Wülfrath. Das Land NRW wirbt für mehr Solaranlagen auf Industrie-Dächern. Das Potenzial sei nahezu „unendlich“ - aber auch stark ausbaufähig.
Die Fläche entspricht fast acht Fußballfeldern, die Stromproduktion dem Bedarf von 1650 Vier-Personen-Haushalten: In Wülfrath ist am Donnerstag (31. August) die NRW-weit größte kommunale Photovoltaik-Anlage auf einem Industrie-Dach eröffnet worden. Das Millionen-Projekt soll Vorbild sein für weitere ähnliche Anlagen, denn da gibt es in NRW noch reichlich Potenzial.
„Es gibt noch unendlich viele Quadratmeter Fläche in Nordrhein-Westfalen, die mit PV-Anlagen bedeckt werden können“, sagt Joachim Frielingsdorf, Sprecher der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz (Energy4Climate.NRW). Eine genaue Zahl habe man aber nicht. sagte er.
NRW will mehr Solaranlagen auf Industrie-Dächern
Die jetzt offiziell in Betrieb genommene Anlage sei ein Vorzeigeprojekt des Klimaschutzes, meint Frielingsdorf: Eigentümer sind die Stadtwerke Wülfrath, ein städtisches Energieunternehmen „mit nur 26 Mitarbeitern“, wie Frielingsdorf hervorhob. Sein Schluss: „Solch ein Projekt können auch weit größere Unternehmen stemmen.“
„Das Vorhaben in Wülfrath zeigt, wie es geht“, erklärte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne). Es stehe zudem für die Absicht der schwarz-grünen Landesregierung, beim Ausbau der Solarenergie „Tempo zu machen“, sagte Neubaur, um „möglichst viele Dächer“ als Energie-Produzenten aufzurüsten.
Serie: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Photovoltaik
Unsere Photovoltaik-Serie klärt über alle wichtigen Fragen auf. Lesen Sie hier alle Folgen:
- Teil 1: Photovoltaik auf dem Dach: Was Einsteiger wissen müssen
- Teil 2: Die ersten Schritte zur eigenen Solaranlage
- Teil 3: So finden Sie den richtigen Handwerksbetrieb
- Teil 4: Das Wichtigste über Solarmodule und Technik
- Teil 5: Kosten, Erträge, Renditen: Wann Solaranlagen Geld verdienen
- Teil 6: Photovoltaik-Anlagen: Wo es in NRW noch Fördergelder gibt
- Teil 7: Neue Regeln für 2023: Die wichtigsten Steuertipps
- Teil 8: Mieten statt kaufen – lohnt sich das?
- Teil 9: Wartung, Pflege, Pflichten: So laufen PV-Anlagen 20 Jahre
- Teil 10: Solarboom in NRW: Alles über Balkonkraftwerke
55.000 Quadratmeter misst die PV-Anlage insgesamt, sie umfasst 10.800 Solarmodule, die laut Berechnung jährlich mehr als vier Millionen Kilowatt Strom liefern sollen. Investitionssumme: 4,15 Millionen Euro.
Energie-Dienstleister Enni plant für 50 Millionen Euro Solarparks
Die Anlage steht auf dem erst in diesem Mai eröffneten Logistik-Komplex mit den Unternehmen Vaillant und dem Online-Supermarkt Picnic als Mieter an der Henry-Ford-II-Straße in Wülfrath. Eigentümer ist das Unternehmen Swiss Life Asset Managers. Auch in Wesel und Voerde am Niederrhein investiere man in nachhaltig mit Energie versorgte Objekte, erklärte Sprecher Johannes Meiborg auf Anfrage. Darüber hinaus gibt es Projekte auch in Rheinland-Pfalz und Sachsen. Man wolle als Unternehmen „langfristige Mehrwerte für seine Immobilien-Standorte schaffen.“
In der Region Rhein-Ruhr tut sich manches in punkto Solarenergie: Der Moerser Energie-Dienstleister Enni will bis 2017 mehr als 50 Millionen Euro in 13 neue Solarparks stecken. In Gladbeck soll nach einigem Hin und Her ein Solarpark entstehen; im Januar sei der Bauantrag gestellt worden für ein Gelände an der A31.
Solarstrom von Industrie-Anlagen: NRW will Anteil bis 2030 verdreifachen
Zum Jahresende 2022 waren in NRW PV-Anlagen auf Dächer mit einer Leistung von insgesamt 7,1 Gigawatt installiert, teilt die Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz mit. „PV-Dachanlagen dürfen in der Regel genehmigungsfrei installiert werden und der erzeugte Strom kann teilweise vor Ort genutzt werden“, wirbt die Landesgesellschaft. Was Industrie-Anlagen angeht, will man bis 2030 die installierte Leistung innerhalb von zehn Jahrten „mehr als verdreifachen.“
Dazu ist die Landesgesellschaft auch in der Region auf Werbetour und will vor Ort „Best-Practice“-Beispiele vorstellen. An diesem Donnerstag ist man dazu in Dülmen beim Unternehmen Becker GmbH für Robotertechnik. Dort setze man laut Landesgesellschaft „bereits seit mehreren Jahren auf ein innovatives Energiekonzept“ und decken seinen Strombedarf zu fast 90 Prozent über regenerative Energien.