Essen. Der Bieterwettkampf um die Steag ist entschieden. Die Ruhrgebiets-Stadtwerke steigen aus. Überraschend kommt Asterion aus Spanien zum Zug.
Der Bieterwettbewerb um den Essener Energiekonzern Steag mit seinen rund 5500 Beschäftigten ist entschieden. Überraschend bekommt die spanische Fondsgesellschaft Asterion den Zuschlag. Der tschechische Milliardär Daniel Křetínský, der ein Bündnis mit der Evonik-Großaktionärin RAG-Stiftung bilden wollte, hat das Nachsehen. Die Steag sei mit 2,6 Milliarden Euro bewertet worden, teilte Asterion am Freitagabend (25. August) mit. Das Ziel sei, die Steag als Ganzes zu einem nachhaltigen Energieversorger weiterzuentwickeln, so Asterion-Chef Jesús Olmos.
Sechs Ruhrgebiets-Stadtwerke, die vor mehr als zehn Jahren mit 1,2 Milliarden Euro bei der Steag eingestiegen sind, ziehen mit dem Verkauf einen Schlussstrich beim Energiekonzern. Wie viel Geld letztlich in die Kassen der beteiligten Städte Bochum, Duisburg, Dortmund, Essen, Oberhausen und Dinslaken fließt, ist noch unklar. Nach Abzug der Verbindlichkeiten werde den bisherigen Eigentümern „noch ein erheblicher Betrag zufließen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke-Firma KSBG (Kommunale Beteiligungsgesellschaft) vom Freitagabend (25. August).
Verkauf der Steag: Stadtwerke aus dem Ruhrgebiet ziehen Schlussstrich
Nach den Unterschriften auf dem Kaufvertrag könnte es bis zum Abschluss der Transaktion noch ein paar Monate dauern, unter anderem weil die Wettbewerbshüter dem Deal noch zustimmen müssen. Für Asterion ist der Steag-Deal der Markteintritt, daher dürften kaum kartellrechtliche Hürden bestehen.
Die spanische Fondsgesellschaft Asterion muss sich in Deutschland noch bekannt machen. Mit Beteiligungen im Wert von rund fünf Milliarden Euro ist die Firma eigenen Angaben zufolge der führende Infrastruktur-Fonds in Spanien. Bei 15 Unternehmen, in denen Asterion das Sagen habe, seien rund 7000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Europa beschäftigt. Ein Beispiel sei der italienische Energiekonzern Sorgenia mit Sitz in Mailand, bei dem der spanische Fonds durch entsprechende Investitionen „und aktives Management den Anteil der erneuerbaren Energien im Erzeugungsmix deutlich“ gesteigert habe.
Der Steag-Konzern, der seit Jahrzehnten von Kohlekraftwerken geprägt wird, steht ebenfalls vor einem Umbau. Mit der Firmentochter Iqony, die zum Jahreswechsel gestartet ist, sollen grüne Geschäfte vorangebracht werden. In Iqony hat die Steag unter anderem ihre Solar-, Wind-, Geothermie-, Energiespeicher- und Wasserstoff-Projekte gebündelt.
„Unser Unternehmen steht voll hinter der Energie- und Wärmewende“, sagte Asterion-Chef Jesús Olmos laut einer Mitteilung des Unternehmens. Die Steag könne in Deutschland und Europa einen „maßgeblichen Beitrag zur Umstellung auf saubere, wettbewerbsfähige und zuverlässige Energieträger wie Solar- und Windenergie“ leisten. Im Energiemix werde zudem „neben Kohle vor allem Gas eine Rolle“ spielen.
Asterion will in Ausbau der erneuerbaren Energien investieren
Im Zuge einer Konzern-Aufspaltung ist ein großer Teil der Steag-Belegschaft zur neuen Tochterfirma gewechselt: rund 2300 Beschäftigte, davon gut 2000 in Deutschland. Das Kraftwerksgeschäft der Steag (3200 Beschäftigte) – unter anderem mit großen Standorten in Duisburg, Herne, im Saarland und im türkischen Iskenderun – trägt nun den Namen Steag Power. Zum Verkauf standen sämtliche Bereiche der Steag.
Asterion wolle mit den bestehenden Führungsteams von Steag Power und Iqony weiterarbeiten, wird in einer Mitteilung des Käufers betont. Und: „Der Unternehmenssitz der Steag wird Essen bleiben.“
Der Fonds habe das erforderliche Geld für eine Übernahme und anstehende Investitionen, um die Steag zunehmend auf grüne Geschäftsmodelle umzustellen, wurde schon vor Tagen im Umfeld von Asterion betont. Allein für den Ausbau der Wind- und Solaraktivitäten der Steag werde bis zum Jahr 2030 rund eine Milliarde Euro gebraucht.
Vor einigen Tagen hatte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis gegenüber unserer Redaktion erklärt: „Für die Mitarbeitenden und die IGBCE ist entscheidend, dass ein möglicher Käufer ein nachhaltiges und langfristiges Zukunftskonzept für die Steag verfolgt, das den Konzern als Einheit weiterentwickelt und Standorten wie Beschäftigten neue Perspektiven bietet.“ Diese Kriterien hätten „alle Kandidaten“, die zuletzt als Käufer infrage gekommen seien, erfüllt.
Dortmunds Stadtwerke-Chefin Heim sieht „bestmögliche Lösung“
Heike Heim, die Chefin der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) und Aufsichtsratsvorsitzende der kommunalen Steag-Eigentümergesellschaft KSBG, betonte am Freitagabend (25. August), mit dem neuen Eigentümer Asterion sei „für die bisherigen Anteilseigner und das Unternehmen die bestmögliche Lösung“ gefunden worden.
Steag-Chef Andreas Reichel erklärte, die Transaktion könne „perspektivisch auch zur Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze“ beitragen, weil „größere wirtschaftliche Handlungsspielräume“ für Investitionen entstünden.
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