Bad Berleburg. Egal, was die Stadt entscheidet: Es gibt Ärger! Wir haben mit zwei Bad Berleburgern gesprochen, die ganz unterschiedliche Interessen haben.

Niemanden in Bad Berleburg lässt das Thema Windkraft kalt: Der Ausbau hat das Potenzial, die Bevölkerung in Befürworter und Gegner zu spalten. Wir haben mit zwei Bad Berleburgern gesprochen, die beide mit den aktuellen Entscheidungen zu Windrädern in der Stadt Bad Berleburg unzufrieden sind - aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Die Terrasse vor der Bauernhofpension Hof Dambach. 750 Meter weiter nach links sollen demnächst zwei Windkraftanlagen stehen.
Die Terrasse vor der Bauernhofpension Hof Dambach. 750 Meter weiter nach links sollen demnächst zwei Windkraftanlagen stehen. © Privat | Privat

„Wir haben den doppelten Schaden“, sagt Jörg Homrighausen. Der Gastronom und Landwirt fürchtet um die Idylle seiner Bauernhofpension „Hof Dambach“. Nachdem die Stadt Bad Berleburg Windräder auf dem nahe gelegenen Homberg genehmigt hat, könnte es in Zukunft mit der absoluten Ruhe des alten Kanongutes, dessen Geschichte bis ins 800 Jahrhundert reichen soll, vorbei sein. „Die zwei geplanten Windräder stehen 750 Meter von unserer Terrasse entfernt. Und das sind ja keine kleinen Anlagen“, sagt Homrighausen.

Windkraft in Bad Berleburg: Nicht jeder befürwortet dies.
Windkraft in Bad Berleburg: Nicht jeder befürwortet dies. © Berleburg | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Seine Familie ärgert es besonders, dass nach ursprünglich drei Anlagen inzwischen vier gebaut werden sollen. Die vierte Anlage liege nicht nur außerhalb der ursprünglichen Vorrangzone 12, sondern aus Sicht der Ortschaft Girkhausen in direkter Linie, sei also nicht zu sehen und weiter weg, weshalb für Girkhausen kein Problem entstehe. Der Hof Dambach aber ist ein Einzelgehöft und wird bei Abständen anders bewertet als ein Dorf.

Ich befürchte mindestens Schallimmissionen und Schlagschatten je nach Sonnenstand. Hinzu kommt dann noch das Geblinke in der Nacht. Bisher hatten wir hier nachts absolute Dunkelheit.
Jörg Homrighausen - Pensionswirt auf Hof Dambach

„Ich befürchte mindestens Schallimmissionen und Schlagschatten je nach Sonnenstand. Hinzu kommt dann noch das Geblinke in der Nacht. Bisher hatten wir hier nachts absolute Dunkelheit“, berichtet der Pensionsbetreiber über das Besondere, das die Gäste in seinem Haus suchen: Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur. Mit den „Industrieanlagen“ wäre das vorbei. Und als Landwirt und Waldbesitzer kritisiert Homrighausen auch den Eingriff in die Natur. „Mit einem Hektar pro Anlage ist es nicht getan“, sagt er und rechnet die Zuwegungen und auch die vielen verschobenen Kubikmeter gewachsener Fels und Erdboden hinzu. „Das wird nie wieder, wie es vorher war.“

Drei Waldbesitzer aus Schüllar-Wemlighausen kritisieren die Vorrangzonenplanung der Stadt Bad Berleburg aus einer ganz anderen Sicht. Jochen Maaß und zwei weitere Grundstücksnachbarn wollen ein Windrad zwischen dem Hof Rüsselsbach und dem Bockeshorn bei Wemlighausen errichten. Sie hatten sich vorher kundig gemacht und gesehen, dass der potenzielle Standort im Entwurf der Regionalplanung im Windkraft-Bereich „Birkenkopf“ läge, berichtet Maaß im Gespräch mit dieser Zeitung. Der aber liegt nicht innerhalb der inzwischen rechtsgültigen Windkraftvorrangzone Nummer 12 der Stadt Bad Berleburg. Dass jetzt in der Stadt Bad Berleburg auch Windkraftanlagen genehmigt werden, die außerhalb von Vorrangzonen liegen, stößt auf Unverständnis.

Die Stadt Bad Berleburg hat die Topografie nicht berücksichtigt. Die Anlagen auf dem Ohrenbach bei Arfeld kann man von Schüllar-Wemlighausen beispielsweise gar nicht sehen.
Jochen Maaß - will mit Nachbarn ein Windrad bauen

„Unsere Anlage liegt nur rund 800 Meter von denen am Homberg entfernt und sie liegt in einer direkten Sichtachse der Anlagen dort“, wiederholt Maaß das Argument, von der Überschneidung zweier Anlagen, das die Stadt auch gegenüber Jörg Homrighausen für die eine Anlage außerhalb der Windkraftvorrangzone - gesehen von Girkhausen und nicht vom Dambach aus - vorgebracht hat. Überhaupt kritisiert Maaß das Thema Sichtbeziehungen und das Argument der Umfassung von Ortschaften durch Windkraftanlagen, das die Stadt Bad Berleburg als ein weiches Auswahlkriterium für das Abstecken ihrer Vorrangzonen verwendet hatte. „Die Stadt Bad Berleburg hat die Topografie nicht berücksichtigt. Die Anlagen auf dem Ohrenbach bei Arfeld kann man von Schüllar-Wemlighausen beispielsweise gar nicht sehen.“ Für das Waldbesitzer-Trio sind die Argumente, die gegen ihren Strandort sprechen, nicht schlüssig. Deshalb haben sie beim für Windkraft zuständigen Oberverwaltungsgericht in Münster eine „Normenkontrollklage“ erhoben. Sie lassen also überprüfen, ob das Verfahren zur Aufstellung der Vorrangzonen rechtmäßig ist.

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Die Investoren hatten in diesem Jahr gemeinsam mit der KE Energy Holding GmbH &Co. KG einen Bauantrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz eingereicht. Der wurde wegen seiner Dringlichkeit dann bereits ganz kurzfristig in der Februar-Ratssitzung beraten und erstmalig entschieden: Baudezernent Christoph Koch hatte vorgeschlagen, dem Bauvorhaben das notwendige Einvernehmen zu versagen. Begründet werden könne dies mit den soeben rechtswirksam gewordenen Windkraft-Vorrangzonen, weil der geplante Anlagenstandort außerhalb der Vorrangzonen liege. An dieser Argumentation hat sich auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung nichts geändert. Auch in der jüngsten Ratssitzung wurde das Einvernehmen erneut versagt.

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