Berlin. Eine Wärmepumpe mit einem klassischen Heizsystem zu kombinieren, hat viele Vorteile – aber auch einen Nachteil. Der Experte gibt Rat.
Julian Schwark ist Schornsteinfeger, Energieberater und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks. An dieser Stelle beantwortet er unserer Redaktion einmal die Woche die wichtigsten aktuellen Fragen rund ums Heizen und Energie. Diese Woche im Mittelpunkt: hybride Heizungen.
Herr Schwark, in der Diskussion darüber, wie geeignet Wärmepumpen in Bestandsgebäuden sind, fällt immer wieder das Schlagwort Hybridheizung. Was ist das?
Hybridsysteme sind Heizungen, die nicht einen Wärmeerzeuger haben, sondern zwei. Man macht das, um beide Technologien so einzusetzen, dass sie den höchsten Wirkungsgrad erzielen. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt, man kann alle möglichen Systeme miteinander kombinieren. Eine Wärmepumpe zusammen mit einer Gas- oder Ölheizung ist die häufigste Variante, aber auch die Kombination mit einer Holzheizung ist inzwischen üblich. Ich kenne Fälle, wo eine Wärmepumpe ohne großen Aufwand mit einem wasserführenden Pelletkaminofen verbunden wurde. Da sind dann beide Systeme erneuerbar.
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Welche Vorteile hat eine Hybridheizung?
Jede Technologie hat einen Lieblingsanwendungsbereich, in dem sie besonders effizient arbeitet. Wärmepumpen zum Beispiel können zwar – wenn es sein muss – auch hohe Vorlauftemperaturen liefern, aber dann leidet die Effizienz. Diese hohen Temperaturen braucht man aber an den meisten Tagen im Jahr gar nicht. Wenn man deswegen zur Wärmepumpe noch einen Gasbrenner einbaut, der nur an den sehr kalten Tagen läuft, hat man im Jahresschnitt den geringsten Brennstoffverbrauch. Man spart also Geld.
Welche Nachteile haben hybride Heizungen?
Der Nachteil ist, dass man zwei Geräte kauft. Das macht sich bei den Investitionskosten bemerkbar. Aber es muss gar nicht teurer sein als die Alternative. Wenn ich etwa ein Gebäude habe, das nicht besonders gut isoliert ist, kann es sein, dass ich eine große Wärmepumpe brauche, um das zuverlässig das ganze Jahr zu heizen. Das ist entsprechend teuer. Die Kombination aus kleinerer Wärmepumpe und Gasheizung kostet dann möglicherweise nicht mehr.
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Für wen lohnt sich eine Kombination aus Wärmepumpe und einer anderen Heizung?
Das passt bei mehr Gebäuden, als man denkt. Auch bei äußeren Zwängen – wenn man zum Beispiel wegen Denkmalschutz nur begrenzt sanieren kann – ist das ein guter Weg. Eine hybride Anlage ist eine hervorragende Übergangstechnologie. Die Gaskomponente muss 2045 weg. Aber bis dahin kann ich mein Gebäude so ertüchtigen oder die Zeit überbrücken, bis ein Fernwärmeanschluss in Frage kommt. Ob das im Einzelfall sinnvoll ist, muss man von einem Experten analysieren lassen.
Im Überblick: Wie viel eine neue Heizung kostet
Heizung | Kosten in EUR |
Ölheizung | ab ca. 8.000 |
Gasheizung | ab ca. 7.000 |
Holz- oder Pelletheizung | ab ca. 10.000 |
Nah- und Fernwärme | ab ca. 5.000 |
Wasserstoffheizung | ab ca. 30.000 |
Solarthermie | ab ca. 10.000 |
Luft-Wasser-Wärmepumpe | 8.000 bis 16.000 |
Erdwärmepumpe | 12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung) |
Grundwasser-Wärmepumpe | 9.000 bis 12.000 (ohne Erschließung) |
Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.
Kann ich selbst entscheiden, wann welcher Teil der Hybridheizung läuft?
Das passiert automatisiert. Und es gibt auch eine Vorrangregelung: Ich darf keine Hybridheizung aus zum Beispiel Wärmepumpe und Gasbrenner einbauen und dann nur mit Gas heizen. Das geht nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz nicht. Der Heizungsbauer muss das mit Vorrang für die Wärmepumpe einbauen, und der Schornsteinfeger überprüft das.
Gibt es Förderung für Hybridheizungen?
Ja, aber nur für den Teil der Anlage, der erneuerbar betrieben wird. Da gelten dann die neuen Fördersätze.
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