Düsseldorf. Die LEG schreibt einen Milliardenverlust, weil der Wert ihrer Immobilien sinkt. Stark steigende Mieten führen aber zu verbessertem Ergebnis.
Nach Jahren satter Gewinne ist der größte nordrhein-westfälische Vermieter LEG in die Verlustzone gerutscht. Hauptgrund ist die bilanzielle Abwertung des Gebäudebestands. Die Mieten hat die LEG im ersten Halbjahr dagegen merklich erhöht.
Gestiegene Zinsen und die hohe Inflation setzen der erfolgsverwöhnten Immobilienbranche zu. Zum 30. Juni musste die LEG den Wert ihrer knapp 167.000 Wohnungen um 7,4 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro abwerten. Ende 2022 lag der Wert noch bei 20,2 Milliarden Euro. Das führt dazu, dass der Düsseldorfer Konzern in der Bilanz für das zweite Quartal einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro ausweisen muss. Vor einem Jahr, als die dramatischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs in dieser Dimension noch nicht absehbar waren, konnte die LEG noch einen Gewinn von 905 Millionen verbuchen. Schon 2022 hatte die LEG vier Prozent abschreiben müssen.
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Der Nummer zwei der Branche geht es da nicht anders als dem Marktführer. Der Bochumer Dax-Konzern Vonovia hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass er seinen wesentlich größeren deutschen Gebäudebestand im ersten Halbjahr um 6,8 Prozent abwerten musste und damit bilanziell ebenfalls in die roten Zahlen abdriftete.
LEG-Mieten steigen um 4,3 Prozent
Trotz der schwierigen Lage verbreitete LEG-Chef Lars von Lackum am Donnerstag Optimismus. „Wir hatten einen wirklich dynamischen Start ins Jahr 2023“, sagte er vor Journalisten. Bei den Mieten und Leerstandsquoten haben man „hervorragende Ergebnisse“ erzielt. Im ersten Halbjahr erhöhte die LEG die Mieten um durchschnittlich 4,3 Prozent. Die Kaltmiete in Wohnungen des Konzerns beträgt jetzt im Schnitt 6,52 Euro. Auch aufgrund der hohen Nachfrage, so von Lackum, habe die LEG ein „deutlich höheres Mietwachstum“ erzielt als erwartet. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstandschef nun mit einem Mietplus von 3,8 bis vier Prozent. Kalkuliert waren 3,3 bis 3,7 Prozent.
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Auf der Einnahmenseite konnte das Unternehmen auch den Verkauf von 700 Wohnungen verbuchen. Allerdings ist die Liste mit insgesamt 5000 Objekten, die die LEG im laufenden Jahr vermarkten will, sehr viel länger. Das operative Geschäft läuft also. Der frei verfügbare Mittelzufluss – in der Branche wird diese Kennzahl als AFFO bezeichnet – wuchs im Halbjahresvergleich von 28,4 auf 63,7 Millionen Euro. Von Lackum führt den Anstieg auf die bereits im November 2022 gedrosselten Investitionen in Neubau- und Modernisierungsprojekte um 23 Prozent zurück. Im ersten Halbjahr 2023 investierte die LEG nur noch 14,08 Euro pro Quadratmeter. Im Vorjahreszeitraum waren es 18,31 Euro. Allein durch frühzeitig abgesagte Neubau-Projekte hat der MDax-Konzern nun 17 bis 20 Millionen Euro mehr in der Kasse.
Heizungsgesetz: Triple-Murks statt Doppel-Wums
LEG-Chef macht für die Bremse die allgemeinen Rahmenbedingungen verantwortlich. „Dabei brauchen wir in Deutschland gerade jetzt mehr privates Kapital und weniger Vorgaben und Bürokratie, um die Investitionen in den Klimaschutz im Gebäudesektor zu stemmen“, sagte er. Sein Unternehmen sei „willens und in der Lage, fokussiert in Dekarbonisierungsmaßnahmen zu investieren“. Das gelte aber nicht für die gesamte Branche. Von Lackum: „Viele Marktteilnehmer stoßen jedoch an ihre Grenzen. Das schadet Eigentümern, Mietern und unserem Land.“
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Scharf kritisierte er das „Heizungsgesetz“, das die Ampel-Koalition im September vom Bundestag beschließen lassen will. „Das ist Triple-Murks statt Doppel-Wums“, polterte von Lackum und zeigte kein Verständnis dafür, dass ausgerechnet eine SPD-geführte Bundesregierung Privateigentümer bei der klimagerechten Umrüstung von Heizungen besser stelle als Vermieter. „Deshalb werden wir deutlich mehr Kosten auf die Miete umlegen müssen“, prophezeite der LEG-Chef.
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In Mönchengladbach testet die LEG gerade in großem Stil, wie Wohnungen mit Fertigteilen schneller und kostengünstiger energetisch saniert werden können. Von den unterschiedlichen Ansätzen machte sich im Juli auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein Bild. Die Bundesregierung fördert das serielle Modernisieren mit 15 Prozent.