Sundern. Vor 25 Jahren entschied sich die Manufaktur Gebrüder Knapstein aus Sundern gegen Billigproduktion in Asien und damit gegen den Trend.
Am Sonntag startet in Frankfurt die Light + Building. Zu sehen sein werden smarte Gebäudetechniken, die alles vernetzen und die neuesten Trends rund um Licht in öffentlichen Gebäuden, Bürokomplexen und Eigenheimen. Viele Leuchtenhersteller aus dem Sauerland treten in diesem Jahr den Weg zur Weltleitmesse nicht als Aussteller, sondern allenfalls als Besucher an. Sie haben bestenfalls ihre Auftragsbücher bereits gefüllt und ihre Kunden bei sich zu Hause im Rahmen der zwölften Lichtwoche Sauerland, bei der sich 40 Unternehmen ihrem Fachpublikum präsentieren. Am Sonntag hat die regionale Messe begonnen, an diesem Freitag endet sie. Insbesondere der Großraum Arnsberg war und ist ein Mekka der Leuchtenhersteller, allerdings arbeiten nur noch wenige so wie das Familienunternehmen Gebrüder Knapstein, eine Manufaktur aus Sundern.
Um die Jahrtausendwende hat Jürgen Knapstein eine grundsätzliche Entscheidung getroffen. Für die Fortführung der Produktion am Standort Deutschland, genauer in Sundern im Sauerland. „Damals fuhr der Zug nach China.“ Knapstein ist Chef und Mitinhaber des Leuchtenherstellers Gebrüder Knapstein. Im Unternehmen geht es in zwei Ausstellungsräumen in diesen Tagen der Lichtwoche ein bisschen zu wie im Taubenschlag. In den Produktionshallen arbeiten derweil rund 60 Mitarbeiter unbeeindruckt und präzise daran, die Leuchtenwünsche der Kundschaft zu erfüllen.
„Wir haben um die Jahrtausendwende diese Entscheidung getroffen, weiter hier und nicht in Asien zu produzieren“, sagt Marketing- und Vertriebschef Thomas Minner. Ja, Trafos werden zugekauft. Die LED bezieht das Unternehmen aus dem benachbarten europäischen Ausland. Alles andere, was die Leuchten ausmacht, ist hausgemacht in Sundern, bis hin zur kleinsten Schraube. Viele Hersteller, auch aus dem Sauerland, lassen dagegen mittlerweile ganz oder teilweise in Asien fertigen und haben sich vom Made in Germany verabschiedet, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Erfolg in der Nische
Knapstein hat sich für die Handarbeit am teureren Wirtschaftsstandort Deutschland entschieden, um erfolgreich zu bleiben. „Mittlerweile sind wir froh darüber, wir bewegen uns in einer Nische“, sagt Minner. Eine hochpreisige, aber auch zukünftig erfolgversprechende Nische. Seit der Grundsatzentscheidung ist Knapstein stetig gewachsen, von damals rund 25 Beschäftigten auf heute 60. Es wurde in neue Maschinen investiert, die Material automatisch zuschneiden und stanzen, dennoch ist Knapstein Manufaktur geblieben.
In den Produktionshallen auf dem mittlerweile eigentlich zu kleinen Werksgelände in Sundern wird in der Gürtlerei gesägt, gebohrt, geschweißt, entgratet, geklebt und poliert. Gürtlerei ist eine alte Handwerkskunst, um unter anderem Beleuchtungskörper zu formen. Sechs Experten arbeiten in Sundern mit Schleifpaste und Geschick noch daran, jedes Metallteil der Leuchten bis zur Perfektion zu bearbeiten. „Es ist völlig klar, dies hier ist unsere wichtigste Abteilung. Sie brauchen Menschen, die das können und wollen, denn es ist ein Knochenjob“, sagt Minner. Und weil den immer weniger Menschen erledigen wollten, habe das Unternehmen vor zwei Jahren auch in einen Schleifroboter investiert.
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„Wir können im Grunde Leuchten auf Wunsch fertigen“, sagt Thomas Minner. Das kommt auch durchaus vor. Gerade hat ein Hotel Tischleuchten nachbestellt, die Knapstein längst aus dem Programm genommen hat. Präzision, Gestaltung - Knapstein arbeitet mit zwei Designern zusammen - und jahrelange Gewährleistung haben ihren Preis. „Klar, wir können keine Leuchten für 200 Euro produzieren. Das ist aber auch nicht unser Ziel“, sagt Vertriebschef Minner. Während viele Hersteller in der Pandemie-Phase noch davon profitierten, dass viele Menschen ihre eigenen vier Wände hübsch ausgestattet haben, hat sich der Massenmarkt geändert. Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Inflation - die Kauflust ist vorüber. In der Branche sieht es für Hersteller ohne Alleinstellungsmerkmale aktuell düster aus.
25.000 Leuchten und Sonderwünsche pro Jahr
Knapstein hat nach eigenen Angaben bislang von der Krise nichts gespürt. „Wir hatten im vergangenen Jahr gute Zuwächse“, erklärt Minner. Auch die Sauerländer Lichtwoche scheint vielversprechend verlaufen zu sein. Ende April werde man sich mit den Designern zusammensetzen und die neuen Entwürfe besprechen. Design und Technik sollen außergewöhnlich sein. Leuchten, bei denen Helligkeit, Lichtfarbe und mehr allein über Gestensteuerung mit der Hand gesteuert werden können, gehören bereits zum Angebot der Manufaktur aus Sundern. Rund 25.000 Leuchten und auf Sonderwunsch auch Accessoires verlassen jährlich die Manufaktur im Sauerland. Die Kundschaft kommt überwiegend aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Beneluxstaaten. „Wir wollen weiter wachsen“, sagt Jürgen Knapstein - am Standort Sundern, wie seit 70 Jahren.