Mönchengladbach. Minister Habeck erwartet ein Hochfahren der Wohnhaussanierung mit Fertigteilen. Beim Rundgang bei der LEG ging es auch um Mieten.
Für die Montage der Fertigteile der gedämmten Fassade brauchen sie in Mönchengladbach keine Baugenehmigung. Das freut nicht nur die Baufirma und den Eigentümer der Immobilien, sondern auch den Bundeswirtschaftsminister. Robert Habeck (Grüne) schaute sich am Mittwoch das „Reallabor“ der LEG an. Der größte nordrhein-westfälische Vermieter testet hier Methoden, die energetische Sanierung von Wohngebäuden beschleunigen und kostengünstiger machen sollen.
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Mit seinem verkorksten Heizungsgesetz hat Habeck in den vergangenen Wochen viel Spott und Kritik auch aus der Wirtschaft einstecken müssen. Bei seiner Sommertour nimmt sich der Vizekanzler nun Zeit, mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen und zuzuhören. Und davon macht der Minister an diesem Morgen reichlich Gebrauch. „Ich werde dauernd nach Entbürokratisierung gefragt“, gibt Habeck seine Eindrücke von früheren Stationen seiner Tour wieder.
Gelsenkirchener Baufirma lobt Mönchengladbach
Und deshalb wird der Minister hellhörig, als Fred ten Bosch, Geschäftsführer der traditionsreichen Gelsenkirchener Baufirma Fischbach, begeistert berichtet, dass er in Mönchengladbach keine Baugenehmigung für Fassadenelemente braucht, auch wenn sie dicker als 30 Zentimeter sind. „Da hat die Stadt uns sehr geholfen“, schwärmt ten Bosch. Habeck hakt nach und erfährt vom jungen Oberbürgermeister Felix Wolfgang Heinrichs (SPD), dass man sich im Rathaus darauf auf dem kleinen Dienstweg verständigt habe.
Das gefällt dem Wirtschaftsminister. Denn er pocht darauf, dass auch der große Gebäudesektor seine Klimaziele erreicht. In Mönchengladbach testet die LEG mit fünf Anbietern des seriellen Sanierens, wie mehr Tempo und Kosteneffizienz in die Projekte kommen kann. An einer Firma, Renowate, ist der Düsseldorfer Immobilienkonzern selbst beteiligt.
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Die Idee: Eine Drohne vermisst das Haus exakt. Auf Grundlage der Daten werden in einer Fabrik Fassadenelemente samt Dämmung, Fenstern und Vorrichtungen für die Lüftung hergestellt und müssen vor Ort nur noch angedübelt werden. „Wir haben keine Zeit zu verlieren und wollen schneller werden“, sagt LEG-Vorstand Volker Wiegel. Sein Ziel: In drei Monaten soll ein Haus mit der seriellen Methode energetisch saniert sein. Konventionell brauche man dafür zwei bis dreimal länger. „Und für die Mieter wird es nicht teurer“, verspricht Wiegel. Durch die Einsparungen bei den Heizkosten sollen sie am Ende sogar ein „leichtes Plus“ davon tragen.
Bund fördert serielle Sanierung mit 15 Prozent
„Dafür brauchen wir aber Partner“, meint der LEG-Manager. Das sind nicht nur die ausführenden Firmen, sondern auch der Gast aus Berlin. Das Ministerium von Robert Habeck fördert die serielle Sanierung mit 15 Prozent. Der Grund liegt auf der Hand. Die Methode steckt noch in den Kinderschuhen und ist deshalb teuer.
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„Ich glaube, dass wir die Förderung in drei Jahren runternehmen können, wenn die serielle Sanierung ein Massenmarkt geworden ist“, gibt sich der Vizekanzler optimistisch und schiebt gleich hinterher: „Die Bauordnung darf uns nicht im Wege stehen. Das hat man hier in Mönchengladbach robust gelöst“, lobt Habeck. Das Thema will er nun mit der zuständigen Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) besprechen. Auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), die Habeck begleitet, nickt. An diesem Morgen muss sie sich von Heinz Scheve, Geschäftsführer von B&O Bau, anhören, dass es in Baden-Württemberg bessere Fördermöglichkeiten gebe, um ein Dach komplett mit Solarmodulen zu decken.
LEG: Regulatorische Hemmnisse abbauen
LEG-Vorstand Wiegel trägt dem Minister gleich weitere Wünsche vor, wie das Sanieren erleichtert werden könne. „Wir sollten an regulatorischen Hemmnissen arbeiten“, fordert er und nennt ein konkretes Beispiel: „Muss es wirklich sein, dass eine Wohnung auch bei minus zehn Grad Außentemperatur 21 Grad warm sein muss?“, fragt er den Minister, der nachdenklich zuhört.
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Habeck, sagt er selbst, nimmt eine Menge Anregungen aus Mönchengladbach mit zurück nach Berlin. Dazu gehört auch, dass sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die unter anderem unzählige staatlich genutzte Gebäude in ihrer Obhut hat, offenbar noch gar nicht mit dem Thema serielle Sanierung beschäftigt hat. In zwei Monaten, so heißt es, solle es ein erstes Gespräch mit einem Anbieter geben. Habeck, der darauf verweist, dass die Bima zum Hoheitsgebiet von Finanzminister Lindner gehört, verspricht: „Da muss ich mal mit dem Christian drüber sprechen.“