Essen. Die meisten Weihnachtsbäume werden in diesem Jahr in NRW teurer. Was die Gründe sind und auf welche Preise sich Kunden einstellen müssen.
Nordmanntanne, Blaufichte oder doch eine Edeltanne? Diese Frage werden sich in wenigen Wochen wieder viele Menschen stellen, die zu Weihnachten einen Baum in ihrem Wohnzimmer stehen haben möchten. Aber muss man dafür in diesem Jahr tiefer in die Tasche greifen als sonst? Der Bundesverband für Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger kündigte Preissteigerungen an.
Der Hattinger Weihnachtsbaumzüchter Achim Backhaus erhöht seine Weihnachtsbaum-Preise nur ein wenig. 50 Cent werden die Bäume auf den laufenden Meter mehr kosten, kündigt er an. Dass die Preiserhöhung so gering ausfällt, begründet Backhaus mit dem Anbau in einer eigenen Schonung. So entfallen beispielsweise die Transportkosten.
Die gestiegenen Energiepreise seien unter anderem Schuld an dem Anstieg. Aber auch das Wetter sei ein Grund. „Der Pflegeaufwand dieses Jahr war in der Schonung doppelt so groß wie sonst. Dadurch wurden die Energiekosten nochmal erhöht“, sagt Backhaus. Das lag vor allem an dem ständigen Wechsel des Wetters zwischen Sonne und Regen. Dadurch seien die Grünflächen um die Bäume stärker gewachsen, die Backhaus häufiger mähen musste, um sie von Unkräutern fernzuhalten. Bei Backhaus können Kundinnen und Kunden sowohl Blaufichten als auch Nordmanntannen selbst schlagen oder bereits gefällte Bäume kaufen.
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Weihnachtsbäume in NRW kaufen: Preise werden angehoben
Mit seiner Preiserhöhung liegt Backhaus unter dem Durchschnitt. Der Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger kündigte nämlich eine größere Preiserhöhung für Weihnachtsbäume an. Eine Nordmanntanne werde zwischen 21 und 29 Euro pro laufenden Meter kosten, sagte Eberhard Hennecke vom Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger der Deutschen Presse-Agentur – einen Euro mehr als im vergangenen Jahr.
„Die Inflation hat in den letzten Monaten in zahlreichen Branchen Auswirkungen gezeigt und die Weihnachtsbaumbranche bleibt davon nicht unberührt“, sagt Hennecke. Diese Steigerung sei notwendig, um die gestiegenen Kosten aufzufangen und die Qualität der Bäume beizubehalten. Aber: „Wir sind fest davon überzeugt“, sagt Hennecke, „dass der Wert, den echte Weihnachtsbäume dem Weihnachtsfest verleihen, den Preis rechtfertigt.“
Bauhaus: Höherer Preis für Weihnachtsbäume kaum bemerkbar
Sind Plastik-Weihnachtsbäume nachhaltiger?
Zwischen 23 und 25 Millionen Weihnachtsbäume seien in den vergangenen Jahren jährlich in Deutschland verkauft worden. Das teilt der nordrhein-westfälische Landesverband Gartenbau mit. Der Trend geht aber auch zu einer künstlichen Variante: dem Weihnachtsbaum aus Plastik. Dieser kann jedes Jahr aufs Neue aus dem Keller geholt und wiederverwendet werden. Aber ist diese Variante deshalb nachhaltiger?
Angebaute Weihnachtsbäume seien klimafreundlicher, da sie während des Anbaus der Atmosphäre CO2 entziehen. „Naturbäume punkten mit einer positiven Wirkung für das Ökosystem“, erklärt der Verband Natürlicher Weihnachtsbaum. Außerdem sei die Strecke, die ein echter Weihnachtsbaum zurücklegt, um das 40-fache kürzer als die eines Plastikbaumes, die meist aus China importiert werden.
Das bestätigen auch unabhängige Quellen: So geht aus verschiedenen Studien hervor, dass ein Plastik-Weihnachtsbaum mindestens zehn oder sogar 17 Jahre genutzt werden müsse, um nachhaltiger zu sein als ein echter Weihnachtsbaum.
Auch in Baumärkten werden zum Fest zahlreiche Weihnachtsbäume verkauft. Bei Bauhaus ist die Preissteigerung aber kaum bemerkbar – lediglich um 0,2 Prozent werden die Tannen teurer. „Trotz allgemein gestiegener Preise ist es uns gelungen, die Baumpreise mit nur geringen Aufschlägen für höhere Personal- und Transportkosten des Erzeugers, auf einem stabilen Preisniveau der durchschnittlichen Vorjahre zu halten“, teilt das Unternehmen auf Anfrage der Redaktion mit.
Anders als bei manch anderen Verkäufern werde der Preis für Weihnachtsbäume nicht in laufenden Metern berechnet. Zwischen 19,95 und 69 Euro kosten die Tannen in den Baumärkten – je nach Größe. Ende November werden die Bäume sowohl geschnitten als auch getopft in den Filialen angeboten. Der Baumarkt bietet ausschließlich Nordmanntannen an, die aus dem Sauerland stammen oder aus Dänemark importiert werden.
Generell wird noch rund ein Zehntel der in Deutschland verkauften Bäume aus dem Ausland importiert – rund 2,4 Millionen waren es vor zwei Jahren. Fast vier Fünftel der importierten Weihnachtsbäume stammten aus Dänemark, teilt das Statistische Bundesamt mit. Im vergangenen Jahr sei der Import von Weihnachtsbäumen aber zurückgegangen. Nur noch rund 1,8 Millionen Bäume wurden laut dem Statistikportal Statista aus dem Ausland nach Deutschland gebracht.
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Weihnachtsbäume bei Aldi Süd: Nordmanntannen in zwei Preiskategorien
Auch in Discountern werden inzwischen Weihnachtsbäume verkauft. Aldi Süd bietet Nordmanntannen in zwei verschiedenen Größen mit festgelegten Preisen an. Weihnachtsbäume zwischen 1,50 und 1,75 Metern kosten 14,99 Euro, die Tannen bis zwei Meter liegen bei 19,99 Euro. Aber: „Die Preise sind dabei im Vergleich zum letzten Jahr gleichgeblieben“, teilt das Unternehmen auf Anfrage der Redaktion mit. Ab dem 7. Dezember seien diese in den Filialen verfügbar. Aldi Nord bietet ab diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben nur die größeren Nordmanntannen an.
Während die Preise für Weihnachtsbäume einigermaßen konstant geblieben sind, habe sich die Kundschaft in den vergangenen Jahren spürbar verändert, beobachtet Achim Backhaus: „Gerade in der Corona-Zeit hat sich die Kundschaft gewandelt.“ Er beobachte, dass immer mehr jüngere Menschen zu ihm kommen und Weihnachtsbäume kaufen möchten. In seiner Schonung zeichne sich eine weitere Tendenz ab: „Oft haben die Kundinnen und Kunden mehr Spaß daran, ihren Weihnachtsbaum selbst zu schlagen.“
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