Berlin. Wer erspartes Geld anlegen möchte, hat die Auswahl bei Geldanlagen an der Börse und bei Banken. Finanzexperten geben konkrete Tipps.
Die Auswahl renditestarker Geldanlagen ist größer geworden. Der Grund: Auch Sparprodukte werfen wieder höhere Zinsen ab. Jetzt sind die Möglichkeiten mit Tagesgeld, Festgeld und festverzinslichen Wertpapieren, die Zinsen zwischen drei und gut vier Prozent versprechen, deutlich größer. Wie lassen sich aktuell 50.000 Euro optimal anlegen?
„Zunächst sollte man sich überlegen, wie lange man das Geld entbehren kann“, sagt Sandra Klug, Anlageexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn auch eine Festzinsanlage bindet das Kapital über Jahre. „Wenn man das Geld jederzeit einsetzen möchte, bleibt nur ein Tagesgeldkonto“, so die Verbraucherschützerin. Für solche Anlagen bieten zahlreiche Geldinstitute bereits hohe Zinsen, etwa die J & T Direktbank, Barclays, Comdirect oder die DKB.
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„Wer in Aktien investieren möchte, muss einen langen Anlagehorizont haben“, sagt Klug. Sieben bis zehn Jahre sollten es mindestens sein. „Und dann muss man sich auch noch mit seiner eigenen Risikobereitschaft beschäftigen“, sagt die Verbraucherschützerin. Denn wer in Aktien investiert, muss Kursschwankungen aushalten können.
Tagesgeld und Aktien: Das empfehlen Finanzexperten
Sollte man also nur auf sichere Sparanlagen setzen? Das ist zumindest wieder möglich, ohne dass man durch die Inflation Geld verliert. Die Inflationsrate in Deutschland liegt bei 3,8 Prozent, Tendenz sinkend. Mit Festzinsanlagen sind aktuell mehr als vier Prozent Zinsen möglich. „Sparerinnen und Sparer können der Inflation jetzt nicht mehr nur entgegenwirken, sondern sie sogar schlagen“, sagt Katharina Lüth, Finanzexpertin der Spar- und Anlageplattform Weltsparen. Der Zeitpunkt für eine mehrjährige Festgeldanlage sei günstig.
Wer bei seiner Anlage nur Festgelder nutzen möchte, sollte dennoch mit Blick auf die Laufzeit nicht alles auf eine Karte setzen. „Es kann immer Situationen geben, in denen man zumindest Teile des Geldes überraschend benötigt“, sagt Verbraucherschützerin Klug. Man sollte das Geld mit unterschiedlich langen Bindungen anlegen. So könnten 20.000 Euro fünf Jahre und jeweils 10.000 Euro vier, drei und zwei Jahre lang gebunden werden. Nach zwei Jahren wären dann 10.000 Euro für eine erneute Anlage verfügbar oder für eine dann anstehende Anschaffung. Allerdings kann es sein, dass die Zinsen bis dahin wieder gesunken sind.
Wer es bequem haben möchte, sucht sich eine Bank, die über viele verschiedene Laufzeiten attraktive Zinsen bietet. Ein Beispiel ist die französische Bank Crédit Agricole, die im Anlagezeitraum von einem bis zu sieben Jahren jeweils eine Verzinsung von 4,2 Prozent offeriert. Wer für seine Anlagen die deutsche Einlagensicherung bevorzugt, kann ein Konto bei der Aareal Bank eröffnen. Dort gibt es für zwei Jahre 4,00 Prozent, für drei Jahre 4,05 Prozent und für vier und fünf Jahre jeweils 4,0 Prozent Zinsen.
Aktien: Risikostreuung bei geringen Beträgen schwierig
Die Bank gehört außerdem zusätzlich der freiwilligen Einlagensicherung des Bundesverbandes deutscher Banken an. Ob deutsche oder ausländische Bank: In jedem Fall sind 100.000 Euro pro Anleger gesetzlich abgesichert. 50.000 Euro sind eine Summe, die sich auch aufteilen lässt, um in Festzinsanlagen und Aktien zu investieren. „Ich denke, dass vor allem Anleger, die nicht so risikobereit sind, mit einer Aufteilung von 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Zinsanlagen in der gegenwärtigen Phase gut aufgehoben sind“, sagt Bernd Schimmer, Wertpapierstratege der Hamburger Sparkasse.
Bei 50.000 Euro können also 30.000 Euro in Aktien investiert werden und 20.000 Euro in Zinsanlagen. Für Schimmer ist das aber kein starrer Wert. „Wer jünger ist, sollte eine andere Aufteilung mit einer höheren Aktiengewichtung wählen, etwa 80 bis 90 Prozent Aktien und der Rest Zinsanlagen“, empfiehlt der Experte. „Denn auch wenn sich die Aussichten für Aktien in der Vergangenheit etwas eingetrübt haben, langfristig bringen sie eine höhere Rendite als Zinsanlagen und sind entscheidend für den Vermögensaufbau.“
„Wir kaufen jetzt für unsere Kunden Aktien und Anleihen“, sagt Torsten Johannsen, Senior Berater der bankenunabhängigen Hamburger Vermögensverwaltung Capitell AG. Von einer Zinssenkung würden auch Anleihen profitieren. Der Einstiegspunkt in längere Laufzeiten dieser Wertpapiere sei jetzt günstig. Gut vier Prozent Rendite sind mit deutschen Firmenanleihen von Unternehmen wie VW, RWE oder Thyssenkrupp möglich. Noch sicherer sind Pfandbriefe, die bei drei- bis vierjähriger Restlaufzeit eine Rendite von 3,5 Prozent bringen.
Tagesgeld, Aktien: Was an der Börse sinnvoll sein kann
Anlagestratege Schimmer empfiehlt, sich bei Aktien sehr breit aufzustellen. Das lässt sich bei einer Anlagesumme von 30.000 Euro am kostengünstigsten mit einem weltweit anlegenden Indexfonds umsetzen. Diese Exchange Traded Funds (ETFs) bilden zum Beispiel den weltweiten Aktienindex MSCI World ab, der in rund 1500 Unternehmen aus 23 Ländern investiert. Um Kursschwankungen auszugleichen, kann die Summe auch in Raten über mehrere Monate investiert werden. Selbst eine Kombination mehrerer ETFs ist möglich.
Einzelne Anleihen hätten den Vorteil, dass ein Ausstieg über die Börse auch während der Laufzeit möglich sei. Bei einer Anlagesumme von 20.000 Euro für Anleihen sei die Risikostreuung jedoch schwierig. Und bei Kauf und Verkauf entstünden zusätzliche Kosten, sagt Verbraucherschützerin Klug: „Festgeld bleibt aber für Kleinanleger die kostengünstigste Variante – und man kann die Zinserträge sicher kalkulieren.“