Bochum. Vonovia-Chef Rolf Buch rechnet damit, dass der Konzern bald wieder Milliarden-Gewinne schreibt. Wie stark die Mieten in diesem Jahr steigen.

Vonovia-Chef Rolf Buch sieht Anzeichen für ein Ende der Immobilienkrise. Im ersten Quartal des Jahres machte Europas größter Wohnungskonzern wieder Gewinne. Dazu tragen auch die steigenden Mieten bei. Buch rechnet damit, dass die Kaltmieten für die annähernd eine halbe Million Vonovia-Wohnungen in diesem Jahr im Schnitt um vier Prozent steigen werden. Von Januar bis März waren es 3,8 Prozent. Die durchschnittliche monatliche Ist-Miete lag konzernweit bei 7,78 Euro pro Quadratmeter. Im deutschen Portfolio waren es 7,67 Euro pro Quadratmeter.

„Die Nachfrage nach Wohnungen ist ungebrochen hoch. Mit einem Leerstand von 2,2 Prozent haben wir faktisch keine freien Wohnungen“, sagt Buch am frühen Dienstagmorgen vor Journalisten. Im nördlichen Ruhrgebiet liegt die Quote bei 2,5 Prozent (6,49 Euro pro Quadratmeter) und im Süden bei 2,7 Prozent (7,14 Euro). Bundesweit (ohne Schweden) beträgt der Leerstand bei Vonovia 1,9 Prozent.

Das Wohnungsproblem wird sich weiter verschärfen“, prophezeit er. Die Situation, dass das Wohnungsangebot geringer als die Nachfrage, spielt den Vermietern in die Karten. Der Vonovia-Chef betont auf Nachfrage unserer Redaktion, dass die Mieten längst nicht so stark stiegen wie zuletzt die Inflation, die in Folge des Ukraine-Kriegs auf bis zu sieben Prozent hochgeschnellt war, sich inzwischen aber wieder bei rund 2,3 Prozent eingependelt hat.

Vonovia-Chef: „Warmmiete steigt nicht notwendigerweise“

Buch macht eine einfache Rechnung auf: Ein zweiprozentiges Plus sähen die ortsüblichen Mietspiegel, weitere zwei Prozent kommen für Mieterinnen und Mieter hinzu, die in energetisch sanierten Gebäuden wohnen. „Die Warmmiete steigt dann nicht notwendigerweise, weil die Heizkosten sinken“, meint der Vonovia-Chef. Trotz deutlich gestiegener Zinsen und Baukosten zeigt er sich davon überzeugt, dass es dem Bochumer Dax-Konzern gelingen werde, den CO₂-Ausstoß in allen Gebäuden bis zum Jahr 2035 signifikant zu senken. Schwarz sieht Buch dagegen für kleinere Unternehmen oder gar Eigenheimbesitzer. „Für kleinere Vermieter ist die Erreichung der Klimaziele schier unmöglich“, sagt er und fordert mehr staatliche Unterstützung.

Die hohen Zinsen hatten zuletzt zu einer milliardenschweren Abwertung des Gebäudebestands nicht nur von Vonovia geführt. Die notwendigen Abschreibungen führten dazu, dass auch Vonovia 2023 einen Nettoverlust. Rein bilanziell schrieb der Marktführer aus Bochum also rote Zahlen. Entsprechende Schlagzeilen ärgerten den Manager. Im laufenden Jahr rechnet er nicht mit einem weiteren Wertverlust seiner Immobilien. „Sie werden bald schreiben können, dass Vonovia wieder Milliarden-Gewinne macht“, meinte Buch mit einem Augenzwinkern.

Vonovia will Wohnungen im Wert von drei Milliarden Euro verkaufen

Anzeichen für die Stabilisierung sieht er in den sinkenden Bauzinsen und der anziehenden Immobilien-Nachfrage aus dem angelsächsischen und asiatischen Raum. Um die Schulden zu senken, plant Vonovia, Wohnungen im Wert von drei Milliarden Euro zu verkaufen. Veräußerungen im Wert von 1,1 Milliarden Euro seien bereits gelungen, sagte Buch.

Vonovia fuhr von Januar bis März einen Überschuss in Höhe von 335,5 Millionen Euro ein. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia wegen einer Abwertung des Immobilienportfolios einen Verlust von knapp 2,1 Milliarden Euro erlitten. Der Wert des Immobilienportfolios blieb mit knapp 83,7 Milliarden Euro Ende März im Vergleich zum Jahresende 2023 stabil, auch weil keine neue Bewertung vorgenommen worden war.

Der bereinigte Gewinn vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging im Jahresvergleich um 3,3 Prozent auf 607 Millionen Euro zurück.

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