Berlin. Seit April gilt wieder der reguläre Steuersatz auf Erdgas. Neukunden zahlen mehr. Was Verbraucher nun beachten sollten.
In Deutschland sind die Gaspreise wieder deutlich gestiegen. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervor, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt. Demnach müssen Verbraucher, die einen Neuvertrag bei einem Versorger abschließen, rund einen Cent pro Kilowattstunde mehr ausgeben als noch vor vier Wochen.
Gas, Strom, Öl: Energiekrise vorbei? Studie liefert erschreckendes Ergebnis
Verivox zufolge zahlte ein Neukundenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kWh) im März 2024 im bundesweiten Durchschnitt noch rund 6,5 Cent pro kWh. Derzeit liege das günstigste Angebot im Bundesschnitt bei rund 7,6 Cent/kWh. Das entspricht einem Anstieg von rund 17 Prozent, so Verivox. Für die Analyse wurden laut dem Portal Gas-Neukunden-Tarife mit zwölfmonatiger Preisgarantie inklusive Boni verglichen.
Wegen des Ukraine-Kriegs galt zuletzt ein reduzierter Mehrwertsteuersatz
Als Gründe für die höheren Gaspreise für Neukunden sehen die Experten anziehende Großhandelspreise sowie den seit April wieder geltenden regulären Mehrwertsteuersatz. Wegen des Kriegs in der Ukraine und in der Folge gestiegener Energiepreise hatte die Bundesregierung unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen beschlossen. Von Oktober 2022 an galt deshalb ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Die Maßnahme war von vornherein befristet bis zum 31. März 2024. Seitdem wird nun wieder der volle Mehrwertsteuersatz in Höhe von 19 Prozent fällig.
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Die Großhandelspreise für Erdgas in Europa lagen Anfang des Jahres noch bei unter 3,0 Cent/kWh und schwankten dann um die Marke von 2,5 Cent/kWh. „In den letzten Wochen war bereits ein leichter Anstieg zu beobachten und vor einer Woche ist der Spotmarktpreis wieder über 3,0 Cent/kWh gestiegen. Diese Preisbewegung wirkt sich direkt auf die Angebote für Neukunden aus, da die Gasversorger im Wettbewerb besonders scharf kalkulieren“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Geopolitische Spannungen als Preistreiber? Was Verbraucher nun beachten sollten
Von der Internationalen Energieagentur (IEA) war zu Beginn des Jahres für den europäischen Großhandel mit Erdgas ein durchschnittlicher Preis von 3,0 Cent/kWh im Jahr 2024 prognostiziert worden. Angesichts der milden Witterung und einer guten Versorgungslage habe dieser Wert bisher deutlich unterschritten werden können, so Verivox. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen sorgten nun jedoch für Auftrieb bei den weltweiten Rohstoffpreisen, hieß es.
Das Vergleichsportal empfiehlt Gaskunden deswegen, jetzt einen festen Gaspreis für die kommende Heizperiode festzumachen. „Die Großhandelspreise für Erdgas und damit auch die Angebote für Haushalte können durchaus noch weiter steigen. Wer jetzt einen günstigen Gastarif mit Preisgarantie abschließt, kann sich das aktuelle Preisniveau noch für die kommende Heizperiode sichern“, erklärte Experte Storck.
Vergleichsportal: Ein Anbieterwechsel kann durchaus Geld sparen
Laut dem Portal Verivox, das als Vermittler bei Vertragsabschlüssen in der Regel Provisionen von den Anbietern erhält, liegt der durchschnittliche Gaspreis für Haushaltskunden im örtlichen Grundversorgungstarif derzeit bei 14,26 Cent/kWh, was bei einem Verbrauch von 20.000 kWh Heizkosten von 2852 Euro entspräche. Im günstigsten Angebot mit Preisgarantie werden 7,61 Cent/kWh fällig, was Jahreskosten in Höhe von 1522 Euro bedeute. Durch die Auswahl des richtigen Gastarifs könnten die Heizkosten also fast halbiert werden, so die Experten.