Berlin. Viele Menschen, die sich eine Heizung einbauen lassen wollen, hängen in der Warteschleife. Ein Schornsteinfeger erklärt die Folgen.
Wer eine neue Heizung einbauen lassen oder sein energetisch sanieren will, braucht häufig Geduld. Vor allem eine Meldung sorgte da zuletzt für Unmut: Die Gelder zur Förderung der Energieberatung liegen auf Eis. Schornsteinfeger Julian Schwark, der auch als Energieberater tätig ist, weiß, was das für Betroffene bedeutet.
Das Bundesfinanzministerium zahlt die Gelder für die Förderung der Energieberatung nur noch gestaffelt an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) aus. Welche Folgen hat das?
Grundsätzlich geht es hier um zwei Förderprogramme. Zum einen geht es um den individuellen Sanierungsfahrplan und zum anderen um die Energieberatung bei Nicht-Wohngebäuden. Die hängen am gleichen Topf. Um diese Förderung zu erhalten, stellt der Kunde einen Antrag. Diese Leistungen werden in der Regel mit 80 Prozent bezuschusst. Die Bewilligung dieser Anträge verzögert sich nun dadurch, dass die Haushaltsmittel verspätet zur Verfügung gestellt werden.
Energieberater: „Überaus ärgerlich, dass so etwas passiert“
Was sagen Ihre Kunden dazu?
Jeder fragt sich aktuell: Bin ich betroffen? Als Fachfremder wissen Sie nicht, was das nun heißt, egal ob Sie Ihren Antrag nun vor zwei Monaten gestellt haben oder gerade vorhatten, einen zu stellen. Erst mal sind nun alle verwirrt und fragen nach, was denn mit ihrem Projekt passiert. Das schürt auch bei Leuten Ängste, die gar nicht betroffen sind.
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Das ist überaus ärgerlich, dass so was passiert. Das Geld ist im Grunde da, aber nur, weil es irgendwo ein Kommunikationsproblem oder ein Problem in der Arbeitsweise gibt, sind wieder Tausende von Menschen verwirrt und haben Angst, dass etwas bei ihrer Maßnahme nicht funktioniert. Und das vollkommen ohne Not.
Was ist die Konsequenz?
Die Konsequenz ist: Wir können Anträge stellen und die werden auch bearbeitet, aber eben später, wenn das Bundesfinanzministerium die Gelder freigegeben hat.
Als Antwort kommt dann also ein „Gedulden Sie sich, es dauert noch“?
Nein, man kriegt gar keine Antwort. Man stellt den Antrag und wartet. Der liegt dann auf dem Zu-bearbeiten-Stapel beim Bafa, bis die wieder Geld haben und weiterarbeiten können.
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Wie lange hat es sonst in der Regel gedauert, bis so ein Antrag bearbeitet wurde?
Das lässt sich kaum sagen, weil die Bearbeitungszeiten durch die sich ständig ändernde Haushaltslage schon vorher stark unterschiedlich waren, von 4 Wochen bis drei Monate war da im letzten Jahr alles möglich.
Was heißt das für mich als Privatperson, die ihr Haus energetisch sanieren will? Wie gehe ich am besten vor?
Da diese Anträge nach dem „First in, first out“-Prinzip bearbeitet werden, bringt es nichts zu warten, bis man weiß, dass das Geld wieder da ist. Wer früher seinen Antrag stellt, kommt auch früher an die Reihe. Es ist nur wahnsinnig ärgerlich für Menschen, die jetzt schnell agieren wollen oder müssen, weil zum Beispiel etwas defekt ist.
Das heißt, auch die weiteren Schritte in so einem Sanierungsprojekt verzögern sich, weil ich nicht nachweisen kann, dass ich den Energieberater herangezogen habe?
Genau. Der individuelle Sanierungsfahrplan bei Wohngebäuden führt bei einer Einzelmaßnahmenförderung, zum Beispiel beim Einbau neuer Fenster, zum einen zu einer höheren Förderung – man bekommt einen fünfprozentigen Zuschuss – und zum anderen zu höheren förderfähigen Kosten. Die steigen von 30.000 Euro pro Wohneinheit auf 60.000 Euro. Ich werde also an zwei Stellen belohnt, wenn ich so einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) vorlegen kann, weil ich nachweisen kann, dass meine Maßnahme klug und sinnvoll ist. Dadurch, dass die Anträge für den iSFP nicht abgearbeitet werden, verzögert sich in der Folge die Antragsstellung für die Einzelmaßnahmen. Oder ich verzichte halt auf diese Boni.
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Kann ich meine Baumaßnahme beschleunigen, indem ich ins Risiko gehe und den iSFP zunächst auf eigene Kosten erstellen lasse, um anschließend zumindest die weitere Förderung der Maßnahme zu beantragen?
Das ist sehr riskant. Spätestens beim Abschluss des Projektes muss der iSFP von der BAFA geprüft und rechtskräftigt bewilligt worden sein. Das wird dadurch nachgewiesen, dass die Fördermittel ausgezahlt worden sind. Ich weiß aber nicht, ob der iSFP zum Abschluss des Projekts wirklich bewilligt vorliegt. Spätestens dann wäre das aber für die Rückabwicklung notwendig.
Das hätte sich manch ein Kunde sicher einfacher vorgestellt.
Wenn uns, die Energieberater, jemand anweisen würde: „Bitte verfahrt so und wir garantieren euch, dass das der richtige Weg ist“, dann könnte man das durchaus tun, aber so eine Anweisung gibt es seitens des Fördermittelgebers nicht. Dieser Förderprozess hat schon immer Zeit in Anspruch genommen, aber wir wissen nicht, wann die aktuelle Situation endet. Wenn das in zwei Wochen gelöst ist, war der Schaden gering. Wenn das noch zwei Monate dauert, wird der Schaden mit jeder Woche größer.
Das ist besonders problematisch, wenn ich schnell Geld brauche, weil zum Beispiel die Heizung kaputtgegangen ist. Wie handle ich in dem Fall?
Sie sollten auf jeden Fall mit dem Energieberater sprechen, weil jede Maßnahme unterschiedliche Regeln hat. Bei einer Heizung zum Beispiel wäre es zu verschmerzen, weil es da diese iSFP-Boni nicht gibt. Da ist der iSFP nicht so entscheidend, wie bei baulichen Maßnahmen.
Es gibt auch immer noch die Möglichkeit über den Paragraph 35c im Einkommensteuergesetz, Förderungen rückwirkend geltend zu machen. Für viele bietet es sich an, eher diesen Weg zu gehen, wenn es schnell gehen muss. Und der beste Ratschlag ist: Man sollte gar nicht so lange warten, bis der Fall eintritt, dass es schnell gehen muss. Frühzeitig den Prozess für eine Sanierungsmaßnahme anzustoßen, ist immer der klügste Weg.
Brauche ich denn unbedingt immer einen Energieberater?
Den Heizungstausch zum Beispiel können Sie auch ohne Energieberater machen mit den entsprechenden Fachunternehmen. Immer, wenn es einen Eingriff in die Gebäudehülle gibt, ist der Energieberater verpflichtend einzubinden.