Essen. Galeria Karstadt Kaufhof schließt 18 weitere Warenhäuser, fünf in NRW. Zugleich wird die Luxus-Zentrale des Eigners Benko versteigert.
Während Galeria Karstadt Kaufhof in Deutschland weitere Warenhäuser schließt, kommen in Wien Luxusmöbel und Klopapierhalter aus Bronze des bisherigen Eigentümers René Benko unter den Hammer. Die Pleite des Galeria-Mutterkonzerns Signa zieht Kreise.
Nur noch wenige Tage, dann erlischen die Lichter bei Galeria Karstadt Kaufhof in Krefeld, Mönchengladbach, Wuppertal, Siegburg und Bielefeld für immer. Doch nicht nur in Nordrhein-Westfalen schließt der Essener Konzern in diesem Monat Warenhäuser. Bundesweit gehen weitere 18 Filialen vom Netz. Mit der aktuellen Insolvenz zahlreicher Gesellschaften des Mutterkonzerns Signa hat die neuerliche Schließungswelle freilich nichts zu tun.
Galeria-Schließungen sind Bestandteil des Insolvenzplans
Galeria erfüllt vielmehr den eigenen Insolvenzplan, dem die Gläubiger im März 2023 in Essen zugestimmt hatten. Er sieht die Aufgabe von nicht rentablen Standorten in zwei Wellen vor. Bei der ersten hatte es im Juni im Ruhrgebiet die Kaufhof-Filialen in Gelsenkirchen und Duisburg erwischt. Karstadt in Duisburg überlebte dagegen. Nur mit Mühe und Not konnten die Warenhäuser in den beiden größten Revierstädten Dortmund und Essen vor dem Aus gerettet werden.
Im Februar wird das Galeria-Netz dann auf 92 Filialen eingedampft sein. Das sind 40 Standorte weniger als in der Zeit vor dem zweiten Insolvenzverfahren, das im Mai zu Ende gegangen war. Inzwischen wird dem Vernehmen nach in der Essener Zentrale eine dritte Insolvenz als eine von drei Optionen nicht mehr ausgeschlossen. Da die Signa-Handelstochter angekündigt hat, Galeria verkaufen zu wollen, läuft aktuell als zweite Option die Suche nach neuen Eigentümern, die auch zu Investitionen bereit sind. Option Nummer drei ist, dass Signa die im Galeria-Insolvenzplan zugesagte Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen Euro wider Erwarten doch noch leistet. Mit dem Geld sollen die Warenhäuser modernisiert werden.
Galeria will Zentrale in Essen aufgeben
Parallel verhandeln Mutter und Tochter über eine Senkung der Mieten. Für die rund 20 Warenhaus-Immobilien im Signa-Besitz zahlt Galeria laut Medienberichten jährlich 180 Millionen Euro und damit zum Teil 30 Prozent mehr als im Marktdurchschnitt. Auch die renovierungsbedürftige Hauptverwaltung in Essen steht auf dem Prüfstand. Die vier Millionen Euro, die die Eigentümerin Signa pro Jahr verlangt, sind Galeria offenkundig zu teuer geworden. Der Essener Traditionskonzern prüft nun einen Umzug.
Diese Luxus-Accessoires von Benko werden versteigert
Unter den 12.500 Beschäftigten geht einmal mehr die Sorge um, dass angesichts der unklaren Finanzierungssituation bei Galeria weitere Filialen geschlossen werden könnten. Denn das Unternehmen schreibt immer noch rote Zahlen. Die Schilder „Wir schließen diese Filiale“ hängen derzeit aber nur in 18 Filialen. Mit satten Rabatten verabschiedet sich die Warenhauskette aus weiteren Städten.
Benkos Präsidententisch unter dem Hammer
„Alles muss raus“ heißt es seit Freitag, 5. Januar, auch in der luxuriösen Signa-Zentrale im Wiener Palais Harrach. Mehr als 460 wertvolle Posten, die Milliardär René Benko über die Jahre für seinen Firmensitz angeschafft hat, kommen unter den Hammer des Auktionators. Dazu gehören ein gelederter „Präsidententisch“ mit einem Durchmesser von mehr als acht Metern und Platz für rund 20 Personen, eine exakt darauf abgestimmte Design-Hängeleuchte sowie die passenden Design-Bürostühle aus Premium-Leder. Wer mag, kann selbst für Benkos Klopapierrollen-Halter samt dem dazugehörigen Klobürstenhalter in Bronze-Optik bieten. Auch ein Raumteiler aus Marmor steht sinnbildlich für den ausschweifenden Lebensstil, den Benko in weiten Teilen auf Pump finanziert hat.
Diese Luxus-Accessoires von Benko werden versteigert
Dem Immobilien-Mogul geht es nun aber offenbar auch an seinen privaten Wohnsitz. Laut Medienberichten will der österreichische Staat ein Pfandrecht für das noble Schlosshotel Igls in Innsbruck geltend machen. 2016 soll die Laura-Stiftung der Familie Benko das 5500 Quadratmeter große Anwesen mit dem Schlosshotel darauf für elf Millionen Euro erworben haben. Wie aus dem Grundbuch hervorgeht, hat das Finanzamt in Wien für das Anwesen im Innsbrucker Stadtteil Igls ein Pfandrecht im Umfang von etwa zwölf Millionen Euro eintragen lassen, da aus Sicht der Behörde Umsatzsteuern in dieser Höhe offen sind. Dem österreichischen „Standard“ zufolge bezweifelt das Finanzamt, dass die Immobilie gewerblich genutzt worden sei. Die Laura-Stiftung sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur, das Finanzamt habe die Steuern in der Vergangenheit rückerstattet, nun würden sie zu Unrecht eingefordert.
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Die wichtigsten Teile der von Benko aufgebauten Immobilien- und Handelsgruppe Signa sind zahlungsunfähig. Vorige Woche meldeten die Luxusimmobilien-Einheit Signa Prime (KaDeWE, Elbtower) und die Immobilienentwicklungsgesellschaft Signa Development Insolvenz an. Benkos Firmennetzwerk, zu dem auch die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof gehört, ist wegen gestiegener Zinsen, Baukosten und Energiepreise ins Wanken geraten.