deutschland – wahrscheinlich liegt der tatsächliche Bedarf noch um ein Vielfaches höher“, meint der Vonovia-Chef. In seinem Unternehmen mit 550.000 Wohnungen, von denen faktisch keine leer stehe, gingen täglich Hunderte, manchmal sogar Tausende Anfragen von Bürgerinnen und Bürger ein, „die verzweifelt auf der Suche nach einer Wohnung sind. Das sorgt für Frust“, urteilt Buch.

„Baukosten senken, Mieten moderat anheben“

Bei aller Kritik an der aktuellen Situation verhehlt der Vonovia-Chef allerdings nicht, dass auch sein Unternehmen aktuell keine Neubau-Projekte mehr startet. Gründe seien die hohen Baukosten und Zinsen. Um den Wohnungsbedarf zu decken seien in den nächsten zehn Jahren Investitionen in Höhe von 2,2 bis 3,5 Billionen Euro nötig. „Dafür brauchen wir privates Kapital“, fordert Buch.

Vonovia und andere seien bereit zu investieren. Dafür müsse die Bundesregierung der Immobilienbranche aber entgegenkommen. Buchs Forderungen: „Also Förderung insbesondere für Gebäude mit hoher Energieeffizienz moderat erhöhen, Baukosten und staatlich verursachte Kosten senken. Und Mieten dort moderat anheben, wo es – das möchte ich betonen – der Mieter verkraften kann.“

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